Regenbogencamp bei Prerow
Pilz aus Nordamerika erobert Fischland-Darß

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Man kann es als (kleinen) Sensationsfund bezeichnen. Am 8. September 2023 fand Irene Sperlich aus Hannover-Bothfeld in einem Kiefernwald bei Prerow einen Pilz mit außergewöhnlich schönem Aussehen, der aber nicht zugeordnet werden konnte.

Im weiteren Verlauf wurde die anerkannte Darß-Pilzexpertin Antje Hückstädt aus Born kontaktiert. Sie erkannte den Fund als "Falsche Rotkappe", der noch nie auf Fischland-Darß registriert wurde. Daraufhin rief der informierte Lokal-Redakteur der Ostseezeitung, Timo Richter, die Finderin des Pilzes an. Er bat um ein Interview,  das am 11. September 2023 geführt wurde.
Drei Tage später erschien ein umfangreicher  Artikel über eine halbe Seite mit Foto der Finderin.

Hier ein kurzer Ausschnitt (Quelle: Ostseezeitung, Lokalteil Ribnitz-Damgarten vom 14. September 2023):

"Irene Sperlich aus Hannover-Bothfeld hat den Pilz am Waldrand im Bereich des Regenbogen-Camps bei Prerow gefunden. Es handelt sich um den ersten offiziellen Nachweis des Pilzes auf dem Darß. Bestätigt hat den Fund die Pilzberaterin Antje Hückstädt".

Soweit die Ostseezeitung, Schwesterblatt der Hannoversche(n) Allgemeine Zeitung (HAZ, Madsack-Group)

Die "Falsche Rotkappe" schaffte den Sprung von Nordamerika (Osten Kanada - New Brunswick - bis südlich in den U.S.A., North Carolina, westlich Michigan) über den großen Teich und wanderte nach Europa. Wie sie den Sprung schaffte, ist nicht bekannt.

Die einzelnen Stationen:

2011 = Litauen (Kurische Nehrung), eine andere Quelle nennt  als  ersten, allerdings ungenauen, Fundort in Europa das Baltikum (2007).
2013 = Lettland, Estland
2014 = Deutschland*, Norwegen, Dänemark
2016 = Polen

* Der Pilz wurde in Deutschland erstmals in der Lausitz entdeckt. Hier inzwischen in Kiefernwälder weit verbreitet. 
Die "Falsche Rotkappe" mag (trockene) arme Böden unter Kiefern (Pilz-Mykorrhiza = Symbiose von Pilzen und Pflanzen, bei der ein Pilz mit dem Feinwurzelsystem einer Pflanze in Kontakt ist). Die Pflanzen stützen sich gegenseitig. Die Wirtspflanze wird bis zu einem gewissen Grad trockenresistent.

Über Brandenburg wanderte der Pilz weiter nordwärts nach Mecklenburg-Vorpommern an die Ostseeküste. Auf Rügen wurde er bereits gesichtet. Und jetzt auf Fischland-Darß.

Auch in Niedersachsen soll es zu vereinzelten Sichtungen gekommen sein,  genaue Fundorte sind nicht bekannt, oder doch?
Wer weiß mehr?

Wie sieht  die "Falsche Rotkappe" aus?
Wie erkennt man sie?

Sehr junge Exemplare haben eine semmelgelbe Kappe, im späteren Wachstum wird die Kappe dunkelbraun bis rotbraun (Unterseite leuchtend gelber Schwamm), bei sehr alten Pilzen leuchtet die Kappe tiefrot (gelber Schwamm an der Unterseite wird dunkler).  Die in der Fotostrecke gezeigten Pilze sind somit im mittleren Stadium.
Der gerippte Stiel ist braun-gelb mit einer kräftigen Knolle und im Jungstadium von weicher Konsistenz, die sich in den weiteren Wachstumsphasen  nicht wesentlich verändert.

Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie listet die Falsche Rotkappe als (guten) Speisepilz, gibt aber zu bedenken, dass es noch keine ausreichende Studien bezüglich der Unverträglichkeit gibt, also beim Verzehr vorsichtig sein.

Quellen:
Ostseezeitung vom 14. September 2023
Antje Hückstädt (mündlich) Born/Darß
S.W.A.T. Michelle Rzadkowski, 15518 Briesen (Mark)
Richtigkeit der Texte ohne Gewähr

Bürgerreporter:in:

Bernd Sperlich aus Hannover-Bothfeld

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