Das Jagdschloss in Bracht, eine Keimzelle der Reformation in Hessen
Unscheinbar, beinahe unsichtbar für den Besucher des Rauschenberger Stadtteils Bracht ist das ehemalige Jagdschloss der Hessischen Landgrafen. Nur eine verwitterte Gedenktafel erinnert daran, dass in dem schlichten Fachwerkbau einst Hessische Geschichte geschrieben wurde.
Hier beriet sich im Jahr 1520 führte der damalige Landgraf Phillip I., genannt der Großmütige und ein reformfreudiger junger Mann von sechzehn Jahren in geheimen Gesprächen mit dem Ziel in die protestantische Lehre in Hessen einzuführen. Seine Gesprächspartner waren der in Simtshausen geborene Mediziner Euricius Cordus, einem Bekenner der Lehren Martin Luthers und der in Halgehausen bei Haina geborene Humanist Helius Eobanus Hessus, der für die Befreiung der Wissenschaft vom Zwang religiöser Dogmen eintrat.
Im Jahr 1526 verbündete sich Phillip mit anderen protestantischen Landesherren im Torgauer Bund und führte noch im gleichen Jahr die Reformation in Hessen ein, in dessen Folge auch die bestehenden Köster aufgehoben wurden. Deren eingezogene Vermögen wurden für die Armen- und Krankenfürsorge verwendet sowie im Jahr 1527 zur Gründung der Universität Marburg als erste protestantische Hochschule der Welt und für das zeitgleich gegründete Gymnasium Phillippinum.
Die Berater des Hessischen Landgrafen lehrten später als Professoren an der neu gegründeten Universität. Das Jagdschloss in Bracht wurde irgendwann zum Forstamt Burgwald und im Jahr 2004 aufgelöst. Die Gebäude befinden sich heute in Privatbesitz hinter blickdichten, verschlossenen Toren.
Kirchhain wurde seinerzeit zum wirtschaftlichen und strategischen Gegenpol zu Amöneburg entwickelt zumal die Stadt wichtige Handelsstraßen, z. B. die von Köln nach Leipzig, kontrollierte.