Auf Tuchfühlung in Augenhöhe - in drei Rieser Nestern tragen die Jungstörche jetzt einen Personalausweis
Der Storchenpapst Thomas Ziegler hat seine alljährliche Beringungstour durch das Nördlinger Ries begonnen. Der Start war bei der frühreifen Jugend auf dem Brot - und Tanzhaus über dem Marktplatz in Nördlingen
Thomas Ziegler aus Feuchtwangen, seit 40 Jahren aktiver Storchenschützer und als Storchenexperte weit über die Grenzen seiner Heimatstadt hinaus bekannt und auch ehrenamtlicher Mitarbeiter der Vogelwarte Radolfzell, nahm mit Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr Nördlingen das Storchennest auf dem Brot - und Tanzhaus in Augenschein und die Beringung der Jungstörche vor.
Drei kleine Störche befinden sich derzeit im Nördlinger Storchennest hoch oben über den Dächern der Altstadt. Der „Diensthabende“ der beiden Elternstörche erwartete uns geduldig auf dem Nest, zeigte keine Scheu und auch keine Angst vor uns.
Die drei Küken streckten sich und fielen in Akinese und stellten sich ganz einfach tot, so wie es sich gehört bei fremden Gästen. Papa Storch, oder war es die Mama? ? hat die Szene ziemlich gelassen und in wenigen Metern Abstand in Ruhe beobachtet. Kaum ging unsere Fahrt wieder weg vom Nest, schon stand der Altstorch auf seinem Horst und begleitete uns mit neugierigen Blicken talwärts.
Das Nest war ordentlich mit frischem Nistmaterial ausgelegt. Gute Eltern machen dies täglich, damit ihre Brut nicht im Feuchten sitzt, steht oder liegt.
"Alles wohlauf und gesund", so die Worte von Thomas Ziegler als wir aus luftiger Höhe mit allerlei Unrat, Papier, Folien und Schnüren wieder auf die Erde zurückschwebten. Die Störche sammeln alles was auf den Äckern, Feldern und Wiesen interessant aussieht und "schmücken" damit ihr. Nest. Leider bedeuten diese "Mitbringsel" für die Störche oft eine große Gefahr durch Strangulieren der Beine und durch Ersticken beim Verschlucken . . .
Die Nördlinger Störche gehören inzwischen fest zu Nördlingen. Allerdings muss noch ein paar Wochen gewartet werden, bis die Küken sich in flugfähige Jungstörche verwandelt haben und ihre ersten Ausflüge machen können.
Unser zweiter Besuch galt dem Nest in Oettingen auf dem Röttgerhaus, der Horst, welcher schon seit vielen Jahren von dem gleichen Storchenpaar belegt wird. Dieser Besuch war nicht sehr schön. Von den drei geschlüpften und doch schon ziemlich großen Störchen hat nur einer überlebt. Traurig sah das Nest aus. Die Eltern haben seit Tagen kein frisches Nistmaterial gebracht um die Brut vor Kälte und Nässe zu schützen.
Was war wohl der Grund dafür, dass die Eltern den Kleinen das Bett nicht aufschütteln? Ist das nasskalte Frühjahr schuld? Wir werden es nicht erfahren. Der letzte noch lebende Storch trägt jetzt einen Ring. Wir können nur hoffen, dass der Wettergott ein Einsehen hat und endlich trockene Tage ins Land ziehen lässt.
Das Nest in Rudelstetten machte einen ordentlichen und von den Eltern gepflegten Eindruck. Vier Küken sind auf dem Horst auf dem Dach der Kirche in Rudelstetten geschlüpft und gut gewachsen. Vielmehr drei Küken geht es hervorragend - eines musste Thomas Ziegler von einer Schnur befreien die sich um ein Bein gewickelt und im Nest verhakt hatte. Dementsprechend kam dieses vierte Küken nicht an genug Futter, seine drei Geschwister waren dadurch immer schneller und dadurch auch kräftiger.
So war heute die erste Beringungsaktion im Nördlinger Ries. In den anderen Nestern wird noch gebrütet und zum Teil sind die Küken auch noch zu klein. In etwa zwei Wochen wird dann die nächste Aktion stattfinden.
Die Beringung erfolgt, damit die Vögel jederzeit identifiziert werden können. Man kann sehen wann und wo sie sich aufhalten, wann und mit wem gebrütet wird, oder wie alt der Storch wird. Jeder Storch erhält eine einmalige Nummernkombination. Die Ringe geben Aufschluss über Zugverhalten, Horsttreue und mögliche Todesursachen der Tiere. Die abgelesenen oder durch Ringfunde ermittelten Daten werden an die für die Storchenbetreuer zuständigen Vogelwarten weitergegeben.
toller Beitrag