1916 flog Karl Klußmann aus Gadenstedt auf dem Seefliegerhorst List auf Sylt
Gerade einmal 18 Jahre alt war Karl Klußmann aus Gadenstedt, als er sich 1916, also vor fast einem Jahrhundert, freiwillig zum Kriegsdienst meldete. Der junge Mann erwarb umgehend den Flugzeugführerschein und war auf dem Seefliegerhorst List auf Sylt (eingeebnet und nicht mehr vorhanden!) als Beobachter im Einsatz. Das war der Beginn einer langen Militärlaufbahn, denn der spätere Guts-Förster in Gadenstedt nahm tatsächlich auch als Funker in Norwegen am Zweiten Weltkrieg teil!
Auf Sylt befand sich vor 100 Jahren der Prototyp der deutschen Seeluftrettung
Auf Sylt jedoch flog man mit Wasserflugzeugen Einsätze auf der Nordsee. Wie Fotos aus seinem umfangreichen Dokumenten-Nachlass zeigen, schob man die Maschinen mit Muskelkraft aus dem Hangar über die Slipanlage ins Wasser. Klußmann hat viele der abenteuerlichen Fluggeräte dokumentiert, auch ein Wrack ist dabei, die Maschine hatte sich beim Versuch 7 Schiffsbrüchige zu retten überschlagen. Aus seinem Schriftverkehr geht hervor, das der junge Soldat unter seinen Kameraden sehr beliebt war. Auch nach dem Ende des Ersten Weltkrieges hielt man Kontakt und schrieb sich. Mehrere Auszeichnungen in Form von Orden wurden Klußmann verliehen, der unversehrt aus dem Kriegseinsatz heimkehrte. Das Bildmaterial aus List ist einzigartig und verblüfft selbst Experten!
Und wieder Weltkrieg!
Aufgrund seiner Erfahrungen im Kriegsdienst 1916 bis 1918 wurde er dann im Zweiten Weltkrieg erneut eingesetzt und der Soldat wurde Funker in Norwegen. Auch diese Phase belegen zahlreiche Fotos aus Bergen und Umgebung. Kaum war der Krieg zu Ende, zog es Klußmann wieder zu den Waffen, dieses Mal jedoch als Förster des Gadenstedter Gutes. Als wohl einer der ersten Jäger im Kreis Peine nach 1945 erhielt er ein britisches Gewehr eigenhändig von den Besatzern in Peine übergeben, an dem er keine baulichen Veränderungen vornehmen durfte und das nur zu Jagdzwecken zu benutzen war, was ein besonderes Dokument beweist. Im Herbst seines Lebens geriet letztlich die Jagd zu seiner eigentlichen Passion. Die Fasanerie des Gutes gedieh unter seiner Leitung und Klußmann saß immer öfter an seiner Schreibmaschine um im Stile Löns seine Jagd-Abenteuer zu Papier zu bringen, was ihm letztlich einen besonderen Ehren-Platz unter den Peiner Heimat-Literaten bescherte.