Uroma allein auf großer Reise ´Teil 4
OK, gehen wir einkaufen.
Ich staunte nicht schlecht als ich die Angebote in den Geschäften sah, denn bei meinem letzten Besuch hier in den Staaten gab es nur Weißbrot, von den anderen Sachen wollen wir erst gar nicht reden.
Inge ging in ein Geschäft mit ausländischen Spezialitäten. Viele Original deutsche Marken, auch Käse, Wurst, und Brot lagen aus. Halt all die Dinge, welche mein Herz begehrten gab es hier, und ich sah mein Leben in den nächsten vier Wochen als gesichert an. Wie wird es jedoch mit dem Gewicht werden? Da heißt es schon wieder aufpassen. Das Auto ersetzt hier die Beine, ob gewollt oder nicht.
Inge wohnt abseits in einem Vorort von Ozark im Staate Missouri. Überall Bungalows mit großem Grundstück. Alle Straßen waren ohne Bürgersteige verliefen wie die Karos in einem Rechenheft. Das Einheitliche erschwerte die Orientierung. Dazu kamen flache Hügel, auch hier einer wie der Andere, und nach einigen wenigen Spaziergängen über welche mein Schwager mit Unverständnis mit dem Kopf schüttelte, gab ich auf. Als Sehenswürdigkeiten registrierte ich die ersten Frühjahrsblüher und Gartenzwerge in manchen Vorgärten. Inge klärte mich auf: „ Dort wohnen Deutsche.“ Ich sah kein Geschäft, keine Bushaltestelle, hier schien man nur zu wohnen. Doch vor jedem Haus standen zwei bis drei Autos. Bei meinen wenigen Ausflügen sah ich stets zwei junge Frauen beim Joggen, eine schob dabei ihren Kinderwagen. Bill hatte Recht.- Spazieren ist nicht.-
Ja liebe Waltraud, das musst du aber mit dem essen schwer aufpassen wenn du dein Gewicht halten willst. Na, OK. passen wir halt auf. Und nun endlich mal die Füße vertreten.
Inge stellt ihr Auto auf einen Behinderten Parkplatz und ich sagte: „ Das kann man bei uns nicht so einfach tun.“
Inge lachte und hängte einen einfachen blauen Behinderten Aufhänger an den Rückspiegel. „Ich bin behindert wegen der Knieoperation und Bill wegen seinem Rücken.“
So einfach ist das also hier. Mein Mann bekam nie das begehrte Privileg, er braucht viele Punkte dafür.
Jede Behinderung hatte ihre Punkte. Ich weiß nun nicht mehr auswendig wie viele Punkte es sein mussten um diesen Ausweis zu bekommen. Sie addierten seine Kriegsverletzung, den Herzschrittmacher, die beide Infarkte, die Zuckerkrankheit, den Defilibrator, auch der Rollstuhl brachte nicht genug, es fehlten noch immer Punkte. Ich meine, so an die achtzig Punkte musste man haben.
Und ein blaues Aufhängerchen wie Inge es hatte wirkte wie bei uns die Parkscheibe. Das wäre in Deutschland unmöglich gewesen. Da muss gut sichtbar das amtliche Dokument vorne auf der Ablage liegen, mit dem Stempel nach oben.
Gut. Hier gibt es Parkplätze ohne Ende, jedes Geschäft hat seine Parkplätze vor der Tür. Und die Behinderten haben nur noch die Stufe vor dem Eingang zu bewältigen. Man ist aber auch ohne Auto kein Mensch. Die Geschäfte liegen rechts und links an den großen Straßen und alle haben genügend Freiraum. So nimmt man das Auto und steuert das nächste Geschäft mit Parkplatz an. Eine Innenstadt wo ein Geschäft am Andern ist, sah ich nie. Wenn man so etwas suchte, fand man es außerhalb der Ortschaften als riesigen Komplex mit Luxus. Da konnte man schon seine Zeit totschlagen mit Bummeln, halt nur nicht an der frischen Luft.
