Reflektionen
Mit meiner deutschen Brille – die aus Erziehung und mehr oder weniger positiven An- und Einsichten die sich wohl fast jeder in dem Kulturkreis zulegt in dem er/sie lebt empfinde ich die Franzosen eher als pragmatisch.
„Laisser faire“ könnte man es auch nennen.
In Deutschland muß alles durchgeregelt und organisiert sein – damit man anschließend auf die „Regelungswut“ schimpfen kann und völlig hilflos wird wenn es kein Schild, kein Gesetz oder irgendjemand anderes gibt der einem sagt wo´s denn langgeht.
Achten Sie mal drauf – wenn Sie das nächste Mal in Frankreich sind und auf einer ganz normalen Landstraße fahren.
Haben Sie keine Probleme damit die Straße zu erkennen?
Wissen Sie wo die rechte Spur ist?
Auch Nachts?
Wenn ja – dann sind Sie schon ein Franzose!
Ein bisschen wenigstens.
Ein Reindeutscher braucht scheinbar mindestens alle 50m einen weißen Leitpfosten mit schwarzer Binde und einem Reflektor dran (einen rechteckigen für die rechte, zwei runde für die linke Fahrbahnseite ) für Nachts um die Straße nicht zu verfehlen. Ehrlich – als ich dies schrieb mußte ich selbst erst mal nachsehen welcher Reflektor rechts und welcher links zu sein hat.
Kostet etwa 30€ pro Stück.
Also zwei pro 50m Straße.
Und an jeder Einmündung eines Trampelpfads auch, zur Sicherheit. Recht, links, davor und dahinter.
Der Durchschnittsfranzose wird
a) diese Pfosten ignorieren wenn sie ihm nicht sinnvoll und wenig hilfreich erscheinen
und weiß
b) wie ich auch eh nicht welcher Reflektor wo ist und es ist ihm – wie mir – auch völlig wurscht
weil
c) er auch so weiß wo
aa) die Straße und bb) die rechte Straßenseite ist.
Und da Frankreich auf diese Weise rd. 60€ pro 50m Straße und 120€ pro Trampelpfadeinmündung spart braucht es seinen Auto- und anderen Kraftfahrzeugbesitzern auch keine Kfz-Steuer abzuringen.
Und mit den eingesparten Beamtenstellen für die Planung, Beschaffung, Aufstellung, Überwachung, Reinigung, Erneuerung und Dokumentation (samt Qualitätsmanagement) der Leitpfosten können sich die Franzosen auch noch ein paar sinnvolle Leitpfosten für die Kurvenbereiche leisten.
> "Aber - nun bring doch endlich mal Beispiele in Sachen Leitpfosten und Unfallzahlen!"
Lenk nicht ab, Edgard! Es geht hier nicht um Unfallzahlen mit oder ohne Pfähle sondern um Deine (oben erneuerte) Behauptung, die Landstraßenpfähle seien eine typisch deutsche Erscheinung und auf die deutsche Regelungswut zurück zu führen. Jeder, der auch nur in Europa mit einem Fahrzeug unterwegs war, weiß, dass dies Humbug ist.
Auch mit den weltweit üblichen Pfählen für den Winterdienst hat dies überhaupt nichts zu tun; sie dienen lediglich den Schneepflügen zur Orientierung. Schon gar nicht hat das Thema etwas mit der Helmpflicht zu tun. Und dass manche Leute ihre T-Shirts, Shorts und Sandalen "unter dem Helm" tragen, habe ich auch noch nie gesehen. Aber: Jedem das Seine! :-))