Die Zeit der wilden Herde
Alarmierende Zahlen über Alkoholkonsum !
(nur Jugendlicher ?)
Nachtrag zum 4.Mai 2007
Die Zeit der wilden Herde
Oder „Der Trend zum Komatrinken“ alarmiert die Politik
(Schlagzeile Donaukurier vom Mittwoch den 23.Mai 2007)
Nachdem Sabine Bätzing im Drogen und Suchtbericht 2007 das Problem Komatrinken schon angemahnt hatte, habe ich ihr untenstehenden Brief geschrieben.
Liebe Sabine Bätzing
Ich teile Ihre Besorgnis die der von Ihnen vorgelegte „Drogen und Suchtbericht“ erzeugt. Wie sie richtig bemerkt haben gehen die Zahlen zurück, so wie momentan alle besorgniserregenden Zahlen in unserem Land zurückgehen.
Viele Politiker haben in den vergangenen Wochen Stellungen zum Alkoholproblem genommen, in verschiedenen Positionen aus welchen Gründen auch immer.
Mir persönlich als trockener Alkoholiker ist das nur recht und billig aber nicht mutig genug. Sie haben diese spezielle Aufgabe sich um das „Suchtthema“ zu kümmern und Ihre Aussage über die „Kultur des (WEG) Hinsehens“ ist richtig.
Da die EU beschlossen hat, den Alkoholkonsum (Grenzwerte, Gesetze, Strafen) neu zu regeln wachen in unserem Land auch mehr und mehr Politiker auf.
Sucht aber beim Namen genannt ist, immer das Problem der Anderen, der Mensch als mediales Wesen glaubt doch lieber der Werbung und den Versicherungen der so genanten Experten.
Ich kann was meine Sucht betrifft nur von mir sprechen und meine Geschichte erzählen. Mir fallen Dinge auf wie: „Das erste wirklich alkoholfreie Bier“ das heißt alle anderen alkoholfreien Biere die der Papa seinem 12 jährigen Sohn gibt sind nicht alkoholfrei. In dieser Branche wird gelogen das sich die Balken in den Suchtkliniken biegen. Grapefruitsaftgelbe und andere bunte Bier Misch Getränke haben die Alkopops längst abgelöst. Die erhobenen Verbotszeigefinger hinken der Entwicklung hinterher und die Schubladen der Produktentwickler in der Getränkeindustrie werden nie so leer sein wie die Gehirne von ausbrannten Trinkern und anderen mündigen Konsumenten. Psychologisch eiskalt berechnetes Produktplacement in den Läden und an den Kassen, ob Quengelsüßigkeiten oder Flachmann wer soll sich Böses dabei Denken.
Allein an die Eigenverantwortung zu appellieren ist mir zu wenig und zu oft benützt.
Ich fordere mehr Ehrlichkeit und Mut zu Ursachen und Wirkung, keine Beipackzettel und schwammige Verordnungen und Verbote.
Jeder schaut hin und Keiner fühlt sich selbst betroffen, wir haben eine Kultur der Schuldzuweisungen und JA ABER SAGER.
Keiner sagt was Sache ist, sondern warum etwas nicht geht. Die einfachsten Umsetzungen von bestehenden Gesetzen scheitern an lächerlichen finanziellen Zuständigkeitsgefechten. Die Suchtlobby verdient sich Ihr Geld hart, nur ein winziger Teil dieser Energie in klare Aufklärung gesteckt hat genau so viel Umsatzerfolg.
Der Süchtige lebt in und von der Lüge, Schönfärberei und Kleinreden ist Teil der Sucht und Wirkung des Suchtmittels. Wir sind Alle betroffen, wir können uns nicht im Leid der Anderen suhlen, jeder hat seinen eigenen Kelch.
Lassen Sie sich nicht einspannen, gehen Sie Ihren Weg, die Richtung sagt Ihnen Ihr Gewissen und wenn Sie Hilfe brauchen werden Sie mich finden.
Mit trockenen Grüßen
Manfred Habl den 4.Mai 2007
Ich habe bis heute keinerlei Reaktion der öffentlich angeschriebenen Stellen bekommen, die Gründe entziehen sich meiner Kenntnis.
Der Streit um geeignete Gegenmaßnahmen hängt wiederum in Finanzierungsfragen.
Doch der Fisch stinkt vom Kopf her, die Maßnahmen müssen bei Uns Erwachsenen im Bewusstsein und Umgang mit dem Thema Alkohol wachsen.
Nicht die Verführten gehören wie so oft an den Pranger, die Verführer müssen Klarheit darüber bekommen was Sie anrichten.
Ich war am Wochenende auf einem Nachwuchsmusikfestival, dort konnte ich „live“ erleben was Alkohol Jugendliche und Erwachsene so treiben.
Jugendliche schenkten an Jugendliche Bier aus, Erwachsene vorwiegend Verwandte und Bekannte „Fans“ der beteiligten Bands tranken zu Frühschoppen bei 28 grad C ihr Bierchen. Die vorwiegend „wilde junge Herde“ folgte Ihrem Trieb.
Ich kenne den Zustand von Unsicherheit- Herden- und Muttrinken nur zu gut aus meiner eigenen Jugend. Die Musik ist hart, das Wetter schön, die Hormone kochen und Alkohol in Form von Bier scheint legal, machen schließlich Alle.
Um „HaLT“ (Modellprojekt Alkohol-Jugendliche)zu gebieten, darf das „Vorbildverhalten“ und die Eigenverantwortung der erwachsenen Alkohol-User nicht einfach aus den Augen verloren werden. Ich kann meinen Kindern nur ehrlich mein Verhalten, meine Art zu leben übersetzen, frei nach dem Satz „Dein Gesicht hast Du geschenkt bekommen, damit lachen oder es verlieren musst Du selber“
Schreiben Sie Ihre Meinung direkt an Sabine Bätzing:
drogenbeauftragte@bmg.bund.de
Bürgerreporter:in:Manfred Habl aus Pfaffenhofen |
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