CSD Oldenburg - Die Wahrheit meines Ichs will leben
Am Samstag, den 19. Juni 2010 startete in Oldenburg gegen 13.00 Uhr der große Umzug zum Gedenken an den Christopher-Street-Day. Bunte Kostüme und viel Musik prägten für zwei Stunden das Stadtbild und sorgten überall für gute Stimmung.
Auch die bekannte Autorin Margaretha Main und ihre Lebenspartnerin Michaela, sowie der Autor, Filmemacher und Lebensberater Hans Georg van Herste, Mara Terhaseborg von der Transsexuellenvereinigung Oldenburg und die Mitglieder des gemeinnützigen Vereins TransBorderLes e.V., Brigitte Winkel, Christine Sonnenberg, Anke Winter, Maria Wolff und Peter Hübner waren angereist, um Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Schon während des Aufbaus des TransBorderLes-Standes kam es zu ersten interessanten Gesprächen und Begegnungen. Kaum hatte der Umzug das Festgeländer erreicht, gab es im Inneren des Standes Platzprobleme. Viele Menschen drängten sich vor den ausgelegten Büchern oder betrachteten mit Freuden den auf einem kleinen Monitor laufenden Hochzeitsfilm von M & M.
Aber nicht nur die Themen „Homo- und Transsexualität“ wurden zur Sprache gebracht. Auch über das zurzeit aktuelle Thema „sexueller Missbrauch von Kindern“ wurde sich mehrfach informiert. Einige Betroffene erzählten ihre traurige Geschichte und stießen dabei auf offene Ohren. Bei van Herste und den Mitgliedern von TransBorderLes e.V. wurde niemand abgewiesen oder – wie leider oft der Fall – als Spinner bezeichnet. Wertvolle Tipps konnten weitergegeben werden und sorgten dafür, dass sich manch traurige Miene Stück für Stück aufhellte.
Während Margaretha und Michaela Main einen Bummel über den Festplatz unternahmen und immer wieder Autogramme geben und von ihrer vor kurzem stattgefundenen Hochzeit erzählen mussten, fachsimpelten die beiden Transsexuellen Maria Wolff und Mara Terhaseborg über die Fortschritte auf dem Gebiet der Transsexualität. In den letzten Jahren hatte sich viel getan. Die Operationsmethoden waren verfeinert worden und viele Medienvertreter trauten sich inzwischen an das Thema heran. Die Berichterstattung war wesentlich realistischer geworden und hatte nun eher Aufklärung im Sinn, als Häme, Abwertung und Ausgrenzung.
Allerdings fiel das Resümee des Tages noch lange nicht positiv aus. Nach wie vor werden Homo- und Transsexuelle von vielen Menschen belächelt oder erniedrigt. Wird auch eine gewisse Toleranz nach außen hin gezeigt, so ist eine wirkliche Akzeptanz in vielen Köpfen noch weit davon entfernt, angekommen zu sein. Den Slogan „Wir sind alle Kinder Gottes“ ist z. B. bei den Kirchen noch nicht überall angekommen. Auch dort sollte endlich akzeptiert werden, dass – laut Kinsey – immerhin 58% aller Frauen homoerotische Neigungen haben. Auch dort sollte inzwischen erkannt werden, dass Homo- und Transsexualität angeborene Neigungen sind und nichts mit Perversion oder „Leben wider die Natur“ zutun haben. Realitätsferne und mittelalterliche Denkweisen führen nicht gerade dazu, dass sich Betroffene der Kirche zuwenden.
Hans Georg van Herste dazu:
„In Nordindien oder Teilen Pakistans heißt es, Transsexuelle seien von der Göttin geküsst und zelebrieren Hochzeiten oder werden als Glücksbringer für Säuglinge angesehen. In anderen Teilen der Welt freuen sich Mütter, wenn sie ein transsexuelles Kind bekommen haben, weil es einerseits schwere Dinge tragen, andererseits im Haushalt helfen kann. Auch in Thailand sind die so genannten „Ladyboys“ fester Bestandteil der Gesellschaft, arbeiten als Fernsehredakteurinnen oder Sekretärinnen – und niemanden stört es. Auch Lesben müssen sich nicht verstecken und sind an jeder Straßenecke zu finden.
Wenn man bedenkt, dass diese Menschen genetisch mit uns absolut übereinstimmen, sieht man erstmal, wie viele sich hier bei uns verstecken und oft ihr Leben lang leiden müssen. Die Bevölkerung in großen Teilen Asiens hatte den großen Vorteil, dass sie von den Moralaposteln der Kirche verschont blieb oder erst sehr spät „missioniert“ wurde. Diese Leute haben nicht den Frieden gebracht, sondern Krieg gesät und heute leiden weltweit Milliarden von Frauen und Homo- und Transsexuellen unter den Folgen. Wie weit es mit der Moral bestellt ist, ist an den aktuellen Aufdeckungen gut zu sehen.
Aber wehe, man kommt diesen Leuten auf die Schliche. Schon wird man mit Stasi- und Inqusitionsmethoden verfolgt und verleumdet. Ich kann nur immer wieder sagen: haltet zusammen! Lasst euch nicht entmutigen! Ihr seid weder pervers, noch verrückt, selbst wenn euch das viele Menschen auch heute noch einreden wollen.“
Veranstaltungshinweis
Am 2. Juli 2010 wird Anusha Pee um 19.30 Uhr im Restaurant Dobbendeel in Bad Bederkesa das Buch „Leben im Matriarchat – eine Reise durch die Geschichte der Frau“ von Lena Birkthal vorstellen.
ISBN: 9783839120385
136 Seiten
19,90 Euro
Buchtipp
Margaretha Main
Das große Margaretha-Main-Buch
ISBN: 9783839141519
564 Seiten
49,90 Euro
Hans Georg van Herste
Der wahre Traum von Freiheit
wurde auf der Buchmesse Leipzig 2010 mit einem Buchpreis ausgezeichnet
ISBN: 9783839105979
100 Seiten
6,80 Euro
Info
www.transborderles.de
www.van-herste.de
www.margaretha-main.de
Filmtipp
www.myvideo.de/watch/7616334/Die_Wahrheit_meines_Ichs_will_Leben
Bürgerreporter:in:Elisabeth Keller aus Gnarrenburg |
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