Froh ein Atheist zu sein... Teil 2: Religiöse Werte?

Teil1 : Wertigkeiten
http://www.myheimat.de/peine/gedanken/froh-ein-ath...

Glaubensinhalte sind ein Korsett, aber oft sehr eng geschnürt, das passt nichts anderes dazwischen. Und es ist für einen Menschen mit unverstelltem Blick unbegreiflich was alles als Glaubensinhalt herhalten muß – dagegen wirkt selbst die deutsche Regelungswut wie blanke Anarchie...
Wenn der Papst in seiner Deutungshoheit den Himmel als purpur erklärt dann ist das zumindest für die Katholiken so, und ein Muslim würde eher verhungern als ein Schwein zu schlachten; Juden streiten sich darum wieviel Zeit vergehen muß zwischen dem Verzehr eines Wurstbrot und einer Käsestulle.

Gleichzeitig werden dann absurde Spagatübungen veranstaltet um diese Regularien zu umgehen:
Um das auch für Christen geltende (neutestamentarische) Zinsverbot zu umgehen wurden für die Spareinlagen katholischer Geistlicher keine Zinsen gezahlt sondern entsprechende „Schenkungen“ oder „Spenden“ geleistet; ein Muslim trinkt den Alkohol halt nachts wenn Allah nicht hinsehen kann. Geldgeschäfte wurden den Juden überlassen – und anschließend wurden diese dafür verunglimpft und verfolgt, insbesondere wenn hochgestellte, gute Christen gedachten ihre Kredite an diese nicht zurückzahlen zu wollen.

Ein weiteres, nicht weniger dramatisches Beispiel ist die Evolution, gut beschrieben in „Wer den Wind säht“ mit dem unvergessenen Spencer Tracy.
Was die Priester inzwischen für Dehnübungen machten um die Beweise der Evolution und das Alter der Erde, des Sonnensystems und des Universum irgendwie mit der Genesis in Übereinstimmung zu bringen ist beachtlich und gleicht dem Versuch den Reichstag mit einem Kinder-Spannbettlaken verhüllen zu wollen. Denen die damit nun nicht einverstanden waren blieb entweder gleich die 6 Arbeits- und 1 Ruhetag-Regelung (Freitag oder Sonntag, das ist die jüdisch-islamisch-christliche Frage) oder schufen mal eben den überirdischen Wissenschaftsarchitekten mit dem Kreationismus.
Klar – Gott muß Stadtplaner gewesen sein, wer sonst würde mitten durch ein Vergnügungszentrum die zentrale Abwasserleitung verlegen?

Aber es sind mehr als dies viele Stellen der Bibel die weder mit einem weise, gütigen und gerechten Überwesen noch mit historisch belegten Tatsachen oder mit einem humanitären Menschenbild in Einklang zu bringen sind – egal in welcher dieser Schriften man danach sucht. So hat es weder die beschriebene Sintflut noch die Herod´sche Kindstötung gegeben; die (Massen)Morde im AT wie z.B. durch Moses oder durch diesen Gott selbst und die Verdammnis aller Nicht-Christen über Generationen hinweg sowie die Unterstellung der Frau unter den Mann und die Sklaverei noch im NT prägt bis heute manches inhumane Menschenbild vieler Christen. Dies bringt sie u.a. dazu Abtreibungsärzte und Homosexuelle zu ermorden und Andersdenkende zu schikanieren, zu beschimpfen und zu bedrohen.

Doch auch wenn sie dies nicht tun – die Mehrzahl von ihnen ist nicht bereit oder schon nicht mehr in der Lage diese Inhalte kritisch zu betrachten und ggf. zu hinterfragen. Und wenn es selbst Blinde erkennen würden hilft man sich damit daß „Gottes Wege eben unergründlich sind“ und wir eben nicht in der Lage sind seine/ihre Absicht und Beschreibung zu sehen und zu deuten, und die Bibel sei eben kein Geschichtsbuch.
Na dann.

Als Atheist habe ich eben die Freiheit die Dinge so zu sehen und zu deuten wie sie sind oder zumindest zu sein scheinen, denn im Gegensatz zum Korsett der Religion ist mir die eigene Suche nach Erkenntnis und das Eingestehen von Irrtümern erlaubt.
Leben ohne Korsett – das bedeutet ohne ein fremdes, übergestülptes Gerüst stehen und gehen zu können...

Zur Zeit geht ja das Gespenst des Islamismus um und beflügelt zahlreiche Trittbrettfahrer ordentlich draufzusatteln; insbesondere die Sicherheits- und Ordnungshüter in unserer deutsch-christlichen Leitkultur (ich schaue da ein wenig neidvoll nach Norwegen) können aus dem Vollen schöpfen und aus blankem Aktionismus zum Teil völlig überzogenen und wirkungslose Sicherheitsbestimmungen kreieren. Die Stimmung gegen Gastarbeiter, gegen Fremde allgemein hat mit Sicherheit auch den Nährboden bereitet für den rechten Terror – im Gegensatz zu den Morden der RAF (diese suchten sich ja die verhassten „Stützen des Systems“ und deren Helfer heraus) wurden erst einmal die Opfer und deren Angehörige im Zuge der ersten Ermittlungen pauschal diskreditiert – die Bezeichnung „Dönermorde“ ist eben bezeichnend.
Heute sind es angeblich Ermittlungspannen, Kompetenzgerangel und falsche Erkenntnisse.

Daß dies aber erst möglich wurde weil in unserer sog. „Leitkultur“ mit ihren „christlichen Werten“ eine wachsende Aversion gegenüber kleinen Gruppen innerhalb unserer Gesellschaft zu beobachten ist (s.a. die Langzeitstudie über „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ / W.Heitmeyer) und der rechte Terror, der in den letzten Jahren rd. 200 Tote gefordert hat schlicht ignoriert wurde – denn es ging nicht um Industrielle, Bankiers oder Generalbundesanwälte; es ging ja „nur“ um Ausländer, Behinderte, Obdachlose oder Linke die erschlagen, angezündet, erstochen, erschossen oder zu Tode gehetzt wurden – also nichts wo sich eine christliche Gesellschaft Sorgen machen müsse – und die, die es taten mit Lichterketten oder anderen Aktionen wurden mit dem unsäglichen Begriff „Gutmenschen“ verhöhnt.

Ja, es gab sie, auch in Kirchenkreisen, mutige Pfarrer und Gemeinden, alte und junge Menschen die sich auf diese Werte beriefen.
Das Gros der Gesellschaft aber blieb stumm wie bei den Judenprogromen. Man war vielleicht nicht dafür, aber eben auch nicht wirklich dagegen.
Nicht erst jetzt haben diese „christlichen Werte“ und ihre Verkünder versagt; auch Hitler und seine Mordbrenner wurde von einer christlichen Mehrheit gewählt, ja die große Mehrheit von ihnen waren (und blieben) Christen.

Froh ein Atheist zu sein... Teil3: Aber warum?
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Bürgerreporter:in:

Edgard Fuß aus Tessin

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