Der Bienenschwarm

Schwarmtraube noch locker besetzt
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Auszug aus dem Buch "Aus dem Leben der Bienen" von Karl von Frisch:

„Das Frühjahr, die Zeit des Blühens und des reichen Futtersegens, ist auch die Zeit des stärksten Brutansatzes. Bei der raschen Entwicklung der Maden führt das eifriges Eierlegen der Königin zu einer schnellen Vermehrung der Bienen und hierdurch zu einem raschen Erstarken des Volkes, aber nicht unmittelbar zu einer Vermehrung der Völker, denn jedes Bienenvolk ist ja mit seiner Königin ein geschlossener „Staat“ und aus der Brut wächst nur die Zahl der Bürger.
Es müssen sich aber auch die Völker als solche vermehren. Denn nicht selten geht eines durch Krankheit, durch Hungersnot nach einem schlechten Sommer oder durch sonstiges Missgeschick zugrunde, und würden nicht andererseits neue Völker entstehen, so gäbe es bald keine Bienen mehr.
Ein neuer Stock braucht eine neue Königin; erst wenn für diese gesorgt ist, kann sich das Volk als solches vermehren, und dies vollzieht sich durch das „Schwärmen“ der Bienen.
Die Vorbereitung geschieht in aller Stille. Zumeist im Mai legen die Arbeiterinnen einige Weiselzellen an und züchten in diesen die jungen Königinnen heran. E i n e würde zumeist genügen, aber es kann ihr ein Unglück zustoßen. Die Natur kennt keine Zartfühligkeit. So werden ein halbes Dutzend oder mehr Königinnen herangezogen, von denen später die Überflüssigen gewaltsam entfernt werden.
Etwa eine Woche, bevor die erste junge Königin aus ihrer Zelle schlüpft, schwärmt das Volk. Wieder geht der Anstoß von den Arbeiterinnen aus. … Mit einem Male geraten sie in Aufregung, und in einem tollen Wirbel durcheinander fliegend erhebt sich die Wolke von Bienen in die Lüfte. Etwa die Hälfte der Stockbewohner, mit ihnen die alte Königin, verlassen ihre Behausung.
Zunächst fliegen sie nicht weit. An einem Baumast oder dergleichen sammelt sich die Bienenwolke und setzt sich um den Königin herum zu einer dichten „Schwarmtraube“ zusammen. Jetzt ist der Moment, wo der wachsame Imker den Schwarm mit geringer Mühe in eine leere Bienenwohnung bringt und sich ihn sichert. Zaudert er zu lange, dann ist ihm der Schwarm verloren. Denn während dieser in stiller Muße am Aste hängt, sind Kundschafter („Spurbienen“) eifrig am Werke, um eine geeignete Unterkunft ausfindig zu machen, etwa einen hohlen Baum oder einen leeren Bienenkasten auf einem oft weit entfernten Stand. Sie machen jetzt den Schwarm mobil und schicken ihn von seiner Raststätte fort, die Schwarmtraube löst sich auf und zieht wieder als Wolke dahin, von den Spurbienen in ihr neues Heim gewiesen. …“

Zitiert aus dem wunderbaren Buch „Aus dem Leben der Bienen“ von Karl von Frisch. Erste Ausgabe 1927 erschienen bei Springer- Verlag-Berlin (aus der: 9.Auflage)

Bürgerreporter:in:

Urte Langer aus Olching

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