„Ich glaub, hier würd ich auch gern Sport machen!“ - Filmteam beim Integrativen Sportverein SG-Handicap Nördlingen

Nach zwei Drehtagen gab es viel Grund zu Jubeln! Das Filmteam aus Eichstätt und das Sportteam vom SG-Handicap aus Nördlingen
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„Wer von euch mag lieber Training?“ – Alle Hände gehen jubelnd in die Luft. „Wer von euch mag lieber Pause?“ – Wieder sind alle Hände oben. „Super! Das kann man super texten!“ ruft die ZDF-Redakteurin Katharina Rau ihren Schützlingen von der Uni Eichstätt zu.

Wir sind im Gerd-Müller-Stadion, an einem sonnigen Wochenende im März, und die Athleten des Integrativen Sportvereins SG-Handicap Nördlingen sind Mittelpunkt einer kleinen Reportage von sieben Journalismus-Studentinnen aus Eichstätt.
In dem Studiengang ist es vorgesehen, dass sich die Studenten über das Modul „Medienwerkstatt“ praktische Kenntnisse aneignen. Die Übung zu „Print“ hatten die Mädels bereits, in den Ferien zwischen dem dritten und vierten Semester sind bei ihnen die audiovisuellen Medien an der Reihe – sprich: Fernsehen machen.

Zwei Tage haben sie Zeit um das Material, das sie anschließend im Schnitt zu einem Filmbeitrag verarbeiten, zu drehen. Die Dozentin vom ZDF, die selbst in Eichstätt Journalistik studiert hat, achtet dabei streng darauf, dass die Nachwuchs-Journalistinnen die Kamera- und Tonausrüstung technisch richtig bedienen. Viel will berücksichtigt werden – Weißabgleich, Blende, Zebra, Shutter sind nur ein paar Details, die richtig gemacht werden müssen, damit die Kamera auch technisch gute Bilder liefert. Dazu muss auch jedes Mal der richtige Bildausschnitt gewählt werden, entschieden werden, ob man für Interviews ein Ansteckmikro (ein kleines Mikrofon, das an die Kleidung geknipst werden kann) verwendet, oder den Ton doch lieber „angelt“, in dem man ein großes Mikrofon, das an einem Stab befestigt ist, so über die Akteure hält, dass der Ton zwar einwandfrei ist, aber das Mikrofon dabei nicht ins Bild ragt.

Noch wichtiger als gut funktionierende Technik ist aber die Story des Beitrags. Für die Eichstätter Mädels ist Mickel Schwab, ein geistig behinderter Sportler des Integrativen Sportvereins SG-Handicap Nördlingen, die Geschichte, die sie erzählen werden. Der 28jährige Nördlinger ist seit vielen Jahren begeisterter Sportsmann, seine Paradedisziplinen sind in der Leichtathletik Sprint, Kugelstoßen und Diskuswerfen. Er nimmt seit Beginn seiner „Karriere“ an vielen regionalen, nationalen und internationalen Wettbewerben teil und konnte sich schon zahlreiche Medaillen erkämpfen.

Bei der Frage, wie sie auf ihn gekommen sind, holt die für die Recherche Verantwortliche Lisi weit aus. Zu Anfang haben sie wahllos nach gesellschaftlichen Themen im Internet gesucht, dabei sind sie dann auf die Special Olympics National Games gestoßen, die Ende Mai in München stattfinden werden. Nach einer kurzen Infophase haben die Mädchen es sich in den Kopf gesetzt, unbedingt das Thema Behindertensport behandeln zu wollen. Es sah zwar immer wieder so aus, als würde es nicht funktionieren – organisatorisch musste der Dreh an einem Wochenende stattfinden, Drehpartner ließen sich nicht finden – aber Meike, Sarah, Theresa, Katrin, Janneke und Lisi wollten unbedingt bei ihrer Story bleiben.

Letztendlich hat Special Olympics Bayern die Studentinnen dann an Gudrun Eder vom SG-Handicap weitergeleitet. Drehpartner waren endlich gefunden und mit Mickel auch die Hauptperson des Films.

Berührungsängste wegen der Zusammenarbeit mit geistig behinderten Menschen, die womöglich ihre Filmaufnahmen erschweren könnte – und das wo die Nachwuchsjournalistinnen besonders auf „gute“ Interviews und Bilder angewiesen sind – haben und hatten sie keine. „Es ist so toll, man braucht nur die Kamera anzumachen und die Sportler machen schon.“ Die Bilder und Interviews gestalten sich toll, wenn es ein technisches Problem gibt, macht Mickel einen Lauf einfach ein zweites oder ein drittes Mal. Am zweiten Drehtag haben sich schon richtige Freundschaften mit den Sportlern gebildet, bei einem kurzen Sprint gibt es Applaus für eine Schwimmerin, die ihr Glück auf der roten Laufbahn versucht und kurzerhand macht sogar eine der Studentinnen bei einer Aufwärmübung mit. „Wir sind heute ganz beschwingt hergefahren!“

Die Athleten, die Atmosphäre und das Miteinander in der Gruppe hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Wenn Mickel alleine für Filmaufnahmen gebraucht wird, ist niemand neidisch, im Gegenteil – seine Teamkameraden setzen sich im Gerd-Müller-Stadion in die Sonne und jubeln im zu. Erst ein wenig verhalten, schließlich wurde zuvor gesagt, wenn die Kamera läuft müssen alle ganz leise sein. Aber als die Kamera wieder auf die Gruppe schwenkt, gibt es kein Halten mehr und alle feuern Mickel an was das Zeug hält. Der Spaß und die Freude der Athleten am Sport sind unübersehbar. „Ich glaub, hier würde ich auch Sport machen“, so die Einschätzung einer Studentin.

Im Interview darf Mickel anschließend noch über sich selbst erzählen und wie wichtig ihm der Sport und der tolle Zusammenhalt in der Gruppe ist.
Letztendlich liegt es dann wieder an den Studentinnen, aus dem Material, das ihnen die SG-Handicap-Athleten geliefert haben, einen tollen Beitrag zu machen.

Wenn sie viel Glück haben und der Film richtig gut wird, könnte er sogar im ZDF gesendet werden. Und das obwohl Behindertensport in den gängigen Sportsendungen im Fernsehen eher nicht so häufig thematisiert wird. Auch dazu haben die Mädels eine Antwort parat – „Es ist ja irgendwo auch die Aufgabe von Journalisten, Themen zu behandeln, die sonst nicht so in den Köpfen der Menschen sind“.

Dass es ihnen gelungen ist, zeigt das fertige Werk, das einige Wochen später im Briefkasten der SG-Handicap eingetroffen ist. Aus den einzelnen Bildern, Szenen und Interviews ist ein toller, beschwingter Film geworden, der für Mickel und den Rest der Gruppe ganz besonders viel bedeutet.

Bürgerreporter:in:

Verena Leiminger aus Nördlingen

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