Abu Dhabi 1994-1996

ADNOC Tower
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Zu Weihnachten 1994 bekam ich einen Anruf von einem meiner großen Chefs. Seit 1993 war ich im „Support“ für unsere Messtrupps und hatte auch Leute für die geophysikalische Datenverarbeitung ausgebildet. Einer dieser jungen Geophysiker war in Abu Dhabi auf einem Schiff und brauchte meine Hilfe. In der ersten Planung ging man von vielleicht zwei bis drei Wochen aus. Es wurden letztendlich 13 Jahre bis zu meinem Ruhestand.

Abu Dhabi City ist eine aufstrebende kosmopolitische Stadt auf einer der Arabischen Halbinsel vorgelagerten Insel im Arabischen (Persischen) Golf. Zuletzt bekannt von einem Formel 1 Autorennen, bei dem Herr Sebastian Vettel Weltmeister wurde. Doch was weiss man von Abu Dhabi?

Abu Zabi (Dhabi), wörtlich Vater Hirsch oder „Vater der Gazelle“ war früher ein Fischerdorf und ist heute die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate und nach Dubai die zweitgrößte Stadt. Die eigentliche Stadt, so dass eine Fläche von 67,340 km 2 (26.000 Quadratkilometer ), hatte eine geschätzte Bevölkerung von 896.751 im Jahr 2009. Das gleichnamige Emirat ist das größte der sieben Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) oder UAE (United Arabic Emerates).
Der jetzige Herrscher ist Scheich Khalifa bin Zayed Al Nahyan. Er ist der erbliche Herrscher von Abu Dhabi (VAE) und ein Sohn von Scheich Zayed bin Sultan Al Nahyan, dem ersten Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, der Herrschte als ich dort lebte.

Wenn man in den Emiraten mit einer Firma arbeiten will, muss man einen „Emirati“ als „Chairman“ einsetzen. Zu den Emeratis selber hat man kaum Kontakt. Die lassen arbeiten. So sind Expatriates aus fremden Ländern an entscheidenden Positionen. Dafür bezahlt man aber keine Steuern. Die Visa Gebühren sind aber nicht ohne wenn man kein Tourist ist. Den heutigen Tourismus gab es zu meiner Zeit noch nicht. Damals hatte man noch voll auf das Erdöl gesetzt. Während des Ramadan gab es selbst in den internationalen Hotels keinen Alkohol. Die Flasche Jonny Walker red label kostete mit Beziehungen auf dem Schwarzmarkt 100 US Dollar. Für Leute die bekannt waren und denen man vertraute gab es in einem chinesischen Restaurant Bier aus einer Teekanne in Tassen eingegossen als „German Tea“. Auf Polizei und Spitzel musste man immer aufpassen. Entsprechende Ausweispapiere musste man immer dabei haben.

Da ich offiziell nicht arbeiten durfte, war ich also nur als Berater und Ausbilder tätig und ich musste viele Visa Flüge machen, d.h. wie vile andere flog ich für einen Tag z.B. nach Doha (Kathar) und meist mit derselben Maschine zurück. So hatte Gulf Air damals auch immer volle Flugzeuge. Ein Vorteil war, dass man zwei Flaschen alkoholische Getränke mitbringen durfte. Also kaufte man Magnum Flaschen. Die wurden dann abends im Kollegenkreis bei gemütlicher Runde geöffnet.

Wie in allen arabischen Ländern sind die Emirate eine Männerwelt. Nur die Botschaftsangehörigen und einige andere Familien leben fast Ghettomäßig in ihren eigenen Zirkeln mit Kindergarten und internationaler Schule. Man besucht sich dann in deren Häusern gegenseitig. Für Junggesellen und alleinstehende Männer bleiben nur die internationalen Hotels und Klubs und deren Quizabende. So ist man dann jeden Abend in einem anderen Hotel und rät wer die dritte Cousine der Herzogin von Kent ist, die Yorkscher Terrier züchtet.

Es ist also alles „Very British“ und so ist auch die Sprache. Als Deutscher ist man da immer „the enemy“ aus WW II. A.H. ist immer noch der berühmteste Deutsche.
Generell ist die arabische Gesellschaft eine Klassengesellschaft. Wer in einem Hotel lebt gehört zu den etwas privilegierten Personen. Die normalen „Gastarbeiter“ aus Palästina, Jordanien, Ägypten, Syrien, Irak, Oman, der Türkei, den Fillippinen, Indien, Pakistan, Bangla Desh usw. sind etwas anders untergebracht und haben auch selten vergleichbare Einkommen.
Bei den Akademikern ist das nicht ganz so. Abends ging ich öfter mit Kollegen in eine Bar eines Internationalen Hotels an der Corniche. Als eines Tages ein Kollege aus Pakistan mitkommen wollte, wurde er gefragt, ob er Klubmitglied sei. So haben die Inder ihren eigenen „Social Club“ um keine Probleme mit den Pakistanis zu bekommen. Andere gehen garnicht aus, weil sie das wenige Geld nach Hause schicken müssen. Auf dem Flugplatz kann man immer das viele Gepäck sehen, dass sie am Ende ihrer Jahrelangen Tour mit nach Hause nehmen.
Jeder Ausländer muss das Land wieder verlassen. Das heimische Strafrecht gilt auch für Ausländer. Wenn der Kadi (Richter) 80 Stockschläge für ein Verkehrsvergehen ausspricht, wird das auch öffentlich ausgeführt, und es kommt immer zu einem Verkehrsstau, weil so viele zuschauen wollen. So 1995 geschehen, als ein Autofahrer bei einem tödlichen Verkehrsunfall neben der Gefängnisstrafe (Kalabusch) und Kompensation für die betroffene Familie am Ort des Unfalls öffentlich ausgepeitscht wurde. Ob das auch heute für die Formel 1 Fahrer gilt, kann ich nicht beurteilen. Ich hatte zwar einen arabischen Führerschein, der war immer nur für zwei Jahre gültig, aber mit dem Firmenwagen hatte ich meistens immer einen Fahrer gestellt bekommen. Die konnten auch besser als ich arabisch sprechen.

Amerkung: Viele Gebäude sind mittlerweile Geschichte und abgerissen.

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Mücke aus Pattensen

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