Gentechnik: "Es lohnt sich, darüber genau nachzudenken!"
Pfaffenhofen (ind) Ein ökologischer Dauerbrenner ist die Diskussion um den Einsatz von Gentechnik. Der Ortsverband der Freien Wähler Pfaffenhofen hatte nun einen öffentlichen Diskussionsabend mit dem Diplom-Agraringenieur Johannes Doms organisiert, und rund fünfzig interessierte Bürger aus allen Ecken des Landkreises folgten der Einladung. Quintessenz des sehr objektiven Fachvortrages von Johannes Doms über Gegenstand, Arten und Ziele der Gentechnik, war, dass es sich lohne, genau über die Gentechnik nachzudenken.
"Gentechnik ist ein Eingriff ins Erbgut zur gezielten Veränderung von Ausprägungen von menschlichen, tierischen und pflanzlichen Zellen und Mikroorganismen." Johannes Doms erläuterte genau, was sich hinter dieser Definition verbirgt, und zwar an plausiblen Beispielen: Bestimmte Gene eines Fisches aus einer Polarregion machen etwa Erdbeeren frostsicher. Der Streifzug des Experten begann bei der roten Gentechnik zur Herstellung von Impfstoffen und Medikamenten und führte über die weiße und blaue Gentechnik schließlich zur grünen Gentechnik, der gezielten Manipulation des Erbgutes von Pflanzen und dessen Freisetzung in die Umwelt. Primäre Anwendung sei hier vor allem die Erhöhung der Resistenz, auch aber die Ertragssteigerung. Arten- und Gattungsgrenzen werden bei der Genmanipulation dabei bewusst außer Acht gelassen. Weltweit seine derzeit 90 GM-Pflanzen zugelassen, innerhalb der EU ist jedoch nur der kommerzielle Anbau von Bt-Mais erlaubt.
Als Risiken der Gentechnik erläuterte Doms vor allem die Resistenzbildung, die wirtschaftliche Abhängigkeit der Verwender und die unkontrollierte Ausbreitung in der Natur, verbunden mit unwägbaren juristischen Folgen. Gesundheitliche Risiken bestünden beispielsweise für den Fischallergiker, der Erdbeeren isst - Fütterungsversuche bei Tieren haben bis hin zu Gerhirnanomalien geführt. Aussagen über die langfristigen Auswirkungen des Verzehres gentechnisch veränderter Pflanzen können aus diesen Versuchen jedoch noch nicht abgeleitet werden. In vielen Fragen stehe die Forschung noch am Anfang, insbesondere die Auswirkungen gentechnisch veränderten Futters seien noch nicht hinreichend untersucht. Es gebe lediglich Vermutungen, dass hier ein Einfluß auf den Stoffwechsel der Tiere bestehe.
Als besondere Gefahr sieht Doms den „Resistenzbrecher“ bei Hybridsorten, ein Phänomen, das im Extrem zu einem kompletten Ernteausfall führen kann. „Was draußen ist, ist nicht rückholbar“, so die Quintessenz des Experten zum Einsatz genmanipulierter Pflanzen in der freien Natur. Reine Kreuzungszüchtung sei trotz aller Einschränkungen die einzig legitime Methode, um die Resistenz von Pflanzen zu erhöhen, da sie ein natürlicher Ablauf sei. Auf die Frage, ob künftigen Nahrungsmittelengpässen durch die Förderung der Gentechnik oder einen vermehrten Einsatz von Pestiziden begegnet werden solle, antwortete Doms, dass weltweit derzeit noch genügend Nahrungsmittel zur Verfügung stünden. Allerdings werde deren bedarfsgerechte Allokation durch wirtschaftliche Interessen behindert, die Globalisierung bringe hier größte Probleme. Den Verbraucherschutz in punkto gentechnisch veränderter Lebensmitttel sieht Johannes Doms als „sehr schwierig“ an: Die Wahrscheinlichkeit, gentechnisch veränderte Waren zu erhalten, sei gering, auf Kennzeichnung und Produkthinweise solle man achten, eine hundertprozentige Gewähr gebe es allerdings nicht. 3. Bürgermeister Helmut Staddler dankte dem Referenten Johannes Doms abschließend für seine ausführlichen und fundierten Stellungnahmen. Die Freien Wähler werden in weiterer Reihenfolge Informationsveranstaltungen zu brisanten und aktuellen Themen organisieren.
Bürgerreporter:in:Wolfgang Inderwies aus Pfaffenhofen |
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