Zu hoch gebaut
Höher, dichter, breiter und täglich mehr.
Einblicke - Ausblicke - Durchblicke - Überblicke,
Frühling, sei es der Blick durch die Schießscharten der Stadtmauer, oder der Spaziergang durch die romantischen Gassen, am Oberen - und am Unteren Wasserturm, entlang der Eger vorbei an alten und doch neuen Fachwerkhäusern, das zarte Sprießen der Knospen, Blätter und Blüten schmückt die alten Mauern und lässt sie fröhlich im frischen Kleid des Frühlings leuchten.
Ja und unsere Glücksbringer, die Nördlinger Störche, sie bauen und bauen, immer höher und breiter. Täglich schleppen sie Äste, Zweige und allerhand Baumaterial zum Nest. Das werdende Elternpaar flechtet, bessert aus, verlängert, verbreitert und macht es sich gemütlich dort oben auf dem Brot – und Tanzhaus.
Gefährlich wird es langsam, sehr gefährlich. Leicht nach Talseite zur Stadtmitte zum Marktplatz neigt sich das Einfamilienhaus der Großvögel. Die Feuerwehr wollte schon helfen. Jetzt darf aber nicht gestört werden. Erst muss die Brut schlüpfen, wachsen und gedeihen. In den nächsten Tagen wird das erste Küken schlüpfen. Drei bis vier Wochen später wird es – oder vielleicht doch zwei oder gar drei – beringt. Dabei kann endlich der Müll aus dem Nest beseitigt werden.
Nach 58 bis 64 Tagen, wenn alles gut geht, sind die Küken zu Jungstörchen geworden. Schon nach den ersten „Gehversuchen“ lassen die Eltern ihre Jugend nicht mehr das Nest betreten – ja und dann, erst dann kann die Feuerwehr wieder tätig werden und das Nest gründlich abtragen.
Ein Storchenpaar bleibt über Jahrzehnte seinem Horst treu und der Nestbau ist nie abgeschlossen. Der Horst kann eine Höhe von mehreren Metern und ein Gewicht von mehreren Tonnen erreichen. Kein anderer europäischer Vogel betreibt einen derart großen Nestbau.
In unsere Stadtmitte, der guten Stube von Nördlingen kann das beim nächsten Sturm schon sehr gefährlich werden – für die Störche, für die im Tanzhaus untergebrachte Stadtverwaltung und auch für die Menschen auf dem Marktplatz.