KOMMENTAR: Haben uns die "modernen" Zeiten die Genügsamkeit ausgetrieben? Haben wir uns bereitwillig zu Sklaven gemacht?
Sag mir, wo die Genügsamkeit geblieben ist, wo ist sie geblieben?
Viele Menschen reden von schlimmen Zeiten, sie jammern und klagen. Sie befürchten, es ginge bergab und meinen, das auch schon zu fühlen und zu spüren. Dabei geht der Zufriedenheits- oder gar Glücksindex auf unserer Erde kaum mit Wohlstand und ruhiger politischer Gemengelage einher. Ich vermute fast, in ärmeren Gebieten der Erde ist die persönliche Zufriedenheit der Menschen ausgeprägter als in den reicheren Gebieten.
Warum? Unsere hochmodernen Zeiten mit all ihren Errungenschaften haben uns vielleicht die Genügsamkeit ausgetrieben. In der Nachkriegszeit vor über einem halben Jahrhundert besaßen die Menschen in Deutschland nicht den materiellen Reichtum und die Möglichkeiten, die sie jetzt ihr eigen nennen.
Die Menschen waren noch genügsam.
Das kann man von den heutigen Menschen nicht behaupten. Höher, schneller, weiter - das ist die Devise, mit der wir der Wirtschaft angepasst wurden, wohl ohne es zu bemerken.
Und was wir nicht haben wie manche andere, das wollen wir umso mehr. Und den Gürtel mal enger zu schnallen, das geht überhaupt nicht, wird als Anfang vom Ende empfunden. Untergangsszenarien und das Schimpfen auf die Politiker als ausgemachte Sündenböcke machen die Runde. Wir sind längst zum Sklaven eines grenzenlosen wirtschaftlichen Wachstums geworden. Dabei würde Genügsamkeit uns viel glücklicher machen.
Und bevor man mich falsch versteht: Genügsamkeit bedeutet nicht Antriebslosigkeit oder gar Faulheit - viele faule Menschen sind alles andere als genügsam -, Genügsamkeit ist kein Gegenentwurf zur Strebsamkeit, sie verhindert jedoch Ruhelosigkeit und Fremdsteuerung, sie ist eine Chance für Zufriedenheit und Glück.
Vielleicht schaffen die Mensches es irgendwann mal wieder, diese Chance zu erkennen und am Schopf zu ergreifen. Ihr eigenes Wohlempfinden wird es ihnen danken.
Bürgerreporter:in:Helmut Feldhaus aus Rheinberg |
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