"Ich wünsche mir eine Innenstadt, die Vielen etwas bietet."

Besprechung mit Bürgermeister Prechter (Bild: Reil)
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myheimat: Herr Abenstein, im Stadtrat sind Sie Referent für Unterneh-mens- und Wirtschaftsförderung sowie Innenstadtbelebung. Könnten Sie uns kurz erklären, welche Aufgaben und Anforderungen sich dahinter verbergen?

Theo Abenstein: Nach dem Buchstaben des Gesetzes bin ich als „Stadtrats-referent“ das Verbindungsglied zwischen dem Gesamtgremium und den fachlich zu-ständigen Verwaltungseinheiten. In dieser Funktion gebe ich Anregungen an die Verwaltung, überprüfe anstehende Entscheidungen auf ihre Auswirkungen für die Wirtschaft und die Stadtentwicklung, bringe Vorschläge in den Stadtrat ein, z.B. bei der Haushalts- oder der Bauleitplanung. Nach außen pflege ich Kontakte mit den Wirtschaftsverbänden und den Betrieben und bin auch Ansprechpartner für die örtli-che Wirtschaft und interessierte Unternehmen, soweit sich diese nicht direkt an die Verwaltung oder den Bürgermeister wenden. Auf meine Anregung gibt es einen städ-tischen Bevölkerungsbericht, den ich für interessierte Firmen mit aktuellen wirtschaft-lichen Kennzahlen aufbereite.
Was die Anforderungen anbelangt, sind Grundkenntnisse der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, der Verwaltungsverfahrensvorschriften und der Fördermög-lichkeiten hilfreich. Natürlich nützen mir auch die Erfahrung aus den Jahren im Man-dat und die dabei gewonnene Kenntnis der örtlichen „Gegebenheiten“.

myheimat: Was verstehen Sie selbst unter einer belebten Innenstadt? Wie wünschen Sie sich die Innenstadt Pfaffenhofens? Sind Sie zufrieden mit der aktuellen Situation?

Theo Abenstein: Für mich bestimmt die Innenstadt ganz wesentlich die Att-raktivität und die Identität einer Gemeinde. Und hier sind die Vielfalt und die Qualität der Angebote im Handel, bei Dienstleistungen aber auch im kulturellen und sozialen Bereich ausschlaggebend. Auch das Stadtbild und die Verkehrsraumgestaltung sind wichtig. Ich wünsche mir eine Innenstadt, die Vielen etwas bietet und dadurch den Menschen, die hier leben und arbeiten auch Heimat sein kann und sie mit dieser Stadt verbindet. Allerdings gehen Ansichten und Einsichten zwischen Anbietern und Nutzern über das, was die Innenstadt belebt, z.T. weit auseinander. Hier muss die Stadt, voran der Stadtrat, zwischen beiden noch stärker als Moderator auftreten. Wir dürfen uns nicht nur als Vertreter von Einzelinteressen verstehen.

myheimat: Die Stadt Pfaffenhofen wirbt mit dem Slogan „Mitten drin im Markt“. Welche Vorzüge sehen Sie als besonders herausragend am Wirt-schaftsstandort Pfaffenhofen an?

Theo Abenstein: Zum einen ist es die geographische Lage mit der uns um-gebenden Infrastruktur, die Nähe zu den Zentren und zugleich zur natürlichen Um-gebung in einer herrlichen Kulturlandschaft. Wir liegen in der Mitte des Marktes in Bayern und - wenn man so will - auch im erweiterten Europa, das für einige unserer ansässigen Firmen ein immer bedeutenderer Absatzmarkt wird. Zum anderen sind es die Menschen, die hier leben, gut ausgebildet, leistungsbereit und zuverlässig und vor allem kaufkraftstark. Hinzu kommen vernünftige Steuersätze und eine Politik, die erfolgreiches Wirtschaften als beste Voraussetzung für eine erfolgreiche ökonomi-sche, ökologische und soziale Stadtentwicklung sieht und entsprechend handelt.

myheimat: Wie sieht die Wirtschaftsförderung der Stadt Pfaffenhofen aus? Gibt es einen besonderen Service oder Ansprechpartner für ansied-lungswillige Unternehmen, beispielsweise ähnlich dem „Ansiedlungslotsen“ der Stadt Friedberg, der als Mittler und Koordinator die verschiedenen Interes-sen (Unternehmen, Stadt und weitere Beteiligte) zusammenbringt?

