Holt Philosophie in die Schulen! Die „Konfessionslosen“, die Kirche, der Staat. (Leserbrief)
... an das Medienhaus Bauer, Marl:
− Von: Dietrich Stahlbaum, Recklinghausen
− Betr.: „Schulfrei statt Religionsunterricht“ und AUF EIN WORT
− Vom: 29. Januar
Immer, wenn von „Konfessionslosen“ die Rede ist und damit Menschen gemeint sind, die keiner Konfession, keiner Glaubensgemeinschaft angehören, dann deutet dies auf einen Makel hin, als fehle ihnen was. Viele von ihnen haben sich von allen religiösen Glaubensvorstellungen, Dogmen und Doktrinen befreit, sind Agnostiker und Atheisten.
Deshalb wäre der Begriff «Konfessionsfreie» besser angebracht. Es werden immer mehr. Laut Statistik sind im Kreis Recklinghausen und im Land NRW bereits über 10% der Schüler/innen konfessionsfrei und wohl auch Kinder konfessionsfreier Eltern. In der gesamten Bundesrepublik sind es ca. 33% aller Deutschen. Kaum zu ermitteln ist die Zahl der formalen Mitglieder, die sich innerlich längst von ihrer Kirche getrennt, aber nicht den Mut haben, sie endgültig zu verlassen. Der Schrumpfungsprozess beider christlichen Großkirchen ist jedoch unübersehbar.
Sie sind aus eigener Kraft nicht mehr existenzfähig und hängen finanziell am Tropf des Staates. Ob Konfessionsschulen, Kindergärten, Krankenhäuser, ob Caritas und Diakonie − diese Tendenzbetriebe werden zu fast 100% vom Staat, somit von a l l e n Steuer zahlenden Bürgerinnen und Bürgern finanziert, von konfessionsfreien ebenso wie von Angehörigen anderer Glaubensgemeinschaften. Das ist ein Verstoß gegen den verfassungsrechtlich vorgeschriebenen Gleichbehandlungsgrundsatz.
Deshalb ist es an der Zeit, Kirche und Staat strikt zu trennen. Dazu muss die Verflechtung von Kirche und Staat aufgehoben, müssen alle Kirchenprivilegien abgeschafft werden. Das betrifft auch die Militärseelsorge und den konfessionellen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen. Der Religionsunterricht muss für alle jüngeren Schüler durch Lebenskunde, für die älteren durch Philosophie vollständig ersetzt werden. Lernziele: Erkenntnisinteresse, kritisches, vernunftgemäßes Denken, Autonomie, Humanität.
Philosophie gehört in den Alltag. Sie muss praxisbezogen und für alle existentiellen Fragen offen sein. Sie ist eine der wichtigsten Grundlagen unserer Kultur.
(Am 5. Februar in den Zeitungen des Medienhauses Bauer, Marl veröffentlicht.)
Bürgerreporter:in:Dietrich Stahlbaum aus Recklinghausen |
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