Bienen - Ein unterschätztes Volk

Peter Dorfmeister, Imker aus Emmering
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Sie sind voll behaart, knabbern das Harz der klebrigen Kastanienknospen, haben das Patent zur Wachserzeugung und halten, gegen der landläufigen Meinung, keinen Winterschlaf. Und auch wenn wir uns fragen, warum brummt und summt es jetzt in unseren Birnen- und Apfelbäumen nicht, dann hat das den schlichten Grund, dass es den Bienen einfach noch zu kalt ist. Sie arbeiten bei Kälte nicht. Und wenn sie nicht arbeiten, dann gibt es für uns kein Obst. Diese und weitere interessante, wissenswerte Dinge erzählte Peter Dorfmeister, Imker aus Leidenschaft, in seinem Vortrag über die Bienenvölker. Bündnis 90/Die Grünen OV Olching hatten zu diesem Thema alle interessierten Bürger am gestrigen Donnerstag ins KOM geladen.
„Bienen - Eine Liebeserklärung vor dem Hintergrund der Veränderungen in der Landschaft“, so lautete das Thema, zu dem Peter Dorfmeister ausführlich und aus eigener Erfahrung berichtete. Seit nunmehr 8 Jahren, seitdem er in den Ruhestand getreten ist, befasst er sich leidenschftlich mit der Imkerei. Er führte anhand einer Bildpräsentation in die Lebensweise der Bienen ein und beschrieb Arbeit und Verantwortung eines Imkers. Dabei kamen auch die Auseinandersetzung mit Problemen der Bienen in den USA, wo derzeit ein rätselhaftes Bienensterben herrscht, und die Beschreibung der Auswirkungen der sich verändernden Landwirtschaft bei uns, nicht zu kurz. 84 Prozent unserer hiesigen Wirtschaftspflanzen werden von Arbeitsbienen bestäubt, deren Existenz massiv bedroht ist.
Durch die moderne Landwirtschaft, eintöniges Städtegrün, monotone Gärten, ist die Artenvielfalt der Pflanzen extrem zurück gegangen. Davon abgesehen, dass darunter alle Insekten, sowie Vögel und Tiere leiden, trifft es die Biene besonders. Sie muss weite Strecken zurücklegen, um an Blütenfelder zu kommen. Insektizide erschweren ihr das Überleben. Aber am meisten scheint der Biene die durch fremde Bienenvölker eingeschleppte Milbe, Varroa, zu sein. Sie verletzt die Biene, saugt sie an und nistet sich danach in deren Larven ein, die sie somit zerstört. Ohne Gegenmaßnahmen des Imkers wäre ein Volk innerhalb eines Jahres verloren.
Gelernt habe ich an diesem Abend, dass Bienen gar keinen Winterschlaf halten. Im Gegenteil. Die Arbeiterbienen sind sehr bemüht, dass im Kern eines Bienenstocks, selbst bei eisigen Außentemperaturen, die Temperaturen nicht unter 10 Grad fallen. Deshalb scharen sie sich um ihre Königin und wärmen sie, indem sie eine Art Wärmeschutzmauer für sie aufbauen. In regelmäßigen Abständen tauschen die Arbeitsbienen den äußeren Kreis mit dem inneren durch. Im Sommer dann, wenn es außerhalb des Bienenstocks sehr heiß ist, darf die Temperatur im Stock nicht über 36 Grad ansteigen. Jetzt werden die Arbeitsbienen zu regelrechten Klimaanlagen, indem sie mit ihren Flügeln die warme Luft aus ihrem Stock sterzeln, also fächeln. Bienen haben übrigens zwei Flügelpaare. Sobald die Biene, die eine Entwicklung vom Ei bis hin zur fertigen Biene in 21 Tagen durchläuft, eine solche ist, wird sie zum Zellenputzen eingesetzt. Später füttern sie die Larven, stellen sich zum Wachsschwitzen an, werden Türsteher oder Wasserholer. Sie besitzen riesengroße Facettenaugen und zusätzlich drei Sensorenaugen für die Helligkeitsmessung. Bienen stechen bei Bedrohung gerne in die Augengegend des Feindes. Diese Sitte kommt noch aus Urzeiten, in denen der Bär ihnen die Honigwaben geklaut hat. Und diesen kann die Biene nur im Gesicht erwischen, da sie durch sein dichtes Fell keinen Stich zu landen vermag. So sollte der unerfahrene Imker zunächst auch immer einen Gesichtsschutz tragen.
Kundschafterbienen tanzen den sogenannten Schwänzeltanz, der den anderen Bienen die Futterplätze weist.
Die Königin der Bienen, und jeder Stock hat nur eine Königin, legt 2000 Eier am Tag. Damit sie das Pensum durchsteht, bekommt sie eine spezielle Nahrung, das Gelee Royal. Sollte der Königin je etwas zustoßen, dann ziehen sich die Bienen ein Ei unter Tausenden mit eben diesem königlichen Gelee zur neuen Königin groß. Königinnen haben eine Entwicklungszeit von nur 16 Tagen und sie kann ein Alter von fünf Jahren erreichen. Beschließt das Volk sich zu trennen, wird ebenso ein Ei erwählt, dass durch diese spezielle Kost zur Königin reifen wird und sobald die Prinzessinnen-Suite versiegelt ist, sucht sich die Königin mit ihrem Gefolge einen neuen Stock ausserhalb ihres alten. Und das möglichst weit entfernt, um sich die Futterplätze nicht wegzunehmen. Dazu schwirren die Bienen zunächst scheinbar unkoordiniert in der Gegend herum, sammeln sich dann an einem Ast zu einer Traube und warten auf die Kundschafterinnen, die ihnen eine neue Brut- und Arbeitsstätte gefunden haben. Dann erst schärmen sie zusammen und zielgenau dem neuen Platz entgegen, wo sie ein neues Volk gründen.
Dieses und noch viele weitere Informationen, vor allem die Rolle des Mannes, der Drohne, in einem Bienenstock, waren von Herrn Dorfmeister zu erfahren, dessen Vortrag ich nicht hätt missen mögen.
Peter Dorfmeister ist auch der Imker, der das Bienenhaus im Obstanger von Emmering betreut. Dort zeigt er Kindergartengruppen, Schulkinder und Erwachsenen alles über seine Bienen vor Ort und darüber hinaus hilft er Jungimkern beim Hineinwachsen in ihr neues Hobby.
Übrigens knabbern die Bienen das Harz der klebrigen Kastanienknospen, um mit diesem Sekret ihre Waben bakterienfrei auszukleiden. Von Bienen und deren Lebensweise sollten wir Menschen lernen, nicht aber deren Lebensgrundlage zerstören. Zu schnell ist in ein paar Jahren vernichtet, was sich in Millionen von Jahren entwickelt hat!

Peter Dorfmeister, Imker aus Emmering
Veranstaltet von Bündnis90/Die Grünen OV Olching,  Dr. Ingrid Jaschke und Heide Kuckelkorn mit dem Referenten Peter Dorfmeister
Bürgerreporter:in:

Urte Langer aus Olching

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