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Schmuckstück in Gefahr: Mehrheit des Gemeinderats will Altes Schulhaus in Puchheim-Bahnhof abreißen

  • Zukunft mit Flair. Das Alte Schulhaus muss bleiben.
  • Foto: Freunde des Alten Schulhauses Puchheim-Bahnhof
  • hochgeladen von Johannes Haslauer

Eines der letzten historischen Juwele Puchheim-Bahnhofs ist in Gefahr: das Alte Schulhaus von 1929 am Grünen Markt (zur Zeit JUZ). Eine Mehrheit des Gemeinderats will es nicht in das geplante neue Puchheimer Ortszentrum einbinden. Der Abriss droht. Puchheim vergibt sich die Chance auf einen charmanten Ortskern.
Das Schulhaus ist das einzige historische Gebäude im Herzen von Puchheim-Bahnhof, das praktisch unverändert seit der Gründerzeit des Ortsteils die Zeiten überdauert hat. Es definiert unmissverständlich, wo sich das angestammte, gewachsene Zentrum des Ortes befindet: neben Kirche, ehemaligem Bahnhofsrestaurant (Bogenhaus), Pfarrhaus und Maibaum.
Das Schulhaus ist ein architektonisches Symbol für die geschichtliche Biographie Puchheim-Bahnhofs, ein Erinnerungsort. Die Pioniere unseres Ortes haben es als Zeichen für das Selbstbewusstsein des jungen Ortsteils errichtet. Mit dem Willen, Puchheim-Bahnhof zu einem lebenswerten Ort zu machen. Von Anfang an war klar: wo das repräsentative Schulhaus steht, schlägt das Herz Puchheims. Als die Gemeindeverwaltung 1946 von Puchheim-Ort in die Siedlung Puchheim-Bahnhof verlegt wurde, fand sie hier ihre erste Bleibe. Die Wurzeln des Rathauses liegen im alten Schulhaus.
Obendrein: das Schulhaus ist ein architektonisches Schmuckstück der ‚konservativen Baumoderne’ des frühen 20. Jahrhunderts. Die Alte Schule stellt damit für Puchheim eine architektonische Rarität ersten Ranges dar – ein baukünstlerisches Werk von hoher individueller Qualität, wie der Ortsteil nur wenige hat. Für die weitere Bebauung des Grünen Marktes diente es als Maßstab. Pfarr- und Schulhaus bilden so ein harmonisches Ensemble.
Die „Freunde des Alten Schulhauses Puchheim-Bahnhof“ setzen sich für eine lebendige Zukunft des Hauses ein – als Herzstück der neuen alten Mitte. Sie sind davon überzeugt, dass es für den Grünen Markt als lebendiges Zentrum nur unter Integration des Schulhauses eine Zukunft geben kann. "Geschichte bewahren - Flair gewinnen!".
Unter dem Motto „Schmuckstück in Gefahr“ laden die „Freunde des Alten Schulhauses Puchheim-Bahnhof“ alle Bürger zum Infoabend ein: Mittwoch, 11. März , 19:30 Uhr, Ingeborg-Bachmann-Saal, PUC. Gemeinsam für das Alte Schulhaus!

  • Zukunft mit Flair. Das Alte Schulhaus muss bleiben.
  • Foto: Freunde des Alten Schulhauses Puchheim-Bahnhof
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  • Unmissverständliche Mitte anno 1930: Kirche (1926), Bahnhofsrestaurant (1897) und Schulhaus (1929).
  • Foto: Freunde des Alten Schulhauses Puchheim-Bahnhof
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  • Symbol für das Selbstbewusstsein des jungen Ortsteils. Auf einer Postkarte von 1964.
  • Foto: D' Buachhamer
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  • Gemeinsam für das Alte Schulhaus! Kommen Sie zum Infoabend!
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7 Kommentare

Es freut uns Schulhausfreunde, dass Herr Wiebers inzwischen unser Anliegen als ernstzunehmend anerkennt und auch signalisiert, dass er eine Prüfung für angemessen hält, wie sich das Schulhaus bei der Neugestaltung der Ortsmitte einbinden ließe.

