Träume - Schneewittchens Traum, mein Beitrag zur Gruppe Alles nur Geschmacksache

....aus Eugen Drewermanns Buch "Interpretation von Schneewittchen"

Sie lag da, und ihre Seele träumte
sich fort in eine andre Welt,
die dicht bis an den Himmel säumte
und war ihr Schutzkreis und ihr Zelt.

Sie sah sich mit den Wolken ziehen.
Sie wünschte sich als Blatt im Wind.
Sie mied zu sein. Nur unter Mühen
ward sie zur Frau. Sie blieb ein Kind.

Was lag an ihr, wenn nur die andern
sie nicht empfanden als Beschwer?
Sie wollte mit den Flüssen wandern durch Wüstentäler bis ans Meer.

Dort wartete vielleicht im Hafen
ein Schiff auf sie und trug sie fort.
Sie lebte so, wie Schwalben schlafen
im Flug zu einem wärmern Ort.

Und doch: Es war, daß sie erwachte.
Da fand sie ihn,-oder er sie?-,
und alles nur aus Angst Erdachte
hob sich hinweg und ward wie nie.

Ihr Traum kehrte zurück zur Erde.
Er war ihr Südwind und ihr Meer.
Sie war für ihn Sinn und Gebärde,
sein Traum, sein Ziel und sein Begehr.

Was wär` ein Märchen, wenn nicht diese
Verheißung, dass das Träumen lohnt,
ein Bild, das sich von selbst bewiese
für den, der in der Liebe wohnt?

Mir gefällt es sehr, seit ich es zum ersten Mal las, vielleicht euch auch...herzliche Grüße Euer Schneewittchen

Bürgerreporter:in:

Mirela Sevenich-Walter aus Oberweser

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