Kritische Aufklärung in den Schulen statt religiöser Indoktrination und Suggestion! (Leserbrief)
Leserbrief an das Medienhaus Bauer, Marl:
– Von: Dietrich Stahlbaum, Recklinghausen
– Betr.: Georg Stawski: „Ist Erziehung nicht im weitesten Sinne Indoktrination?“
– Vom 10.Juli
Georg Stawski weist mit einigen Beispielen auf die dunkle Seite der Kirchengeschichte hin und beruft sich auf Karlheinz Deschner. Deschner hat in seiner bislang neunbändigen «Kriminalgeschichte des Christentums» und in zahlreichen anderen Büchern diese dunkle Seite in allen Einzelheiten beschrieben, um über Tatsachen und Zusammenhänge aufzuklären, die auch im Religionsunterricht zu kurz kommen, gerechtfertigt oder ganz verschwiegen werden.
Stattdessen, statt kritischer Aufklärung geschieht in den meisten Schulen das, was ich als „religiöse Indoktrination und Suggestion“ bezeichnet habe. Was damit gemeint ist, hatte ich in drei Beispielen aus meinem persönlichen Umfeld konkretisieren wollen. Sie fielen der Redaktionsschere zum Opfer. Deshalb hat Herr Stawski einen falschen Eindruck von der Sache bekommen. Der letzte Absatz meines Leserbriefes vom 10.Juli sollte lauten:
„Es ist sogar schon vorgekommen, dass dabei ein katholischer Pfarrer einem nicht getauften Siebenjährigen die Hand aufgelegt und geflüstert hat: ´Der Herrgott ist immer bei dir!` Und dass Kindern von Atheisten ungefragt die Oblate verabreicht wurde. 1939 sagte beim Konfirmandenunterricht ein Pfarrer der Glaubensbewegung ´Deutsche Christen` (DC) zu mir, Jesus sei kein Jude gewesen, ´er war blond wie du`“. –
Weitere Beispiele befinden sich in fast allen Religionsbüchern.
Wie will man Kinder zu freien, zu emanzipierten, zu autonomen Menschen erziehen, wenn man sie dogmen- und kirchenhörig zu machen versucht und alles vermeidet, was sie veranlassen könnte, selber einmal darüber nachzudenken, woran sie eigentlich glauben beziehungsweise glauben sollen? Diese auch heute unbeantwortete Frage habe ich bereits 1966 in einem Offenen Brief an den damaligen Oberbürgermeister Auge gestellt.
„Ziel jeder Erziehung ist die Selbständigkeit und spätere Ablösung (des Kindes) von den Eltern… Natürlichkeit, Sicherheit, Vertrauen und Freiheit sind die Leitbegriffe für eine gesunde Entwicklung.“ [Strotzka: «Einführung in die Sozialpsychiatrie», Hamburg 1965.]
Mit Indoktrination* und Suggestion** wäre dieses Ziel nicht zu erreichen.
(Bis hierher am 21. 7. in den Bauer-Zeitungen veröffentlicht.)
--------------------------------
*Indoktrination (von lateinisch: doctrina - "Belehrung") bedeutet die gezielte Manipulation von Menschen durch gesteuerte Auswahl von Informationen, um ideologische Absichten durchzusetzen oder Kritik auszuschalten. [Wikipedia Deutsch - Die freie Enzyklopädie]
** Suggestion (…) bezeichnet die manipulative Beeinflussung einer Vorstellung oder Empfindung mit der Folge, dass die Manipulation nicht wahrgenommen wird oder zumindest zeitweise für das Bewusstsein nicht abrufbereit ist. [ebd.]
Bürgerreporter:in:Dietrich Stahlbaum aus Recklinghausen |
5 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.