Und doch sind wir uns noch uneins. Für Herrn Wiebers scheint die Frage der Nutzung der Ortsmitte absolut vorrangig zu sein – egal, wie die Ortsmitte dann aussieht. Wir dagegen setzen uns dafür ein, dass von Anfang an die Nutzung, die städtebauliche Qualität und der Erhalt des wertvollen baukulturellen Erbes in einen überzeugenden Einklang gebracht werden.

Unser bauliches Kulturerbe ist wichtiger Identitätsfaktor und Teil der hohen Lebensqualität am Ort. Wir wollen keine Ortsmitte aus der Retorte, sondern ein sorgsam ergänztes, attraktives und gewachsenes Ortszentrum mit Aufenthaltsqualität, Flair und hohem Nutzwert. Das ist möglich, wenn man will.

Wenn man das will, darf man sich allerdings nicht allzusehr an der (im Prinzip ja nicht verwerflichen Idee) Idee eines kombinierten „Bürger- und Rathauses“ festbeissen, das ein immenses Bauvolumen zur Folge hat. Alle fünf Modelle, die im Rathaus ausgestellt sind, sprengen die städtebauliche Maßstäblichkeit des Grünen Marktes. Praktisch alle Objekte sind deutlich größer (manche auch höher) als die jetzt schon von vielen als Fremdkörper empfundene Pfarrkirche von 1965/66.

Bauvorhaben – welcher Art auch immer – dürfen nach all unseren städtebaulichen Erfahrungen nicht dazu führen, dass wir eines der letzten historischen Gebäude in unserem alten Ortszentrum wegreissen, das noch dazu mit der übrigen Bebauung eine städtebauliche Einheit bildet. Auch aktuelle Handbücher zur Stadtplanung betonen, dass das baulich-kulturelle Erbe immer wichtiger wird (z.B. Prof. Bernd Streich, TU Kaiserslautern, „Stadtplanung in der Wissensgesellschaft“, 2005).

Immer noch findet man im Zusammenhang mit der angeblichen Notwendigkeit zum Bau eines kombinierten Bürger- und Rathauses und zu dessen Standort bei Herrn Wiebers nicht ausreichend begründete Aussagen (die sich möglicherweise gar nicht ausreichend begründen lassen). Vielleicht kann man die offenen Fragen bei Gelegenheit im Gemeinderat erörtern, wir geben sie gerne weiter.

Wir bleiben dabei: Puchheim braucht eine Mitte der Herzen – eine Mitte, die emotional und funktional ihren Zweck erfüllt. Herr Wiebers nennt das abschätzig „nostalgische Reminiszenzen“. Tatsache ist: Der Bezug zur Vergangenheit (ohne Einschränkungen) ist wichtiger Teil unserer modernen, demokratischen Gesellschaft und zwar aus gutem Grund. Er ist daher auch in der Verfassung festgeschrieben. Ich persönlich bin „fast“ gebürtiger Puchheimer – ich fühle mich dem Ort und seiner ganz individuellen Geschichte verbunden, mit allen Ecken und Kanten. Und sehr viele Puchheimer denken und fühlen ebenso. Niemand, vermutlich auch nicht Herr Wiebers, meidet historische Altstädte wegen einer zu befürchtenden emotionalen Gefährdung. Ganz im Gegenteil.

Herrn Wiebers Vergleich der offiziellen Ortsmittenplanung mit einem anrollenden Kohletagebau, der wüste Flächen hinterlässt und die Umsetzung historischer Gebäude nötig macht, scheint mir doch eher entlarvend als weiterführend zu sein. Der Vorschlag einer Übertragung des Schulhauses an einen anderen Standort geht von daher am Gegenstand der Diskussion völlig vorbei. Es geht nicht isoliert um das Gebäude, sondern um das Bild unserer Ortsmitte. Und dazu gehören nun mal die historischen Gebäude wie das Salz in der Suppe.

Die „Freunde des Alten Schulhauses“ sind folglich keine „Gegner eines neuen Rathauses“. Wir sind sicher: den kommunikativen, sozialen und kulturellen Mittelpunkt, den sich Herr Wiebers zurecht wünscht, können wir in unserer Puchheimer Mitte verwirklichen. Das Schulhaus ist Kernelement davon. Über den Rest lasst uns diskutieren – bitte auch bald wieder mit Fachleuten aus dem Gebiet der Stadtplanung und der Architektur. Und darüber, dass wir sinnvolle Ergänzungen in einer „uns zeitgemäßen Form“ errichten sollten, müssen wir uns sicher nicht streiten. Unser Zentrum ist groß genug für uns alle. Und für das Alte Schulhaus.

