"Deutsche Wespe" im Erdloch

14.08.10 - Vespula germanica im Flug
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Beim abendlichen Abschreiten der Ziegenwiese fiel mir ein alter Mäusebau auf, der von Wespen angeflogen wurde.
Leichtsinnig, wie ich gerne manchmal bin, hielt ich die Kamera immer dichter an das Loch, während die Wespen ein- und ausflogen und um mich herumschwirrten.
Von unseren Bienen bin ich es gewöhnt, mich kaum und wenn, nur in Zeitlupe zu bewegen. Tatsächlich wurde ich nicht gestochen.
(Ein bisschen mulmig wurde mir nachher, als ich las, wie angriffslustig Wespen sein sollen.)

Im Internet suchte ich nach einer Art Erdwespe, was mich fast zum Verzweifeln brachte. Alles was ich zum Thema "Erdwespe" fand, waren irgendwelche dummerhaftigen Blog-Einträge von Leuten, die offenbar noch weniger Ahnung von diesen Tieren haben als ich. Eigentlich ging es immer nur um "Vernichten", "Beseitigen", "Ausräuchern" usw. Das war wirklich ein trauriger Anblick.

Erst als ich allgemeiner nach Wespen suchte und viel über sie las, verstand ich, dass es die "Erdwespe" als solche wohl gar nicht gibt?!!
Bei uns hier gibt es hauptsächlich zwei Arten von Wespen: die "Deutsche Wespe" (Vespula germanica) und die "Gemeine Wespe" (Vespula vulgaris).

Hier handelt es sich - der Kopfzeichnung nach - um die Deutsche Wespe.

Die Nestgründung erfolgt im Frühjahr durch ein befruchtetes Weibchen in einem verlassenen Mäusenest oder aber oberirdisch in einem versteckten Hohlraum. Die Volksstärke kann bis zu 7000 Wespen erreichen. Im Sommer schlüpfen schließlich vollentwickelte Weibchen, die sich mit den ebenfalls jetzt entstehenden Männchen paaren und überwintern. Der übrige Staat geht im Herbst zugrunde.

Erwachsene Insekten ernähren sich von zuckerhaltigen Stoffen (Nektar, Honigtau, reifes Obst), füttern aber die Larven im Nest fast ausschließlich mit Fleischnahrung (vor allem Insekten).

Im Nestbereich reagiert die Wespe relativ aggressiv. Bei einem Stich können durch ein Alarmpheromon weitere Artgenossen aktiviert werden.

Was fast nirgendwo zu finden war, ist ihre Nützlichkeit:
Durch die große Individuenzahl im Nest, erbeutet die Wespe riesige Insektenmengen. Vorwiegend Fliegenarten und Blattläuse. Zudem entsorgt die Wespe alte Pflanzenreste, wie z. B. Blätter oder faulendes Obst.

Der gesamte Staat ist arbeitsteilig organisiert, das bedeutet, dass die Individuen entweder mit dem Nestbau, der Zellensäuberung, der Larvenfütterung, der Versorgung der Königin oder der Nahrungsbeschaffung beschäftigt sind. Die Brutpflege ist so intensiv wie bei den Bienen.

Uns und auch den Ziegen haben sie bisher noch nichts getan, also dürfen sie bleiben (wenn sie die Ziegen auch zukünftig nicht piesacken).
Lange haben die meisten Wespen ja ohnehin nicht mehr zu leben. Die alte Königin stirbt meist im Spätherbst ab und ihr Wespenstaat löst sich anschließend auf. Bei Kälteeinbruch sterben auch die letzten heimatlos gewordenen Arbeiterinnen des alten Staates. Nur die begatteten Jungköniginnen suchen sich ein geschütztes Versteck und überwintern, um im Frühjahr einen neuen Staat in einem neuen Nest zu gründen. Ein altes Nest wird nicht wieder benutzt.

Bürgerreporter:in:

Kirsten Steuer aus Pattensen

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