"Zwischen Zirkus Krone und Media Markt"

Freie Wähler
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Hubert Aiwanger ist Landwirt. Genauer gesagt: Agraringenieur mit FH-Abschluß. Er kommt aus Rahstorf. Weil das eh keiner kennt, sagt er lieber: Rottenburg. Rottenburg an der Laaber. Das liegt nicht mehr in der Hallertau, sondern etwas östlich davon. Der Fredl Fesl würde sagen „in meiner niederbayerischen Heimat Niederbayern“. Hubert Aiwanger ist 35 Jahre jung. Ja, jung, nicht alt, denn er steht seit einigen Monaten als Landesvorsitzender an der Spitze der Freien Wähler in Bayern. Und für diesen Posten ist man mit 35 schon noch jung. Blutjung, insbesondere wenn man in die Fußstapfen eines Grand Seniors, des Landrates Armin Grein, steigen musste. Bis jetzt hat das Hubert Aiwanger mit Bravour gemacht. Er denkt strategisch, spricht aber verständlich. Nicht das, was die Leute hören wollen, sondern das, was er für die Bürger bewegen will. Er spricht verbindlich und vertrauenserweckend. Und er spricht ohne Papier, frei weg von der Leber, mit blitzenden Augen und überzeugtem Ton.

Kürzlich hatte Hubert Aiwanger ein Heimspiel auf dem Gillamoos in Abensberg. Er war der einzige bayerische Vertreter der bürgerlichen Mitte. „Alle anderen sind Linke oder Auswärtige“, trotzte der niederbayerische Landwirt mit Recht. Und nicht ohne ein wenig Stolz. Der Abensberger Weißbierstadl, wenn auch das kleinste Forum neben den riesigen Zelten, war voll. Übervoll. Und in den Eingängen standen noch gut drei Dutzend neugieriger Zaungäste. Außerdem gab es Beifall, ja sogar stehende Ovationen für den neuen Motor der bürgerlichen Mitte. Nicht nur von seinen mitgereisten Fans, sondern sogar von den zufälligen Zaungästen. Davon konnten die schwarzen, roten, gelben und grünen Festredner in ihren halbleeren Bierbuden nur träumen. Bei einer großen bayerischen öffentlichen Rundfunkanstalt blieb Aiwangers Auftritt als einziger unerwähnt. Vergessen? Ein Schelm, wer denkt: "bewusst verschwiegen".

Am 20. September war Hubert Aiwanger bei den Pfaffenhofener Freien Wählern zu Gast. Nicht minder engagiert als auf dem Gillamoos trug er auch in der Kreisstadt seine politischen Ziele vor. Natürlich vor vollen Reihen im Naturfreundehaus. Bürgernähe und Unabhängigkeit stehen vor allem über der Politik der Freien Wähler. „Unsere Entscheidungen müssen gut für die Bevölkerung sein, wir laufen keinem Parteibuch nach,“ so Aiwanger. Ihm geht es jeweils um die Sache, und mit Roten und Grünen rede er ebenso wie mit Schwarzen. Ob die Schwarzen aber gut auf ihn zu sprechen sind, sei erst einmal dahingestellt. Hubert Aiwanger fuhr nämlich schweres Geschütz gegen die staatstragende Partei auf: Bayern ist im Ländervergleich nachweislich zurückgefallen, man hört nichts mehr von „Bayern number one“. Gegenüber der Bundes- und Europapolitik wird zu wenig Rückgrat bewiesen, „wir fördern unsere Nachbarländer an uns vorbei!“ Der Mittelstand wurde im Stich gelassen, es herrscht Verdrossenheit, wenn es um die Schaffung neuer Lehr- und Arbeitsplätze geht.

Aiwanger legt den Finger tief in die kosmetisch verklebten Wunden der Regierungspartei. Und wohl nicht ganz unberechtigt. „Wir müssen wagen, den Verantwortlichen beim Namen zu nennen. Die CSU muss einsehen, dass es neben ihr noch andere Bewegungen gibt, die sich um das Wohl der Bürger bemühen“, so Hubert Aiwanger. Dazu wollen im Landtag ab 2008 endlich auch die Freien Wähler zählen. Ein einziges Prozent bräuchte man mehr als bei der Wahl 2003. Das sollte zu schaffen sein. Aiwanger ist unermüdlich auf Tour: Besuch bei Orts- und Kreisverbänden, Gründung des zehnten FW-Arbeitskreises, Veröffentlichung der x-ten Pressemitteilung: „Der Fleckerlteppich verdichtet sich!“

Die Freien Wähler wollen das alles ohne Konzernspenden schaffen, frei und unabhängig, selbst wenn man solches Geld gut brauchen könnte. Nein, die Freien Wähler finanzieren sich aus eigener Kraft. Und der Agraringenieur Hubert Aiwanger steuert auch seinen Teil für den Wahlkampf bei - aus Erträgen von Ackerbau und Viehzucht.

Dass man mit finanziellen Bordmitteln Aufmerksamkeit erwecken kann, bewies letztlich die bayernweite Plakatieraktion. „Gar nicht so teuer“, meinte Hubert Aiwanger. Und in Anspielung auf die stellenweise harsche Kritik anderer politischer Gruppierungen: „Wen soll’s denn schon stören, wenn ein paar Wochen lang zwischen Zirkus Krone und Media Markt der Aiwanger hängt?“ In seinem schelmischen Humor scheint er seinem niederbayerischen Nachbarn Fredl Fesl manchmal sogar ähnlich zu sein, der Hubert Aiwanger. Aber viel wichtiger ist, dass er die Freien Wählern auf den richtigen Kurs bringt, und das traut man ihm auch zu. Kein Komet, sondern ein Kapitän. Und auch in Pfaffenhofen gab es stehende Ovationen.

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Inderwies aus Pfaffenhofen

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