Von der hohen Kunst einen Hauptplatz zu gestalten
Der Pfaffenhofener, Hege und Aufzucht. Was Städteplaner wissen müssen.
Der Pfaffenhofener an und für sich steht in der früh auf, schlägt die letzte Seite der Tageszeitung auf, schaut nach wer gestorben ist und steht er nicht drin geht er aus dem Haus zum Hauptplatz um sich mit den anderen Pfaffenhofenern über die zu unterhalten die in der Zeitung stehen.
Diese Ureigenschaft des Eingeboren muss sich ein Städteplaner immer vor Augen halten wenn er daran geht die gute Stube der Pfaffenhofener neu zu gestalten.
Eine weitere Kernkompetenz ist der Satz „Des hamm mir no niar a so g´macht“ wobei nicht die grundsätzliche Abneigung gemeint ist, sonder die Bitte um Berücksichtigung aller liebgewordenen Gewohnheiten.
Wolfgang Inderwies von den FW hatte geladen und Städtebauer Klaus Immich bescherte den Gekommenen seinen Vorschlag zur Neugestaltung des unteren Hauptplatzes in Pfaffenhofen an der Ilm.
Ich hörte viel über Granit und die Breite eines nicht mehr vorhandenen Gehsteiges, über Bäume die früher nicht da waren, jetzt da sind, aber später woanders hinkommen. Wie in Zukunft der Autofahrer, wenn es ihn noch gibt, die verbliebenen 60 Parkplätze erreichen kann und ob ein elektronisches Zählwerk dafür notwendig ist. Der Pfaffenhofener Rentner soll sich beim Bowlen wohl fühlen in seiner guten Stube und die Geschäftsleute aus der Hüfte kommen. In den vielen Cafes wird die Frage auftauchen „Wohin flüchten wir wenn es regnet, in einen Stadtbus oder unter ein Sonnensegel das alle 5 Jahre erneuert werden muss.“? Die Jugend wird sich wieder am Brunnen treffen wenn sie auch mit dem Auto außen herum fahren kann und der Schmid Sepp wird sie abholen und hinbringen. Auch die Idee einer Tiefgarage kam kurzfristig in den Raum, wurde aber wieder als „zu alt“ nach Hause geschickt.
Da der Stadtrat mit seinem mutigen Entschluss die Müllerbräudurchfahrt (nicht die Meerenge von Gibraltar) für ein Jahr zu sperren und vor dem Rathaus ein Fußgängerzöhnchen mit Busdurchfahrt zu erlauben, Fakten geschaffen hat, muss jetzt tatsächlich der Bagger bestellt werden.
Viele waren von dieser Entwicklung, die 1984 begonnen hat, vollkommen überrascht.
Ein Fernseher wartet immer noch dass sein Käufer ihn mit dem Auto abholt und die Banken, Apotheker und Ärzte fürchten dass in Zukunft keiner zu Ihnen findet. Vielleicht hilft da ja ein Leitsystem oder der Schmid Sepp organisiert einen Dienst.
Es ist wie die Frage von Karl Valentin „Warum hat der Taucherhelm ein Fenster“? Damit der der drin ist, auch sehen kann ob der der draußen ist, auch rein schauen kann. Oder anders „Kennt den Buam ned, bringt den Anzug, passt hod a“.
Diskussionsbeitrag:video
DER BEGRIFF GESTALTUNG
Job Rotation
Auch mit ein wenig Wehmut habe ich kürzlich die Ernennung von Florian Erdle zum neuen Pfaffenhofener Stadtjuristen verfolgt, wurde doch damit (quasi durch höhere Gewalt) die Karriere des kabarettistischen Hausmeisters, eines lokalpolitisch-eloquenten Highlights, jäh beendet. Jener schreibt nun nur noch über beispielsweise mager besuchte klassische Musikkonzerte, verständlicherweise um Spannungsfelder mit seiner neuen Aufgabe zu vermeiden und sein künftig wohl ebenso mageres städtisches Salär aufzubessern.
Wer zieht sich den verwaisten Stiefel nun an?
Bravo, Manfred Habl!
Es ist ja nicht nur Kunst, einen Hauptplatz zu gestalten, sondern vielmehr, die ziel(ver)führenden Diskussionen zu kommentieren. Stachelig! Bärig! Erdlig!
Im Dreiecksverhältnis dieser Job Rotation ist nun nur noch der Stadtjurist gesucht, der dem in die literarische Kunst entwachsenden Manfred Habl in die (hoffentlich nun noch nicht verwaisenden) malenden und paf-halterischen Kreativecken nachfolgt.
Nix für ungut!