1936 ersoff das Ölsburger Bergwerk

Bergwerk um1900
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Die Bergbau-Tradition im Peiner Land ist nur noch wenigen Menschen bewusst; kein Wunder, denn nur noch wenige Relikte prägen das Landschaftsbild. Der Ölsburger Kalischacht ist ebenfalls fast in Vergessenheit geraten, nur noch Straßennamen und alte Zweckbauten deuten die einstige Nutzung des Areals an.
Das Kaliwerk Wilhelmshall-Ölsburg (nach „Hall“ in Tirol, dem ersten bekannten Zentrum des Salzbergbaus in Europa; der typische Hall-Name der Salzgewinnung erscheint schon 1256 und 1263 in einer Urkunde), war jedoch ein „echtes“ Bergwerk! Von 1900 bis 1928 wurde dort Bergbau auf Kalisalze betrieben. Kalisalze werden hauptsächlich zu Düngemitteln verarbeitet. Das hochreine Kaliumchlorid oder Industriekali findet auch in der chemischen Industrie und Medizin Verwendung.

Schachtanlage Wilhelmshall

Auf Grundlage der zufriedenstellenden Bohrergebnisse begann die Gewerkschaft Wilhelmshall am 1. Juni 1900, einen Schacht in der Nähe der Ortschaft Ölsburg „abzuteufen“. Zunächst ging es durch wasserführende Schichten, dann „stand“ der Schacht endlich in relativ trockenen Tonschichten. Dieser Teil wurde mit Ziegelsteinen ausgemauert und auch der Salzstock, der bei 203 Meter Tiefe „angefahren“ wurde.

Um 1900 kämpfte man bereits gegen Wassereinbrüche

Die erwähnte geologische Schwachstelle führte jedoch schon am 21. August 1901 zu einem starken Wassereinbruch, der den Schacht in kurzer Zeit vollständig überflutete. Zu diesem Zeitpunkt hatte man den Schacht bereits bis 520 m Tiefe fertiggestellt. Versuche, den Schacht nachträglich schrittweise mit sogen. Tübbings (vorgefertigte, halbrunde Betonsegmente für Versteifungen) bis zum wasserundurchlässigen Bereich auszubauen, schlugen fehl. Aus Kostengründen entschied die Heldburg AG den Schachtbau im Oktober 1906 einzustellen. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits ein großer Teil der obertägigen Anlagen fertiggestellt.

Salz aus 800 Meter Tiefe

Unter neuen Eigentümern wurden die Arbeiten zur „Sümpfung“ (alt von „Sumpf“ / Entfernung des Wassers im Bergwerk) des Schachts wieder aufgenommen und es gelang ihn bis 1912 vollständig abzudichten und trockenzulegen. Der Schacht erhielt eine Endtiefe von 770 Metern. Tiefbausohlen wurden bei 500, 640, 720 und 750 Metern Tiefe an den Schacht angeschlossen, eine 800-Meter-Sohle wurde als Unterwerksbau aufgefahren und am 1. Juni 1915 wurde die Förderung offiziell aufgenommen. Bei den dort herrschenden Temperaturen von gut 35 Plusgraden leisteten die Bergleute körperliche Schwerstarbeit, die trotzdem schlecht entlohnt wurde.
Zunächst hatten die Betreiber durch den Ersten Weltkrieg mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. In den Jahren 1918 bis 1920 wurden 30.000 bis 65.000 Tonnen Steinsalz im Jahr gefördert. 1920 wurde eine Genehmigung für die Einleitung von Abwässern aus der Verarbeitung von täglich 250 Tonnen Carnallit beantragt. Im gleichen Jahr wurde die Gewerkschaft Wilhelmshall von der Gewerkschaft Volkenroda übernommen. Die Gewerkschaft Volkenroda gelangte selbst 1922 an die Kaliwerke Krügershall und somit in die Hände der Burbach-Kaliwerke AG.

1933 war „Schicht im Schacht“

1924 setzte eine Rezession auf dem Kalimarkt ein, so dass der Betrieb 1924 und 1925 bis auf Unterhaltungsarbeiten vollständig ruhte. 1926 bis 1927 wurden wiederum Aufschlussarbeiten auf der 750-m-Sohle durchgeführt. Nachdem 1928 eine kleinere Menge Kalisalz gefördert wurde, wurde am 12. Dezember 1928 die Liquidation der Gewerkschaft Wilhelmshall beschlossen, das Vermögen ging an die Burbach-Kaliwerke über. Diese versuchte zwischen 1931 und 1932 von der Schachtanlage aus Erdöl durch horizontale Bohrungen auf der 720-m-Sohle zu gewinnen. Der Erfolg blieb unbefriedigend und der Bergwerksbetrieb wurde 1933 endgültig stillgelegt.
In den darauffolgenden Jahren wurde der größte Teil der obertägigen Gebäude und Einrichtungen abgerissen. Als im Dezember 1936 das Fördergerüst demontiert werden sollte, stellten Arbeiter fest, dass die Schachtröhre bis in 16 Meter Tiefe unter Wasser stand. Da der Schacht zuletzt im Jahr 1934 kontrolliert worden war, muss das Kaliwerk Ende 1935 bis 1936 unbemerkt ersoffen sein. Vermutlich wird man damals über die Flutung wenig erfreut gewesen sein, aber die Angelegenheit kann aktuell auch als Segen für die Region Peine gesehen werden, denn anders als bei Asse oder Schacht Konrad bewahrt sie uns vor einer Umnutzung als mögliches Atom-Müll-Endlager!

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