Mit dem Auto durch Chiquitanien (Bolivien)

Mit dem Auto unterwegs in Chiquitanien
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Fernab der Touristenstraßen sind wir von Santa Cruz de la Sierra nach Conception in Chiquitanien gefahren.
Für diese 300 km benötigt man schon einen Tag, denn in Bolivien ist im März, April Regenzeit bei Temperaturen von 21 – 31 Grad Celsius.
Regenzeit heißt nicht, man bekommt keinen Sonnenbrand. Es gibt immer längere trockene Zeiten.
Unser Ziel war die Hazienda von Carlos.
So fuhren wir über meist gut befestigte Straßen und Brücken. Dafür musste aber auch Straßenbenutzungsgebühr bezahlt werden, die an vielen Kontrollpunkten beim verlassen einer Stadt und auch unterwegs überprüft wird. Abseits dieser Fernstraßen gibt es dann nur noch lehmige Feldwege und kaum Brücken. Hier empfiehlt es sich mit einem geländegängigen Fahrzeug zu fahren. Unser neuster Toyota Landcruiser mit Geländegang und Differentialsperre hatte es aber trotzdem nicht geschafft zur Hazienda in der Gegend von San Javier durchzukommen. Da helfen dann nur noch Pferde oder Freunde.

So wurden wir von Fernando, einem Freund mit dem Carlos vor 50 Jahren zusammen Abitur gemacht hatte, eingeladen. Fernando hat u.a. auch eine Hazienda in Conception. Dort konnten wir in seinem Gästehaus übernachten und einen gemütlichen Grillabend in Familie erleben. Natürlich gibt es ausreichend Hotels, aber bei Freunden ist eben alles netter und macht mehr Spaß. Mit ein wenig deutsch, englisch und spanisch sind wir auch sprachlich über die Runden gekommen. Wir haben viel gelacht. Für uns ein Erlebnis, das man als Tourist selten erfahren kann.

Beachtenswert unterwegs die beiden großen Jesuitenkirchen von San Javier (Xavier) und Conception.
Diese Pracht der sakralen Holzbauten im sogenannten Urwald-barock der beiden Schweizer Architekten und Jesuiten Martin Schmid (Erbauer) und Hans Roth (Restaurator) ist einmalig.

Die riesigen landwirtschaftlichen Flächen, auf denen u.a. Soja, Mais und Zuckerrohr mit zwei Ernten im Jahr mit sehr großen neusten technischen Geräten auch aus Deutschland angebaut und geerntet wird, überrasche.
Das erwartet man hier nicht.
Die Silo-anlagen zur Getreidelagerung und deren Logistik sind enorm.
Die großen Kooperativen der Siedlungsprojekte und dann die 30tausend Mennoniten, die noch Plattdeutsch sprechen und wie vor 200 Jahren leben, kann man sehen. Mir vorher unbekannt wirtschaften auch viele Japaner, die z. B. aus Okinawa auswandert sind hier neben ehemaligen Nazis aus Österreich und Deutschland die nach 1945 gekommen sind.

Eine neue Erfahrung sind die Motorradtaxis.
Bis zu vier Personen (Kinder mitgezählt) werden so durch die Gegend kutschiert.

Eine weitere Entdeckung war auch die Bäckerei, in der man mir gezeigt hat, wie die kleinen Kuchen in traditioneller Art gebacken werden, die so lecker schmecken.

Neben den Tankstellen (Benzin ca. 37 Cent pro Liter) gibt es viel Kleinhandel. Auch immer im Stau vor den Checkpoints. Hier bieten fliegende Händler/Händlerinnen ihre Ware an.
Direkte Verkehrsregeln gibt es nicht und auch kaum Verkehrsschilder.
Es geht auch ohne.

Die Leute nehmen Rücksicht aufeinander und die vielen zum Teil auch großen Schlaglöcher lassen auf den Fernstraßen kein übermäßig schnelles Fahren zu. Man weiß nie, wie tief ein Wasserloch ist. Wie bei uns gibt es auch Baustellen auf den Straßen auf denen fleißig geflickt wird und die Staus davor.
Also nicht viel Neues in der Neuen Welt, manche Sachen überraschen trotzdem, wenn man mit dem Auto durch Chiquitanien fährt.

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Mücke aus Pattensen

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