Der Mai ist gekommen
Der Dichter Emanuel Geibel (1815–1884) schrieb
"Der Mai ist gekommen" Anfang Mai 1841.
Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus,
da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus!
Wie die Wolken dort wandern am himmlischen | Zelt,
so steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt.
2.
Herr Vater, Frau Mutter, daß Gott euch behüt'!
wer weiß, wo in der Ferne mein Glück mir noch blüht?
Es giebt so manche Straße, da nimmer ich marschirt,
es giebt so manchen Wein, den ich nimmer noch probirt.
3.
Frisch auf drum, frisch auf im hellen Sonnenstrahl
wohl über die Berge, wohl durch das tiefe Thal!
Die Quellen erklingen, die Bäume rauschen all';
mein Herz ist wie ‘ne Lerche und stimmet ein mit Schall.
4.
Und Abends im Städtlein, da kehr' ich durstig ein:
"Herr Wirth, mein Herr Wirth, eine Kanne blanken Wein!
Ergreife die Fiedel, du lust'ger Spielmann du!
von meinem Schatz das Liedel, das sing ich dazu."
5.
Und find' ich keine Herberg' so lieg' ich zur Nacht
wohl unter blauem Himmel; die Sterne halten Wacht;
im Winde die Linde, die rauscht mich ein gemach,
es küsset in der Frühe das Morgenroth mich wach.
6.
O Wandern, o Wandern, du freie Burschenlust!
da wehet Gottes Odem so frisch in die Brust;
da singet und jauchzet das Herz zum Himmelszelt:
wie bist du doch so schön, o du weite, weite Welt!
Heute abend wird dieses Lied auch in Koldingen bei Wilke in der Scheune gesungen.
Bürgerreporter:in:Karl-Heinz Mücke aus Pattensen |
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