Eichelmast und Schweinehirt – Wipshäuser Wolfgang Borngräber erforscht das Landleben vor 500 Jahren
Die Eichelmast, in deutschsprachigem Gebiet verbreitet auch Eckerich genannt, war in Mitteleuropa eine einst weit verbreitete landwirtschaftliche Praxis. Hausschweine wurden in die Wälder getrieben, damit sie sich dort an Eicheln, Bucheckern und Kastanien satt fraßen. Dabei bezeichnete das Wort Mast ursprünglich die als Viehfutter dienenden Baumfrüchte. Später wurde es auf Eicheln und Bucheckern als Schweinefutter eingeschränkt. Die Tiere waren damals sehr viel kleiner und ähnelten noch sehr den robusten Wildschweinen. Den Ebern stutzte man die gebogenen Eckzähne, damit sich die Tiere nicht untereinander verletzten. Ähnlich wie bei den Kühen in den Alpenregionen, wurden den Schweinen kleine Glocken umgebunden, um verirrte Tiere besser aufzuspüren können. Schützender Hut, oft ein Horn und ein langer Knüppel waren die Kennzeichen des Schweinehirten, der regelmäßig die Tiere im Dorf „einsammelte“. Im Laubwald begann dann seine eigentliche Arbeit, die sich nicht im Bewachen der Tiere erschöpfte, sondern im Abschlagen der Früchte durch Schleudern seines Knüppels in die Baumkronen.
Die Schweinehirten gab es auch nach dem Aufkommen der Stallfütterung noch bis in die Zeit der beiden Weltkriege. Der Gemeindehirte war oft am unteren Rand der ländlichen Gesellschaft. Er erhielt seinen vereinbarten Lohn (meist am Sonntag vor Martini) von der Gemeinde und von den Bauern, die im Mittelalter noch 90% der Bevölkerung darstellten und lebte u.a. auch vom seinem Hirtenacker.
Vieh-Diebstahl wurde als große „Schweinerei“ hart bestraft
Schon bei den Germanen, deren Vieh oft tagelang in den Wäldern weidete, wurde Schweinediebstahl z.B. härter bestraft als das Entwenden von Feldfrucht. Im Spätmittelalter gab es eine regelrechte Gebührenordnung für solche Vergehen, die für gestohlene Ferkel, trächtige Säue oder schlachtreife Schweine unterschiedlich hohe Geldstrafen vorsah.
Der Wipshäuser Heimatpfleger Wolfgang Borngräber hat erforscht wie man vor 500 Jahren mit dem Nutzvieh in unserer Gegend die Eichelmast betrieb. In einer Überlieferung aus dem Jahre 1596 heißt es, „dass es bei Alvesse eine Holzung gibt, die der Stummel genannt wird. Es ist ein jungfrisch Eichen- und Buchenwald, mit starken Eichen und Buchen wohl bewachsen und gehört den vier Gevettern von Mahrenholtz, jedem ein Teil, und sind die Leute zu Alvesse keineswegs befugt, sich daraus Bau- und Feuerholz zu holen. Sie haben zu Mastzeiten die Gerechtigkeit 21 Schweine einzutreiben.“
Waldfrevel und Zoff um Mastrechte
Die Edelherren von Marenholtz besaßen zwar die Eigentumsrechte für den Stummel, doch ihre Güter lagen, abgesehen von Schloss Schwülper und dem Rittergut Müden, teilweise weiter entfernt. Trotzdem profitierten sie davon, den die Alvesser durften gegen eine Pacht-Gebühr das Privileg erwerben. Allerdings nutzten sie die Abwesenheit der Landeigentümer gnadenlos aus und fütterten ihren gesamten Bestand an Schweinen im Wald und stahlen zudem noch Holz!
Als das überhand nahm, kündigten die Herren von Mahrenholtz den Alvessern den Pachtvertrag und überschrieben im Jahre 1605 die Mast-Rechte fortan an die Wipshäuser. Die reuigen Alvesser wollten die Neuverpachtung gern rückgängig machen und boten den Besitzern sogar vergeblich eine höher Pacht. Beide Dörfer gehörten zur Gografschaft Edemissen im Amt Meinersen; waren aber lange schon zerstritten! Daher ließen die Wipshäuser nun die Alvesser „zappeln“ und kassierten von ihnen regelmäßig Gebühren, wenn sich deren Borstenvieh wieder einmal in den Wald verirrt hatte! Die Alvesser wandten sich notgedrungen mit einer Eingabe an Herzog Ernst von Lüneburg, die mit „arme gehorsame Untertanen sämtliche Leute von Alvesse“ unterzeichnet ist. Nach Einschätzung von Wolfgang Borngräber jedoch ohne Erfolg, denn die Mastrechte blieben vorerst bei den Wipshäusern.
„Kurze Zeit später brach der 30-jährige Krieg aus; Recht und Gesetz galten nur noch wenig. Die Bauern wurden beraubt und sie selbst nahmen sich letztlich in ihrer Not was sie brauchten“, berichtet der Ortsheimatpfleger „1667 bestand das betreffende Waldgebiet immerhin noch aus 349 Bäumen, wie aus einer alten Bestandsaufnahme hervorgeht“, so Borngräber.
den ärger mit dem schweine hüten gab es auch bei uns. heuchelheim und kinzenbach sind offiziel eine gemeinde geworden. inoffiziel hat noch heute jeder die grenze zu kennen und kein heuchelheimer und auch kein kinzenbacher kommt auf die idee dem schweinefutter und schweinedieben ein hallo zu sagen. der kommt doch aus kinzenbach,, sagt man als ausrede wenn sich jemand nicht an ein versprechen gehalten hat. nur die ,, zugereisten,, zugezogen oder ,, beigefreiten,, also diejenigen die einen heuchelheimer oder kinzenbacher geheiratet haben halten sich nicht daran. heuchelheimer ist man erst bei 3 generationen auf dem friedhof und einer im kindergarten. einfach herzlich dieser uralte dorfstreit.