Leben und Tod - eine Begegnung im Schützengraben
In der Zeit während des Krieges in Kroatien von 1991-1995 schenkte mir ein Freund diese Kette. Es ist ein Kreuz aus einem Schnürsenkel seiner Soldatenschuhe geflochten im Schützengraben.
Er erzählte mir:
"Mirela, ich schenke Dir dieses Kreuz. Wir Soldaten haben es geflochten in den Schützengräben, als wir in in diesen auf Angriffe warteten. Dort zu sein im Graben ist die Hölle. Es ist so, als würdest du auf deinen eigenen Tod warten.
Niemand kann das verstehen, außer derjenige, der selber darin lag!
Wir flochten aus unseren Schnürsenkeln diese Ketten weil die Not uns drängte. An einem Kreuz flochten mehre Soldaten zusammen nacheinander. Einer fing damit an und ein Feuer entbrannte. Diese Ketten wurde für uns alle im Graben ein Hoffnungssymbol, denn wir die wir jung sind, wir hatten keine Zeit uns mit Gott zu beschäftigen bis zu der Situation im Graben! In diesem Moment bist du allein, völlig auf dich selbst geworfen. Du mußt still sein, darfst mit niemandem reden, es ist eine nicht auszuhaltende Stille des Todes. Der einzige der dir zuhört ist GOTT! Also machten wir die Kreuze, hängten die Ketten um und sprachen mit Gott! Wir riefen IHN, hofften dass ER uns hört und dass ER diesem Krieg ein Ende macht! Dieses Kreuz wurde für uns zur Hoffnung!
In Erinnerung an diese Hoffnung in der schlimmsten Erfahrung des Lebens möge es auch Dich begleiten und schützen auf deinem Lebensweg! Wir haben nicht viel, schenken Dir aber das was uns am Leben erhalten hat!"
Ich weinte während seines Berichtes und nahm dieses Kreuz dankbar entgegen. In diesem Moment war dieses einfache, geflochtene Kreuz aus Schuhband das wertvollste Kreuz was ich je erhalten habe, nicht Gold, nicht Silber hätten es aufwiegen können, denn es wurde Zeuge von Leben und TOD!
Doch es trug das kostbarste Geschenk mit sich, die unerschütterliche Hoffnung an die Erlösung!
Das folgende Gebet eines unbekannten Soldaten erinnert mich ein wenig an den Bericht meines Freundes...
Gebet eines unbekannten Soldaten
Sieh, o Gott, ich habe Dich niemals angeredet, aber jetzt möchte ich Dir Guten Tag sagen. Die Leute sagten zu mir, dass Du gar nicht existierst, und wie ein Dummkopf habe ich dies alles geglaubt. Gestern Abend sah ich aus einem Granatloch Dein Himmelsgewölbe. Ich schloß daraus, dass man mich angelogen hat. Hätte ich mir Zeit genommen, um Deine Werke anzusehen, wäre ich von selbst darauf gekommen, dass man mir einen Bären aufband.
Ich möchte wissen, o Gott, ob Du mir Deine Hand reichen würdest. Ein Gefühl sagte mir, dass Du mich verstehst. Sonderbar, ich musste an diesen höllischen Ort kommen, bevor ich Zeit hatte Dein Angesicht zu sehen. Wohl, ich denke, da ist nicht mehr viel zu sagen, aber ich bin froh, dass ich Dich heute traf. Ich glaube, die Stunde des Angriffs wird bald schlagen. Aber ich habe keine Angst, seit ich weiß, dass Du mir nahe bist.
Ich höre das Signal. Wohl o Gott, ich habe zu gehen. Ich habe Dich gern, das sollst Du wissen. Sieh, es wird einen harten Kampf geben. Wer weiß, vielleicht komme ich zu Deiner Wohnung diese Nacht. Obgleich ich früher nicht sehr freundlich zu Dir war, mache ich mir doch Gedanken, ob Du mich an Deiner Tür erwartest. Sieh, ich weine, ich vergieße Tränen!
Wohl, ich habe jetzt zu gehen, Gott, Auf Wiedersehen. Sonderbar. Seit ich Dich traf, habe ich keine Angst zu Dir zu kommen.
Das Gebet wurde 1945 bei einem in Italien gefallenen Amerikaner gefunden.
Bürgerreporter:in:Mirela Sevenich-Walter aus Oberweser |
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