Inge musste gewusst haben, dass mich das Spezialgeschäft für Quilten interessieren würde. Herrliche Baumwollstoffe ohne Ende. Spezialmaschinen - Garne - Zubehör. Ich lief alle Gänge auf und ab und musste die Stoffe mit den Händen befühlen. Die fertigen Sachen waren ein Traum.
Inge sagte: „ Gib mir dein Geld her, hier wird nichts gekauft, ich kann mit meinen Stoffen zuhause selbst einen Laden aufmachen. Du kannst von mir vieles haben.“
Ich wollte ohnehin nichts kaufen, denn zum Quilten fehlt mir die Geduld. Das ist eine Handarbeit, welche in dem Staaten sehr gepflegt wird. Inge hat eine kleine Werkstatt mit Spezialmaschinen und Zubehör und verbringt viel Freizeit damit.
Ja, und meine Dollar hütete ich eh nach der lehrreichen Erfahrung am Flughafen.
Wir fuhren an einen anderen Platz, da stand ein Schnellimbiss neben dem Anderen. Inge traf ihre Wahl und ich meinte alles sei doch das Gleiche. Da lachte sie mich aus und meinte: „ Da sind große Unterschiede, die wirst du schon noch merken.“
Und ich merkte sie. Oft fuhren wir gegen 11:00 zum Einkaufen, um anschließend an solchen Orten einen Imbiss zu nehmen.
Früher saß bei Inge das Geld nicht so locker, man merkt allenthalben Bills Erbschaft.
Wieder zurück, bedränge ich Inge eine Möglichkeit zu finden, mich zuhause melden zu können. Die SMS kamen zurück, die Anrufe gingen nicht durch.
Man hatte mir eingebläut mich sofort bei Ankunft zu melden, was ich auch hochheilig versprach.
Aber so einfach war das nicht.
Ich bitte Inge mit meinem Laptop, an ihr Festnetz gehen zu dürfen doch sie hat nur einen Chip und der will mit meinem Laptop nichts zu tun haben.
Die Welt ist voller Technik und doch, und wenn es darauf ankommt versagt sie.
So wollte auch mein Allewelt -Adapter für Strom mein Laptop nicht annehmen und auch nicht die Batterie vom Fotoapparat laden.
Ich brachte den ganzen Haushalt durcheinander. Inge sucht ihre Adapter, alles war umsonst.
Ich hab Nachrichten verschickt, Inge hat es über ihr Handy versucht, aber es kamen keine Rückmeldungen.
Am zweiten Tag meines Aufenthaltes stand auf einmal When, Inges Sohn vor mir und drückte mich ab. Im ersten Moment dachte er in dem dunklen Gang, es sei seine Mutter, denn Waltraud konnte es nicht sein, sie wird erst am Montag kommen.
Lachen auf allen Seiten. When wird nun versuchen, über Facebook mit Gina in Kontakt zu treten. Hoffentlich denkt sie nicht: „ Was will dieser Typ von mir und blockt
ab.“
Oh, oh! Waltraud, es wird doch noch ein schlimmes Ende
nehmen mir dir.
Bis jetzt konnte ich die Zeit mit dem Reisebericht tot schlagen, und versuchte mit geringem Erfolg die Unruhe in mir zu deckeln.
So, nun bin ich mit meinen Bericht auf jetzt angekommen. Wir haben hier in Missouri 15:00 Und in Deutschland 21:00
In Deutschland ist jetzt Sonntag der 3.4.2011, ja, und hier ist auch Sonntag.
Ja, und Morgen werde ich offiziell hier ankommen. Morgen !!!
When und Inge in der Küche. ( Inges zweit ältester)
Inge versucht schon wieder zu telefonieren.
Bürgerreporter:in:Waltraud Meckel aus Offenbach |
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