Theo Abenstein: Eine einzelbetriebliche städtische Wirtschaftsförderung gibt es nicht, dennoch leisten wir für die Wirtschaft einiges, indem wir Aktionen von Pro Wirtschaft unterstützen, wirtschaftsfreundliche Steuerhebesätze haben, eine gute städtische Infrastruktur und ein umfassendes Angebot an Bildungsangeboten vorhal-ten. Die Wirtschaftsansiedlung selbst ist zunächst Chefsache. Ihm stehen weitere Fachleute aus dem Bauamt, dem Ordnungsamt und der Kämmerei für spezielle Fra-gen in Grundstücks-, Bau- oder Finanzierungsangelegenheiten bzw. zur Abwicklung eines Projektes zur Seite. Sie helfen auch bei der Abstimmung mit anderen Behör-den und Organisationen. Einen eigenen “Kümmerer“, der sich um potenzielle Ansied-ler bemüht, haben wir allerdings (noch)nicht.

myheimat: Gibt es, Ihrer Meinung nach, in Pfaffenhofen genügend aus-gewiesene Gewerbeflächen? Und inwieweit ist es möglich maßgeschneiderte Lösungen für ansiedlungswillige Unternehmen zu schaffen?

Theo Abenstein: Derzeit ist ein ausreichendes Angebot für großflächige Vor-haben verfügbar und bereits erschlossen. Auch für KMUs sind innerstädtisch und an verschiedenen Gewerbestandorten Flächen für unterschiedliche Ansprüche vorhan-den. Soweit es rechtlich möglich ist, bemühen wir uns auch um individuelle Lösun-gen.

myheimat: Wie haben sich die Gewerbesteuereinnahmen in den letzten Jahren entwickelt? Sind Sie damit zufrieden oder sehen Sie noch ein deutlich höheres Potential?

Theo Abenstein: Ausgesprochen erfreulich! Vor allem im letzten Jahr hatten wir durch Nachzahlungen aber auch durch Neuveranlagungen erhebliche Mehrein-nahmen zu verzeichnen. Ich hoffe, dass die gute wirtschaftliche Lage noch anhält, denn wir haben noch einiges vor, mit dem wir den Standard für eine lebendige In-nenstadt sichern wollen und dazu brauchen wir nun mal eine gute Haushaltsentwick-lung. Gott sei Dank haben wir einen guten Branchen-Mix mit einem Schwerpunkt im Dienstleistungssektor (fast 66% der Arbeitsplätze). Das ist zukunftsfähig und noch ausbaubar.

myheimat: Wie sehen Ihre Ziele als Wirtschaftsbeauftragter für die Zu-kunft aus? Gibt es ein Projekt, das Ihnen besonders am Herzen liegt?

Theo Abenstein: Jetzt stehen erst mal die Kommunalwahlen an, danach werden die Referate neu- oder wiederbesetzt. Interessante Herausforderungen sehe ich mehrere. Die aktuellste ist die Neugestaltung des Hauptplatzes, dort das Neben-einander von Flaniermeile und Handelsplatz in Einklang zu bringen. Sorge macht mir die wachsende Zahl von innerstädtischen Leerständen, aber auch die zunehmende freiwerdende bäuerliche Bausubstanz in den Ortschaften der Stadt.
Diese Bereiche mit Blick auf die sich wandelnde Bevölkerungsstruktur neu zu bele-ben, ist mir ein besonderes Anliegen, für das ich mich auch künftig einbringen will.

myheimat: Herr Abenstein, vielen Dank für das Interview.

Bürgerreporter:in:

Anita Weber aus Friedberg

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