Leseprobe aus dem Buch "Lyra"
Hier weint die verzweifelte Mutter und im Lazarett das Kind. Lyra, Seite 23
Lyra will helfen, will sie zusammen führen doch die Mutter kann sie nicht wahrnehmen.
Das alles geschah ja nicht heute, das Ereignis liegt schon Jahrzehnte zurück!
Ja, und nun sieht Lyra für Sekunden die Mutter mit dem Kind als Hüllenlose. Also sind beide tot…
Schatten bemerkt sie überall. Es ist Nacht und alles verdunkelt. Diese Schatten sind Menschen. Menschen auf der Flucht? Die Einen hasten nach Osten, die Andern nach Westen. – Wohin wollen sie?? Haben sie kein Ziel??
Nein: Sie haben kein Ziel: Mütter suchen ihre Kinder… Männer ihre Frauen… Kinder die Eltern…
Der sinnlose Krieg hat sie in alle Welt zerstreut.
Der Einzelne ist wie ein loses Blatt im Herbst. Willkürlich vom Wind hin und her getrieben, im Schlamm stecken geblieben, zertreten, um dann den Weg des Vergänglichen zu gehen.
Doch nichts geht im All verloren. Vergangenes wird wieder lebendig, Der Baum bekommt neue Blätter, und aus der Erde erwächst neues Leben.
Auch das ist ewiges Leben.
Auch begangenes Unrecht geht nicht verloren. Es schwirrt genauso im All umher wie die Hüllenlosen und ruft nach Vergeltung. Auch das ist ein Phänomen – die Rache stirbt nie…
Lyra hat sich schon zu weit entfernt und ist mehr im Jenseits als im Diesseits. Was hat die Welt schon alles über sich ergehen lassen müssen…Es ist ein ständiges Auf und Ab…
Fluten kommen und überschwemmen das Land. Dann ist es wieder eine große Dürre mit Hungersnöten. Erdbeben und Sandstürme verändern das Land. Die Pest und andere Krankheiten setzen den Menschen zu und diese versuchen, darin zu überleben.
Wenn nun die Menschheit so intelligent wäre wie sie zu sein glaubt, würden sie einander helfen anstatt sich zu bekämpfen. (Zitat: Waltraud Meckel)
Doch die größte Not und das schlimmste Elend fügen sie sich selber zu.
Fast könnte man sagen, er verhält sich wie ein Selbstmörder.
Er tut den ersten Schlag, der zweite wird ihn mit Sicherheit selbst treffen…
Die Sinnlosigkeit ihrer Suche lässt sie unsicher werden. Sie dachte, die Aufgabe sei leicht zu lösen, doch sie wird immer komplizierter.
Sie vertreiben einander, der schwächere geht. Er packt zusammen was er tragen kann und geht. Er hasst den Starken der ihn vertrieb und sinnt auf Rache. Irgendwann wird meine Zeit kommen. Bin ich es nicht, werden es meine Kinder sein… Eine Kette ohne Ende…
Und sie sieht wieder die Hoffnungslosigkeit in den traurigen Augen ihrer Großmutter Elisabeth und nur deshalb war sie aufgebrochen um das „Warum“ zu lösen.
Warum mussten sie weg…die Heimat verlassen
Warum und wie entsteht Krieg…
Großmutter brauchte nicht viel Platz und nicht viel essen um zu Leben.
Bald wird sie gehen – für immer - und Platz machen für die Anderen...
Bürgerreporter:in:Waltraud Meckel aus Offenbach |
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