Deutschmann in der Traumkirche
In einer Hessentagskirche kann man nicht nur staunen oder für eine Weile abschalten, sondern gelegentlich auch die Lachmuskeln trainieren. In Oberursel gab es dazu an zwei Tagen hintereinander kabarettistische Veranstaltungen. Am 15.6. waren es das Babenhäuser Pfarrer(!)-Kabarett, am 16.6. Matthias Deutschmann mit dem Programm "Deutsche, wollt ihr ewig leben?"
Was dafür wichtig ist, um die Besucher zum Schmunzeln zu bringen, verriet der Kabarettist erst gegen Ende der Veranstaltung. "Nicht auf den Inhalt kommt es an, sondern auf die Performance", lautete die Aussage. Das traf voll auf die Veranstaltung zu. Zu Beginn spielte Matthias Deutschmann beiläufig an seinem Cello, während er dazu mehr oder weniger belanglose Dinge erzählte, um dann erst einmal in Richtung Politik abzuschweifen. Später berichtete er von den Problemen bei einer Bahnfahrt von Freiburg nach Stuttgart, bei der er in Karlsruhe in einen Ersatzzug umsteigen sollte. Ein InterRegio wurde hereingeschoben, der dann aber schon einmal nicht fahren konnte, weil er noch keine Lok hatte. Später habe die Bahn dann im Fünfminutentakt erzählt, was alles fehlen würde. Mit der Geschichte hätte man normalerweise nur die wenigen Hobbybahner begeistern können - so wie es erzählt war, war es aber auch für die Mehrheit der Leute recht amüsant. Wobei noch anzumerken ist, das die Beschreibung des Erlebnisses stimmig war - im Gegensatz zu vielen Gelegenheitsbahnfahrern, die einen InterCity nicht von einem ICE unterscheiden können und ihn vielleicht sogar mit einem Hessenticket benutzen wollen.
Seine Schlagfertigkeit bewies Matthias Deutschmann bei einem Fotografen, der während der Veranstaltung hereinkam und vom Mittelgang aus ein Foto von dem Künsler machen wollte. Wie er da stand, forderte ihn Deutschmann auf "nun schieß doch schon". Als der Fotograf niederkniete, kniete auch Deutschmann und kommentierte dann: "Wenn er jetzt gedrückt hätte, wärs ein schönes Foto geworden.". Auch als der Fotograf (oder gegenbenenfalls ein anderer Kamerabesitzer) eine Weile später von der Seite heranpirschte, wurde das von Deutschmann mit einem "da ist er ja schon wieder" bedacht.
Auch wenn hauptsächlich die Darbietung und nicht der Inhalt zählt - manche tiefer gehende Erkenntnis konnte man aus Deutschmanns Vortrag auch noch mitnehmen. Dazu gehörte etwa, dass nachwachsende Rohstoffe keine Erfindung der Grünen sind - die gab es nämlich schon lange vorher, wie die griechische Mytholgie zeigt: die Leber des Prometheus.
Am Ende der Veranstaltung bekam Matthias Deutschmann noch eine Packung Wein von Wolfgang Weinrich als Anerkennung für den Auftritt überreicht. Als der Künstler schließlich die Bühne verlassen hatte, erklang für die zufrieden die Kirche verlassenden Besucher noch ein Instrumentalstück aus der Anlage. Viele der Leute haben die Musik mit dem für die Siebziger Jahre typischen Klang wahrscheinlich nicht erkannt: Es handelte sich um die Titelmelodie des Mehrteilers "Robby, Tobby und das Fliwatüt".
Links
www.matthiasdeutschmann.de
Robby, Tobby und das Fliwatüt
Bürgerreporter:in:Sören-Helge Zaschke aus Stadtallendorf |
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