Schere zwischen Arm und Reich - Oxfam-Bericht
Gerechtigkeit, nicht zuletzt eine Verteilungsfrage, muss endlich in Angriff genommen werden

Foto: Pixabay

Ja, wir in Deutschland leben in einer Marktwirtschaft, deren Ziel stetiges Wirtschaftswachstum heißt, um Wohlstand zu generieren und zu erhöhen, aber ob wir in einer sozialen Marktwirtschaft leben, stellt die Realität zunehmend in Frage. Nach dem aktuellen Oxfam-Bericht flossen in Deutschland 81 Prozent des gesamten Vermögenszuwachses, der zwischen 2020 und 2021 erwirtschaftet wurde, an das reichste Prozent der Bevölkerung. Auf die übrigen 99 Prozent der Bürgerinnen und Bürger entfielen demnach lediglich 19 Prozent des Vermögenszuwachses. Während die Anzahl der Milliardäre in einem kleinen Bevölkerungssegment wächst, werden die Milliardäre insgesamt immer reicher. Kurz: Die Rendite des Wirtschaftswachstums wird alles andere als gießkannenmäßig ausgeschüttet.

Braucht das eine Prozent der Superreichen das Geld? Wohl kaum, auch wenn man einwenden kann, dass das Geld zum Teil sicherlich so investiert wird, dass auch andere Menschen davon profitieren können. Ändert aber nichts daran, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnet. Daraus den Anspruch herzuleiten, wir bräuchten mehr Wirtschaftswachstum, hat etwas Zynisches. Unsere Wirtschaftsideologie hat Gerechtigkeit sicherlich nicht im Auge. Dabei ist schon jetzt genug Reichtum und Wohlstand vorhanden, dass es für alle reichen würde, gäbe es eine angemessene Verteilung. Aber derweil reicht es für manche dennoch nicht, und das in einem der reichsten Länder der Erde. Oxfam fordert völlig zurecht die Regierungen, so auch die Bundesregierung auf, wie die Tagesschau berichtet, "diesem Trend mit Steuern auf Übergewinne und hohe Vermögen entgegenzutreten. Daraus entstehende Einnahmen müssten in den Ausbau von sozialer Sicherung, Bildung und Gesundheit investiert werden, um Ungleichheit und Armut zu bekämpfen." Vermögenssteuer? Richtig! Aber ich höre schon die Einwände einer Abwanderung des Geldes ins Ausland. Also doch alles beim Alten lassen? In mir sträubt sich einiges.

Apropos Gerechtigkeit, hier aus persönlicher Sicht:
Ich halte die verschiedene Entlohnung von Beschäftigten nicht immer für korrekt, auch wenn dort Angebot und Nachfrage sowie Leistung eine berechtigte Rolle spielen. Als Lehrer, weder zu den Reichen noch zu den Armen gehörend, hatte ich mein Auskommen, konnte mit meinem Gehalt für meine Familie sorgen. Nun bin ich pensioniert, kann mich finanziell nicht beklagen. Wenn ich dann aber höre und lese, dass viele Menschen, die um die vierzig Jahre gearbeitet haben, ob im Supermarkt, in der Pflege oder wo auch immer, was mich vielleicht mehr belastet hätte als mein Beruf, den ich mit Freude ausgeübt habe, froh sein können, wenn sie eine Rente über 1000 Euro erhalten, so rollen sich mir die Fußnägel auf. Das kann doch nicht wahr sein! Und wenn ich dann noch die Ruheständler ins Auge fasse, die über Unsummen an Geld verfügen, so kann ich den Glauben an die Menschheit verlieren.

Es wird höchste Zeit, dass das Geld in Deutschland, dass dessen erwirtschafteter Reichtum besser verteilt werden.

Bürgerreporter:in:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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