Reizend und zweckmäßig

Das Rieser Bauernmuseum Maihingen widmet sich vom 26. April bis 28. Oktober einem ganz besonderen Bereich der Kleidung, der Unterwäsche. Die Ausstellung „Reizend und zweckmäßig“ wirft einen Blick auf das „Darunter“ und beleuchtet die Kulturgeschichte und die Funktionen von Unterwäsche.

Ausgangspunkt aller Unterbekleidung ist das Hemd. Nur zögernd setzte sich bei den Frauen die Unterhose durch. Die ersten Modelle bestanden aus zwei Beinröhren, die im Schritt offen waren. Erst im Zuge der Reformbewegung wurde das Beinkleid geschlossen und erhielt dafür eine Klappe auf der Rückseite.

Für die städtische, bürgerliche Dame war das Korsett ein unbedingtes Muss. Es formte den Körper entsprechend der wechselnden Moden, betonte wahlweise Brust, Taille oder Hüften und schuf die Frau „ohne Bauch“. Die in mehreren Schichten dazu getragenen Unterröcke hatten nicht nur die Aufgabe zu wärmen oder dem Oberrock Stand zu geben, sondern galten in Ergänzung zum Korsett als das erotische Kleidungsstück schlechthin.

Nach der geraden Linie der 1920er Jahre, die als typische Wäschestücke die Hemdhose und die Schlupfhose hervorgebracht haben, waren ab den 1930er Jahren wieder Rundungen gefragt. Das Korsett erlebte eine Wiedergeburt, allerdings nun durch den Einsatz von Gummi elastisch und hauteng. Frau trug Büstenhalter und Hüftgürtel oder beides durchgehend als Korselett. Da der Hüfthalter auch die Strümpfe hielt, war er für die Frau unentbehrlich, und so gab es ihn in verschiedenen Ausführungen vom „Hüftkorsett“ bis zum „Strapsgürtel“. Die figurbetonten 1930er Jahre verhalfen der Maschenware zum Durchbruch, die fortan die Unterwäsche dominierte. Besonders augenfällig wird beim Gang durch die Ausstellung auch der Wandel der verwendeten Materialien: von Leinen im 19. Jahrhunderts über Baumwolle, bis hin zum knisternden und knallbunten Perlon der 1950/60er Jahre.

Der Vielfalt der Frauenwäsche stehen die sachlichen und wenig veränderten Trikotagen der Männerwelt gegenüber, in erster Linie lange Unterhose und Hemd, das mit aufgenähtem Brustlatz Ober- und Unterhemd zugleich war. Weitere Themen bilden die Monatshygiene, Kinderwäsche, Nachtkleidung, Strümpfe und „Notzeiten-Wäsche“.

Die Ausstellung ist täglich außer montags und freitags von 13-17 Uhr zu sehen. Vom 15. Juni bis 15. September ist von 10-17 Uhr geöffnet und nur montags geschlossen. An Feiertagen ist grundsätzlich geöffnet. Gruppen und Schulklassen sind nach Voranmeldung auch außerhalb der Öffnungszeiten willkommen. Tel. 09087/920 717 0. www.rieser-bauernmuseum.de