Uroma allein auf Weltreise, Teil 12

Teil 12

Ich möchte euch die Kopie einer Mail an meinen Urenkel Marvin mit meinen Urlaubseindrücken nicht vorenthalten, Marvin ist sieben Jahre alt.
Also, lieber Marvin,
das hier wäre kein leben für dich. wenn du irgendwo hin willst, musst du
viele Stunden mit dem Auto fahren, wo du doch gar nicht gerne auto
fährst. und sie bauen immer neue Straßen und Brücken. lach
dann musst du beim Metro fahren höllisch aufpassen, dass sie dich nicht
verlieren. mir ist das beinahe in Washington passiert, als ich etwas
beobachtete, was mich sehr interessierte.
und schwupp, da standen die anderen schon im Zug und ich musste einen
schnellen Satz machen, dass ich noch rein kam. lach
dann gingen wir in ein riesiges Museum, ähnlich wie das Senckenberg
Museum, da waren so viele Leute drin und das Echo kam 1000fach von den
wänden zurück, das Inge es nicht aushalten konnte und wir wieder raus
gingen. im anderen Museum musste man Schlange stehen wie am Flughafen,
und auch die Taschen leeren, und Leibesvisitation ohne Ende.
dann durfte man rein, wurde von Tafel zu Tafel geschoben und am ende war
eine Tür durch die man ins freie geschoben wurde.
an den Straßen sind Ampeln, sie zeigen für die Fußgänger eine rote oder
eine grüne Hand. wenn die grüne Hand dran ist, sagt sie, wie viel
Sekunden du Zeit hast um über die Ampel zu gehen.
Autobahnen ohne ende und einmal zählte ich zehn brücken hinter- und
übereinander.
Wenn jemand zu Fuß laufen oder Rad fahren will, muss er erst das Auto
nehmen und dahin fahren.
aber es gibt genug Kartoffeln hier zu essen, und im nächsten Jahr kann
ich ohne Pommes lebe.
einmal saßen wir zwei Tage im Auto, und noch beim nachessen habe ich
gedacht ich sei auf einem schlingernden schiff und unter mir das
Schaufelrad. erst dachte ich, das Haus unter mir zittert, aber bill und
inge haben gesagt, da ist nichts.
morgen werden wir wieder das Auto nehmen und nach Oklahoma eine
azaleenschau besuchen.
an einem tag sind wir vier Stunden lang ganz hoch oben in den bergen
durch einen Nationalpark gefahren, Ohren auf, Ohren zu, Haarnadelkurven
ohne Ende, um entwurzelte abgestorbene und vom Unwetter zerzauste bäume
auf Geröllhalden zu bewundern. wir waren wenigstens einen Monat zu früh
dort.
es gab sogar dort oben eine Tankstelle, sonst wäre manch einer wohl
nicht mehr nachhause gekommen.
ich habe Ölpumpen und Kühe gesehen, auch schöne weiße zäune. lach
bin noch fast zwei Wochen hier und ich hoffe, sie verlieren mich nicht.

wenn alles gut geht, bin ich am Sonntag in einer Woche wieder zuhause.
die Staaten sind mir eine Nummer zu groß, lach, aber man etwas erzählen
wenn man zurück kommt. wenn... lach

Viele liebe Grüße an alle, bleib schön brav,

deine Oma

Aber noch sind wir in Washington, und wir wurden gerade von den nachrückenden Menschenmassen ins Freie geschoben, Museumbesuche ade, schade. Denn gerade darauf hatte ich mich so gefreut.
Wir überquerten die Straße an einer Ampel für Fußgänger, an welcher eine grüne Hand uns freien Übergang gewährte, uns jedoch gleichzeitig sagte, in wie vielen Sekunden wir drüben sein müssen, das wollte ich nicht unerwähnt lassen, lach.
Das Weiße Haus war fast in greifbarer Nähe, schoss vorsichthalber ein Foto davon, damit man mir glaubt dass ich in Washington war, weil wir sonst nichts gesehen haben, schade-
Doch, ich hab noch was gesehen, ich lach mich fast kaputt! Damit sie noch weniger laufen müssen als sie es ohnehin schon tun, haben sie ein noch nie zuvor gesehenes Fortbewegungsmittel, ich will versuchen, es zu beschreiben. Es hat zwei kleine dicke Gummiräder wie unsere Schubkarren sie haben, gerade so weit auseinander, dass Stehplatz für zwei Füße da ist. Oben hat es zwei Griffe zum festhalten und lautlos huscht das Ding dahin.

Bürgerreporter:in:

Waltraud Meckel aus Offenbach

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