Johannes Haslauer, Sprecher der "Freunde des Alten Schulhausfreunde"

Wenn man etwas für die Zukunft bewahren möchte, dann muss man es weiterentwickeln. Das starre Festhalten an etwas (auch noch so liebevollen) „Überkommenen“ führt nur dazu, dass dieses untergeht.

Mein Vorschlag, das „Alte Schulhaus“ im Bereich des Ortskerns zu verlagern, wenn dessen bisheriger Platz für das Neue Rathaus benötigt wird, ist der Versuch, das „Alte Schulhaus“ für diejenigen zu retten, die daran emotional festhalten wollen (und aus innerer Haltung wohl auch müssen).

Das Neue Rathaus wird mit Sicherheit kein architektonisches Horrorgebäude, wenn der Gemeinderat klare bauliche Vorgaben erstellt, die sich in den Ergebnissen eines zukünftigen Architektenwettbewerbs widerspiegeln.

Im Gegenteil, ein zeitgemäßer und selbstverständlich maßstäblicher Rathausbau wird dann ein sogar einen Gewinn für das Bild der Ortsmitte werden. Zu dieser Erkenntnis muss man aber dafür auch im Herzen offen sein.

Ich gehe aus demokratischer Überzeugung davon aus, dass alle Bürger unserer Gemeinde ihren Beitrag zur Ortsmitteplanung leisten können und nicht nur „(pflegeleichte) Fachleute aus dem Gebiet der Stadtplanung und der Architektur“.

Ja, manches muss man weiterentwickeln, um es für die Zukunft fit zu machen. Aber: Die Weiterentwicklung darf das Bewahrenswerte nicht zerstören. Wir haben am Grünen Markt ein gewachsenes und maßstäbliches Ortsbild, das großes Zukunftspotential darstellt. Das sollten wir nutzen und sensibel weiterentwickeln. Das Schulhaus ist an seinem angestammten Platz kein Problem, sondern eine Chance.

Die nötigen Veränderungen können (und sollten!) in Form von zeitgemäßen und maßstäblichen Erweiterungsbauten, Nutzungsänderungen, einer neuen und einheitlichen Platzgestaltung, einer verträglichen energetischen Sanierung des Altbaus und der Gestaltung barrierefreier Zugänge stattfinden.

Diesen Gesamtkomplex aus Alt und Neu kann man dann prima für Kommunalverwaltung, Kultur, Bildung und soziales Leben nutzen. Das wäre ein großer Gewinn für den Ort. Darüber würden wir Schulhausfreunde uns aus tiefstem Herzen freuen. Und dafür gibt es andernorts viele gute Beispiele.

In unserer rechtsstaatlichen Demokratie ist es Grundsatz, möglichst alle wichtigen Güter und Interessen bei einer Entscheidung zu berücksichtigen. Beim Erhalt des baukulturellen Erbes und der überlieferten Ortsbilder geht es um ein grundlegendes gesamtgesellschaftliches Anliegen von Bedeutung für uns alle.

Gemeinderat und Bürgermeister haben jetzt die große und reizvolle Chance, eine konsensfähige und zugleich inhaltlich überzeugende Lösung herbeizuführen. Dass alle Bürger ihren Beitrag zur Ortsmitteplanung leisten können, ist auch unsere Überzeugung. Aus diesem Grund haben wir uns als Gruppierung gegründet und engagieren uns.

Die Gemeindevertreter könnten gute Arbeit leisten, indem sie beispielsweise einen Katalog mit den Raumansprüchen, Bedürfnissen und Vorstellungen der betroffenen Institutionen, der Gemeinde selbst sowie der Bürger zu einem Katalog zusammenstellen. Dieser Katalog könnte dann als Grundlage für einen städtebaulichen Wettbewerb dienen.

Johannes Haslauer, Sprecher der „Freunde des Alten Schulhauses Puchheim-Bahnhof“

P.S.: Hoffentlich lesen ein paar Gemeinderäte diese Diskussion mit, sonst ist sie ja fast vergebliche Liebesmüh! Zumindest hoffe ich, dass Herr Wiebers die Argumente im Ortsvorstand der SPD gewissenhaft vorträgt, dem er ja angehört.

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