ADVENTKALENDER - 24. Fenster - HEILIGABEND

Es war nicht tatsächlich so  - aber wir fühlten ein wenig so
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" Wutte mit?!"

Baaals (Bartels)Oppa war ein untersetzter, dicklicher kleiner Mann mit ganz lebhaft freundlichen Augen. Bloß - mit dem Reden hatte er es nicht so.
Er war sein Leben lang Bauer, leiderschaftlicher Jäger und Heger. Auf seinem wohlverdienten Altenteil erlebte er nun vieles für das er frühen keine Zeit hatte.

Von keinem der, nun beschriebenen, Kinder war er der richtige Opa. Wir sprachen damals noch jeden älteren Menschen mit: Oma und Opa oder Onkel und Tante an. Das war einfach ganz normal.

Heiligabend gleich nach dem Mittagessen, auf den Lande war das gegen halb zwölf, passierte es alljährlich.
Oppa Baaals holte den großen Kastenschlitten samt Anhänger aus der Remiese. Wenn kein Schnee lag war es ein mittelgroßen Gummiwagen (Anhänger mit Gummireifen).

Das war das Zeichen auf welches wir Kinder schon so sehnlich gewartet hatten. Ein Kind nach dem anderen stand plötzlich mal eben so auf dem Hof rum. Auf die Frage von uns,ob man helfen könne kam immer ein ganz ausführliches: "Joh!"

Dabei drehte er sich um, um siene Peer (seine Pferde) , rückwärts führend, einzuspannen. Diese beiden Braunen waren für mich der Inbegriff 'richtiger' Pferde. Sie sahe ähnlich aus wie Brauereipferde. Aber ihre Hufe waren viel größer und um die Fußglenke hingen dicke, lage, schwarze Haarepuschel herab. Bei jedem Schritt schwappten sie auf und nieder wie Röckchen.

Wenn sie eingespannt waren fing der alte Mann an, Säcke mit Eicheln und Kastanien bereit zu stellen. Im Herbst hatte er sie uns Kindern, eimerchenweise abgekauft. Auch Säcke mit Spreu und spelzigem Getreide waren dabei.

Dann kam unsere Arbeit. Wir durften viele, viele Arme Heu in den Hänger packen. Es war ja nicht gepreßt wie heute, sondern lag locker unter der Heuluke.

Der große Kastenschlitten wurde systematisch gepackt. In die eine Ecke kamen die Runkelrüben, in die andere die 'olligen Katöffeln' (ein bischen angefaulte und grün gewordene Kartoffel). darauf kam auch Heu - Heu - Heu. Obenauf packte Oppa Baaals die bereitgestellten Säcke.
"Denn hol mick mol nochn büschen Haber her!"Das war was Besonders: gehexeltes Haferstroh mit Haferkörnern vermischt. Eigentlich war das, daß Kraftfutter für seine Pferde. Das wurde immer ganz ehrfürchtig behandelt.

Dann stieg Baaals Oppa auf den Kutschbock. . .
Die Spannung stieg. . .

Ja!!! - er sah in die Runde und sagte die Worte auf die wir schon so lange mit Spannung warteten:
"Wutte mit?!" (willst du mit?), wobei er uns aber alle meinte. Wenn ich nachdenke klang das gar nicht wie eine Frage, sonden immer wie eine freundliche Einladung. Natürlich wollten wir mit!!! - und schon saßen wir im Heu des Anhängers. Es war ziemlich eng, aber sehr kuschelig.

So fuhren wir vom Hof. Waren da noch Kinder im Dorf zu sehen, fragte er wieder: "Wutte mit?!" Oh ein Polizist von heute hätte das nicht sehen dürfen, denn zwei - drei große Jungs durften auch noch ihre Schlitten hinten anbinden und sich draufsetzen.

Nun hatten unsere krafvollen Zugpferde aber viel zu tun. Aber nein: heißa - galoppi ging sie los, zu den vielen Wildäckern. Oppa Baaals wollte zu Weihnachten erst mal was zu den Tieren bringen, wie jedes Jahr - und wir, wir durften dabei sein!!
So ein Wildacker bzw Winter- Futterplatz war immer auf den verbreiterten Wegen, den Brandschutzstreifen in der Lüneburger Heide, angelegt.

Wir Kinder durften die mitgebrachten Sachen verteilen - aber leise. DAS war schon was Schönes!.

Und immer wieder geschah hier das gleiche Wunder: der sonst wortkarge Mann redete mit uns!!
Wir konnten ihn fragen und er erklärte uns Gott und die Welt des Waldes.

Auf dem Nachhauseweg mußten wir uns immer besonders festhalten. Es gab da keine Pufferzohne, kein weiches Heu mehr. Den einen oder anderen blauen Fleck hat das bestimmt gegeben. Aber darüber sprach keiner.

Verfrohren und glücklich gings zu Hause gleich in die schon vorbereitete Zinkbadewanne. Es gab gar kein langes Warten mehr auf die Bescherung.
Der Weihnachtsbaum später hatte dann immer einen gesonderen Glanz.

Heute weiß ich, daß Oppa Baaals mein erster Engel war der mir meinen Ort zeigt, an dem ich mein Leben immer mal wieder gradegerückt habe.

Ist es nicht so , daß Gott uns auch oft freundlich fragt: "Willst Du mit?"
Wir brauchen nur, freudig wie Kinder, verauensvoll zu folgen!

Ich sage Dir: FÜRCHTE DICH NICHT! uns ist der Heiland gebohren!
Mit dieser freudigen Botschaft verabschiede ich mich aus diesen ADVENTKALENDER

Ich wünsche Dir und Deinen Lieben ein fröhliches und zuriedenes Weihnachtsfest mit Kraft für eine neue Zeit.

Bärbel und auch Adolf - (der hier oftmals meine Hände fotografiert hat)

Ich stelle hier noch mal eine Erzählung aus vergangenen Zeiten dazu:
http://www.myheimat.de/peine/gedanken/heiligabend-...

Bürgerreporter:in:

bärbel stephan aus Peine

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