Zukunftsvision
Myheimatler im Jahr 2100 - schöne, neue Welt

Foto: Pixabay

Das 21.Jahrhundert findet sein Ende, ein Jahrhundert, das die Menschenwelt verändert hat wie noch keins zuvor. Klimakrise, Artensterben, Migrationen, Kriege, Hunger und Armut, soziale Ungleichheiten und Verwerfungen ungeahnten Ausmaßes, Machtgier, massenhafter Tod, massenhaftes Elend, Auseinanderfallen der Staaten brachten die Menschheit an ihre Existenzgrenzen. Doch jetzt ist Ruhe eingekehrt. Eine Weltregierung unter, früher hätte man gesagt, sozialistischem Überbau bestimmt nun die Zukunft der Menschheit.

Ich lebe in der europäischen Provinz. Den Klimawandel hat man bremsen können, die Menschen leben aber unter veränderten Naturbedingungen. Die Weltbevölkerung ist durch Kriege, aber auch gezielte politische Maßnahmen, auf fünf Milliarden gesunken - und sinkt weiterhin. Wirtschaftswachstum hat sich vom menschlichen Bestreben verabschiedet. Gerechtigkeit und gleichmäßige Versorgung der Menschen wurden durchgesetzt. Arbeiten braucht kaum jemand mehr, in der Wirtschaft wird nur noch das Controlling und die ganz einfachen Arbeiten von Menschen verrichtet. Automatisierung und Künstliche Intelligenz sind die zentralen Begriff der Wirtschaft. In der Wissenschaft wird weiter emsig geforscht und entwickelt.

Luxus wie früher ist für die Menschen zu einem Fremdwort geworden bzw. erklärt worden. Jeder der verbliebenen Menschen hat seine Grundversorgung, kann sich selbst verwirklichen im Rahmen gesetzlicher Vorgaben. Mobilität wird kaum mehr gepflegt, man bewegt sich innnerhalb begrenzter Umkreise. Lustbedingte Fernreisen gab es mal. Freiheit hat sich den Vorgaben der Weltregierung anpassen müssen.

Ja, die Weltregierung, besetzt von Vertretern der kontinentalen Provinzen, nicht unbedingt demokratisch gewählt, unterliegt einem weltweit geltenden Grundgesetz, das unter Schmerzen beschlossen wurde, dessen oberste Devise das Überleben der Menschheit ist. Wir befinden uns in einer selbst ernannten Aristokratie, in einer Herrschaft der so genannten Besten. 

Wir selbst leben in einer ökologisch gebauten Wohnung, in Kürze erwarten wir unser erstes und wohl einziges Kind. Mehr Kinder dürfen wir nicht. Wir versuchen, uns sinnvoll zu beschäftigen. Wir lesen, gehen spazieren, genießen die Natur, unterhalten uns mit Menschen, schauen Fernsehen, besorgen unseren Haushalt, auch wenn der längst KI-gesteuert ist. Auf Myheimat, einem Internetportal, das sich erstaunlich lange halten konnte, tummle ich mich gern. Geistige Nahrung, nicht mehr. Ich denke viel nach, über uns, über die Menschheit, über die Erde. Obwohl ich mich eingeengt fühle, fühle ich mich sicher. Aber der Sinn meines Lebens, er erschließt sich mir nicht.

In unseren Genen scheint mir die Harmonie nicht angelegt zu sein. Der Mensch war immer schon ein Wesen des Kampfes, der Auseinandersetzung, des Unterwerfens der Erde, ein Wesen, das nach Geltung strebte, ein Wesen, das trotz Lebenswillens eigene Duftmarken in der Menschheitsgeschichte setzen wollte. Doch jetzt? Die Weltregierung, ein Produkt des 21.Jahrhunderts, hat uns zur Harmonie, zur Sicherheit, aber auch zur Bedeutungslosigkeit verurteilt. Übrigens: Religionen sind abgeschafft worden.

Eine neue Welt, ob schön, weiß ich nicht, aber womöglich einfach notwendig.

Bürgerreporter:in:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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