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Junges Land – altes Pferd! Die Niedersachsen und ihr Ross

Das Wappen Niedersachsens ist ein springendes, weißes Pferd auf rotem Wappenschild (Grund). Woher stammt dieses alte Symbol des sogenannten Sachsenrosses? Vor 1946 bezog sich das Wort „Niedersachsen“ nicht auf genau das Gebiet, welches das heutige Land Niedersachsen ausmacht. Den Kern des „Niedersachsen“ genannten Gebiets machten die Regionen aus, in denen der germanische Volksstamm der Sachsen lebte, das Pferd war den Germanen heilig, diente als Orakel, sogar Pferdebestattungen sind archäologisch nachgewiesen.
Allerdings gehören zum Land Niedersachsen auch Gebiete, die von Friesen bewohnt wurden und werden oder in denen früher slawische Polaben lebten. Der letzte sächsische Herzog, der auch über Westfalen herrschte, war Heinrich der Löwe. Nach dessen Entmachtung im Jahr 1180 wurde der Begriff „Niedersachsen“ zur Abgrenzung des Herrschaftsgebiets der Welfen, einerseits von Westfalen, andererseits von dem sich später Sachsen nennenden Gebiet an der oberen Elbe, benutzt. Der Name und das Wappen des heutigen Landes greifen auf den germanischen Volksstamm der Sachsen zurück. Teile des Stammesverbandes der Sachsen drangen während der Völkerwanderungszeit ab dem 3. Jahrhundert aus ihrer Heimat in Holstein über die Elbe nach Süden vor, wo sie sich in den damals von anderen Volksstämmen dünn besiedelten Gebieten in den übrigen niederen Landen, im heutigen Nordwestdeutschland und im nordöstlichen Teil der heutigen Niederlande ausbreiteten. Etwa ab dem 7. Jahrhundert hatten die Sachsen einen Siedlungsraum besetzt, der etwa den heutigen Ländern Niedersachsen, Westfalen und einigen östlich angrenzenden Gebieten wie dem West- und Nordteil Sachsen-Anhalts entsprach.

Pferd für Braunschweig und Hannover

Das Sachsenross (auch: Niedersachsenross, Welfenross, Westfalenpferd, Twentse Ros, White Horse of Kent) ist ein heraldisches Motiv für das Volk der Sachsen. Seit etwa 1361 ist das Sachsenross wichtigster Teil der Welfen-Wappen und taucht in der sogenannten Helmzier auf, also über den zumeist komplexen Wappen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg verschwand der Begriff Niedersachen für lange Zeit, unzählige Kleinstaaten entstanden. Im Gegensatz dazu, trat nun aber endgültig das Pferde-Symbol seinen Siegeszug an. Bald wurde es üblich Landesprodukte (wie z.B. Ofenplatten, Gebrauchsglas, aber auch Münzen und Medaillen) mit Hoheitszeichen zu versehen. Sowohl die Braunschweiger Herzöge als auch die konkurrierenden Regenten Kurhannovers verwendeten dabei gern das Sachsen-Ross. Rudolf August war Herzog zu Braunschweig und Lüneburg und von 1666 bis zu seinem Tode Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel. Zahlreiche Glassiegelfunde von frühen, großvolumigen Weinflaschen bilden seine Devise REMIGIO ALTISSIMI („Der am höchsten rudert“) über dem Welfenross ab (Foto).
Als „Braunschweig-Lüneburg“ wurde ab 1692 das 9. Kurfürstentum des Heiligen Römischen Reiches bezeichnet. Der offizielle Name lautete: Chur-Braunschweig-Lüneburg, inoffiziell Chur-Hannover oder Kurhannover oder Hannover. Residenzstadt (bis zur 123 Jahre währenden Personalunion mit Großbritannien im Jahre 1714) und administratives Zentrum war Hannover. Zu unterschiedlichen Phasen wurden auf hoheitliche Anordnung auch hannoversche Bouteillen (Foto) mit dem Pferd gestempelt; ab 1718 (bis um 1773) und wiederum 1824. Hintergrund der Maßnahmen war die gängige Praxis des Schankbetrugs durch zu kleine Flaschen!
Privatpersonen nutzten das springende Pferd selten auch, wie 1677 datierte Flaschen-Siegel des Braunschweiger Brauers „Ioachim Iordan“ beweisen. Vermutlich war Jordan Hoflieferant. Ähnlich wie Münzen helfen Glassiegelfunde den Archäologen bei Fein-Datierungen von Fund-Zusammenhängen, besonders bei Altstadt-Grabungen.
Foto 1 : Germanischer Reiter auf Grabstein aus der Völkerwanderungszeit
Foto 2 : Glassiegel „REMIGIO ALTISSIMI“ um 1670
Foto 3 : Historische Anordnung von 1718 zur Siegelung mit dem Pferd (Hannover)
Foto 4 : Gesiegelte Hannoversche ¾ Quartier (etwa 0,7 Liter) -Weinflasche
Foto 5 : Welfen-Wappen am Celler Rathaus
Foto 6 : Wappen von Niedersachsen

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2 Kommentare

Interessant, danke.

Bin wieder etwas schlauer geworden. Vielen Dank für den Artikel.

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