Mein klein´Gärtchen...
Jetzt wird es wieder schön - ich kann die Eingangstür nachmittags offen lassen und dadurch meine (Zweit)Wohnung optisch erweitern und mehr Licht hineinzulassen - und natürlich Luft.
Nur ein einziges (Dachflächen)Fenster ist nicht viel, selbst für eine Wohnfläche von 3,3 x 5,8 bzw. 6,7m (das Bad mitgemessen). Auch mehrere Wochen hintereinander läßt es sich hier wohnen - in Afghanistan hatte ich wesentlich weniger Platz, und das bis zu 6 Wochen am Stück.
Und - ich darf raus.
Hinter der Tür ein kleiner Balkon und die Treppe nach unten in den Innenhof, der jedoch fast durchgehend gepflastert ist. Doch dieser Balkon ist schon ein Stück Lebensfreude. Ein Gartenstuhl dort, ein selbstgebauter Tisch. Auch ein zweiter Sessel hat Platz - und etwas Fauna. Nach der Arbeit draussen sitzen, die Sonnenstrahlen genießen bei einem Becher Tee und Entspannungslektüre, von Drinnen bretonische Musik.
Schade - meine Yucca hat den Winter wohl nicht überlebt - vielleicht war der Wechsel von draussen nach drinnen und zurück zu heftig.
Kommt der Weinzweig im Topf wieder? Ich bin gespannt.
Der Balkonkasten ist neu bepflanzt und begrüßt mich schon morgens vor der Fahrt zur Arbeit mit seinen Farben.
Nur einen Schritt neben dem Fuß der Treppe, vor der gut meterhohen Mauer an der das Grundstück endet ein kugelförmiger Baum der auch den Winter über kaum Laub verlor. Daneben, parallel zur Mauer stand noch letztes Jahr ein steinerner, rechteckiger Blumenkübel dem der Vermieter jedoch wegholte - zurück blieb ein knapp 1,2x0,7m großes Stück Ödnis auf dem nur ein paar übriggebliebene Pflastersteine zu wachsen schienen.
Diese Ödnis starrte mich an, wochenlang.
Ute besuchte mich; Freitag nachmittag holte ich sie vom Bahnhof ab - und fuhr mit ihr zum Baumarkt. Eine Länge Beeteinfassung, zwei große Sack Blumenerde und einige Frühlingsblüher landeten im Kofferraum.
"Hast Du denn überhaupt eine Schaufel?"
Jetzt hab ich eine.
Der Samstag war schon reserviert, am Sonntag nach dem Frühstück "mal eben" die Betteinfassung und Pflanzen einsetzen.
Von wegen.....
Und eine Gießkanne hatte ich auch nicht.
Am Wochenende drauf war ich wieder mal zuhause.
Mich hatte gefuchst daß ich Kompostierbares in die Mülltonne werfen mußte (eine Biotonne gibt es hier nicht), doch ein normaler Komposter wäre absolut überdimensioniert, er hätte auch nicht unter den Baum gepasst.
Baumarkt.
Heraus kam ich nach einiger Überlegung mit zwei 3x0,1m günstigen Terrassendielen die ich gleich auf Hälfte hatte sägen lassen und einer Terrassenplatte 0,5x0,5m - das Ganze für nicht einmal 20€ - dafür hätte ich nur einen Kunststoff-Billigkomposter vom Restpostenmarkt bekommen - der, wie gesagt eh zu groß geraten wäre. Die Abmaße des Materials bestimmten das Maß des Komposters, Verschnitt gab es nicht.
Durch Luftspalte zwischen den Brettern wuchs die Höhe der Kiste auf 60cm; eine Loch im Deckel, verursacht durch einen 25mm Forstnerbohrer dient als Öffnungshilfe.
Ein paar kurze Vierkanthölzer, zwei paar Scharniere (der Terrassenplattenkompostdeckel läßt sich sogar komplett abnehmen!) und die nötigen Spaxschrauben lagen eh´ nutzlos zuhause rum, und so war auch dieser (Bastel)Sonntag gesichert; noch in derselben Nacht und 500km später stand die Holzkiste in meinem Gärtchen.
Doch, ich war ein wenig stolz auf mich.
Ja, und ein wenig Schnickschnack konnte ich mir auch nicht verkneifen, und so verbreiten drei LED-Kugellämpchen n der Dunkelheit ein buntes, wechselndes Licht, gespeist von einem Akku der durch eine Solarzelle an der Mauerkrone aufgeladen wird, denn in meinem Gärtchen herrscht Dauerschatten.
Ich sehe nur wenig von meinem Gärtchen, der Baum verdeckt die Sicht vom Balkon.
Aber das macht nichts.
Ich weißt daß er da ist und in bunten Farben die Tristesse des Innenhofs durchbricht. Meine Nachbarn finden das auch schön, und das freut mich.
Die Größe eines Garten sind nicht seine Abmessungen sondern den Platz den er in uns selbst auszufüllen vermag...
Bürgerreporter:in:Edgard Fuß aus Tessin |
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