Es geht mit und ohne. Aber wie? Eine Satire über unseren Körper, Seite 8

Er nahm sich vor, diesmal nicht über sie Stränge zu schlagen, die Diät einzuhalten, und die Kondition aufzubauen. Er schwor sich keine Zigaretten mehr anzurühren. Nach dem ersten Infarkt wurde ab und zu eine heimlich geraucht und nachdem Eva die Kippen in der Brusttasche der Hemden fand, wurde es wieder zur Gewohnheit. Leichthin sagte er: „ Rauchst man, stirbt man. raucht man nicht, stirbt man auch. Also raucht man.“
Die guten Vorsätze kamen zu spät. Das Herz war so geschädigt, dass Adam in Rente gehen musste.
Einerseits war er froh dass er nicht mehr an den ungeliebten Arbeitsplatz zurückkehren musste, andererseits hatte er Angst es könnte ihn jederzeit und überall wieder erwischen und das war das Schlimmste.
Adam hatte nun Zeit. Viel Zeit. Nur wusste er nichts damit anzufangen. Außer Fernsehen gucken und Rätsel raten hatte er keine Hobbys Und vor dem Spazieren gehen hatte er Angst er könne auf der Straße umfallen und keiner würde helfen.

Die Angst.

Da saß noch ein Schlüsselerlebnis bei ihm zu fest, als Evas Vater am hinteren Eingang vom Kaufhof stand und nicht mehr weiter konnte. Der Opa schickte seinen Enkel, welcher ihn begleitet hatte zu seiner Tochter Eva. Sie eilte zu ihm, setze ihn ins Auto und sie rasten in die Klinik. Doch als sie dort ankamen, war er schon tot. Adam hatte Angst, ihm könnte es genauso ergehen und so blieb er lieber zu Hause.
Zu allem Übel hatte er einen Hausarzt, dem die Probleme mit dem Herzen nicht so lagen. Drei Tage vor dem zweiten Infarkt hatte Adam ihn wegen Schmerzen in der Herzgegend aufgesucht, der Arzt versicherte ihm nach dem EKG jedoch, es sei alles in Ordnung.
Nun hatten beide Angst. Der Arzt dass er wieder etwas übersehen könnte und Adam dass sich der Arzt zu wenig um seine Krankheit kümmern würde. So schaukelten sie gegenseitig ihre Angst hoch was zur Folge hatte, das Adam oft in der Klinik landete, ohne das es nötig gewesen wäre. Das Herz war nun mal durch die beiden Infarkte nur bedingt imstande, seine Arbeit zu leisten. Und mit Tabletten war dieses Manko nicht auszugleichen. Das EKG sah nicht normal aus, die Geräusche waren nicht korrekt doch damit kam sein Hausarzt nicht klar. Der Doktor ermahnte Adam ständig, vorsichtig zu sein. Doch was ist in diesem Fall Vorsicht?
Man kann vorsichtig im Straßenverkehr sein, vorsichtig mit seinem guten Geschirr umgehen, ja, sogar vorsichtig mit seiner Gesundheit umgehen, indem man ungesundes Essen meidet, sowie auf Zigaretten und Alkohol. verzichtet. Aber das Herz schonen, damit ist es nicht getan. Wie jeder Muskel, welcher geschont wird abbaut, so verhält es sich auch mit dem Herzmuskel. Eva konnte ihm noch so viel zureden doch spazieren zu gehen damit der Körper zu seinem dringend benötigten Sauerstoff kommt und der Herzmuskel auf- statt abbaut, er tat es nicht.
Die Angst auf der Straße zusammenzubrechen und keiner hilft, hielt ihn davon ab. Eva gab ihm den guten Rat nur in unserem Ort die Hauptstraße zu nehmen weil da nimmer Menschen sind, aber auch das überzeugte ihn nicht.
Da sein erlernter Beruf Bäcker war, werkelte er wenigstens in der Küche. Es kamen jedoch keine gesunden Gerichte auf den Tisch, Adam war ein Feinschmecker! ! Und weil es so gut schmeckte, aß man auch mehr davon. Hinzu kamen die süßen Kuchen.
Einen neuen Kumpel fand Adam in seinem Wohnzimmer, den Fernseher. Der nörgelte nicht an ihm herum wenn er stundenlang auf dem Sofa lag, aus Langeweile Kaffe und Kuchen im Liegen zu sich nahm, wenn er ihm sein Leid klagte das ihm kein Arzt so richtig helfen könne, wo man doch heutzutage schon auf den Mond fliegen kann und der Mensch ein neues Herz bekommt. Warum nicht ich?
Das gute Essen ließ die Cholesterinwerte trotz der Tabletten ansteigen, der Zuckerspiegel schlug Kapriolen wegen des süßen Kuchens und auch, weil die Bewegung fehlte. Adam jedoch jammerte: „Warum immer ich?“
Adam ist kein Dummer. Er liest die Tageszeitung, die Illustrierten häufen sich, er kennt alle Klatschgeschichten der europäischen Königshäuser. Die neuesten Nachrichten aus Radio und Fernseher sind ihm geläufig. Die Schauspieler kennt er mit Namen und über ihre Filme wäre er in der Lage gewesen, Qualitätsberichte schreiben.
Wenn der Arzt ihm Broschüren über Cholesterin oder Zucker mitgab, legte er sie sorgfältig auf den Nachttisch, eins zum Andern. Was darin stand interessierte ihn nicht sonderlich, es war nicht unterhaltsam und zu kompliziert, ihre Befolgung hätte außerdem zu viele Einschnitte nach sich gezogen und er vertrat die Meinung: „Es bringt ja doch nichts,“
„Soll sich doch der Arzt darüber Gedanken machen wie mir zu helfen ist. Er hat schließlich Medizin studiert und nicht ich. Außerdem habe ich seit meinem 14. Lebensjahr in die Krankenkasse einbezahlt. Ich war nie viel krank.
Was besagen schon die paar Operationen. Etliche Male den Leistenbruch repariert, die Mandeln und der Blinddarm landeten im OP im Abfalleimer. Das war‘s dann schon. Für alles andere gab’s zum Glück die Tabletten und die halfen immer.“
Mit seiner Vogel Strauß Politik kam Adam mit seinem widerspenstigen Herzen nicht weiter. Mit der Zeit sah er ein, es muss etwas geschehen, wenn er nicht vorzeitig ins Grass beißen wollte.
So langsam ging alleine einkaufen wenn er etwas Besonderes kochen wollte, denn Eva konnte ihn beim besten Willen nicht ständig begleiten, wie schon erwähnt besitzt sie einen eigenen Betrieb mit Angestellten, der ihre ständige Präsenz erfordert. Er traf auf der Straße alte Bekannte, hielt ein Schwätzchen mit ihnen und so langsam gewöhnte er sich an seinen neuen Zustand

Bürgerreporter:in:

Waltraud Meckel aus Offenbach

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