Wilhelm Neurohr: „IN DIE FALLE DER INVESTOREN GETAPPT?“ Zum Arkaden-Projekt in RE (Leserbrief)
Leserbrief zu den diversen Berichten über den Löhrhof-Abriss:
„IN DIE FALLE DER INVESTOREN GETAPPT?“
Täglich ist der Fortgang der Abriss-Arbeiten am Löhrhof-Center zu sehen und zu hören, mit dem Platz geschaffen wird für einen ähnlichen, wenn auch moderneren „Koloss“ als neuen „Konsumtempel“ am Rande der historischen Altstadt. Und täglich fragt man sich als Bürger dieser Stadt: Sind unsere Kommunalpolitiker in eine Falle getappt beim Buhlen um große Investoren, die mehr schaden als nutzen?
In deren Interesse beschäftigen sich hochbezahlte Wirtschaftsförderer und „Stadtmarketing-Manager“ im Rathaus bevorzugt mit der Frage, wie der Handel in unsinniger Konkurrenz zwischen Nachbarstädten seine Umsatzziffern erhöhen kann. Die Unterstützung des Handels, dessen Steueranteil gering ist, kostet die Stadt viel öffentliches Geld. Dabei ist der Handel nicht das Herz der Stadt, sondern nur Teil von ihr. Und die Bürger beleben ihre Stadt nicht nur bloße „Konsumenten“, auf die man sie gerne reduzieren würde.
Der bekannte Stadtplaner Prof. Dr. Roland mahnt als Vorsitzender des Werkbundes NRW in einem Aufruf an die finanzschwachen Ruhrgebietsstädte zum Umdenken und schreibt: „Der Anspruch des Handels ist erpresserisch und schließlich kriegt der Handel den Hals niemals voll.“ Die Stadtqualität zu erhöhen gelingt nicht, indem man in die Falle von Großprojekten der Investoren tappt. Denn der Investor bringt kein Geld, sondern er will sich Geld verdienen und holen – von den Bürgern als Käufern und aus dem Stadtsäckel für kostenlose Planungsleistungen, Infrastrukturen und Vergünstigungen.
Es lohnt sich nie, auf Investoren und ihre vollmundigen Versprechungen hereinzufallen, denn sie werden nachweislich nirgendwo erfüllt. Meist hat die Stadt vom Großinvestor mehr Nachteile als Vorteile und sie schaden der Stadt eher als sie ihr nutzen.
Daher würde ich mir wünschen, dass einige Jahre nach Eröffnung der „Arkaden“ dieser Leserbrief „auf Wiedervorlage“ nochmals veröffentlicht wird – denn ich fürchte, diese Feststellungen werden sich in einigen Jahren leider bewahrheiten. Um eine Innenstadt für die Bürger und mit den Bürgern zu beleben, bedürfte es ganz anderer Konzepte und Visionen von Aufenthaltsqualität in der Stadt – und die müssen gar nicht immer viel Geld kosten und jahrelange Großbaustellen erfordern.
Wilhelm Neurohr
(Bitte möglichst unverkürzt veröffentlichen)