Pfaffenhofens verkehr(s)te Politik
Kaum sieben Wochen ist es her: Stolz reisten Pfaffenhofens Stadtväter und -mütter zum Flughafen München, um einen nagelneuen Bombardier-Jet der Lufthansa auf den Namen der Kreisstadt zu taufen. Peter Trautmann, Geschäftsführer der Flughafen München GmbH, bemerkte bei dieser Gelegenheit eine große Gemeinsamkeit: Pfaffenhofen zählt etwa genauso viele Einwohner wie der Münchener Airport Beschäftigte. Gegenwärtig sticht den Beschäftigten des Flughafens und den Einwohnern Pfaffenhofens noch eine zweite Gemeinsamkeit ins Auge: Während man dem fortschrittlichen Verkehrsknotenpunkt wegen seiner abgeschiedenen Lage im Erdinger Moos nachsagt, er sei nur aus der Luft zu erreichen, scheint dies für die beschauliche Siedlung an der Ilm wohl bald tatsächlich zuzutreffen.
Der gemeine Pfaffenhofener ist ja schon einiges gewöhnt: Ob gleichzeitiger und langwieriger Baumaßnahmen an Weiherer Unterführung und Bahnhof wird zwar gerne hinlänglich gegrantelt, doch letztlich toleriert man die Behinderungen - mit der Aussicht auf Verbesserung der Gesamtsituation im Auge. Nebenkriegsschauplätze wie die St.-Florians-Schlacht der Moosburger-Straßen-Viertler gegen die Weiherer wegen der künftig absehbar geringeren, aber dennoch inakzeptablen Verkehrsbelastung, tragen zur Auflockerung bei, werden schließlich aber demokratisch niedergeschlagen.
Mit dem Anrücken der Tiefbaukolonnen von Nordwesten scheint sich nun aber die baustellentechnische Kesselbildung um Pfaffenhofen bedrohlich zuzuziehen: Infanteristen haben mittlerweile die ST 2232 (mit bürgerlichem Namen: Staatsstraße nach Geisenfeld) eingenommen und gesperrt. Vom Einsatz schweren Gerätes ist zwar noch nicht allzuviel zu sehen, jedenfalls bleibt dem gemeinen Bürger die Durchfahrt verwehrt. Die Unterführung am Förnbacher Inselweg avanciert wegen ihrer strategisch günstigen Lage zum Nadelöhr der automobilen Bevölkerung - jeder fährt rein, und keiner kommt mehr raus. Einziger Fluchtweg aus der Stadt ist noch die PAF 4, ihres Zeichens Westtangente, vor Jahrzehnten durchgesetzt von einem wohl sehr weitblickenden Bürgermeister. Doch um auch den Usern dieser Peripherie ein Schnäppchen zu schlagen, werden just zur Hauptverkehrszeit am Donnerstag Nachmittag die Böschungen gemäht - Unimogs sind bei Gegenverkehr nun einmal fast unüberholbar. Daß die Ingolstädter Straße wegen der Leitungsanbindung des Sankyo-Werkes einseitig gesperrt ist, fällt angesichts des kommunalen Verkehrskollaps schon kaum mehr ins Gewicht, von Straßenbaumaßnahmen benachbarter Gemeinden und Kreise ganz zu schweigen.
Natürlich, zuständig sind für diese illustren Tiefbaufeldzüge die verschiedensten Institutionen. Eine gemeinsame Abstimmung der Maßnahmen bleibt allerdings zu bezweifeln, denn eine derartige Gleichzeitigkeit hätte der cleverste Tiefbauingenieur nicht einmal bei akribischer Planung erreicht!
Bürgerreporter:in:Wolfgang Inderwies aus Pfaffenhofen |
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