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Der Türmer und die weiße Fahne . . .

Über viele Umwege erreichte mich dieser Brief einer besonderen Begegnung auf unserem Kirchturm Daniel – und meine Kamera war wie immer dabei.
Nördlingen hat was:

„Im Juni 2011 besuchte ich mit meinem Freund und seiner Familie das idyllische Nördlingen. Von der historischen Stadt war ich sofort begeistert, doch dann entdeckte ich noch eine kleine Überraschung bei der Turmbesteigung des „Daniel“. Eine der Glocken stammt ursprünglich aus der Heimatstadt meines Opas.

Beim Abstieg haben wir den Türmer getroffen und ihn auf die Stargarder Glocke angesprochen. Er hat mir berichtet, dass die Glocke nach dem Krieg bei Hamburg gefunden wurde und eigentlich eingeschmolzen werden sollte, um Waffen herzustellen. Glücklicherweise blieb die Glocke jedoch verschont und es wurde eine „Patenkirche“ gesucht, welche nach dem Krieg die Glocke aufnehmen sollte, da der Turm der Stargarder Marienkirche zerstört war. Der Türmer ließ mich einmal die Glocke läuten, da es so Sitte ist, wenn gebürtige Stargarder oder deren Angehörige Nördlingen besuchen.

Voller Begeisterung kehrte ich nach Hause zurück und berichtete meinem Opa, dass ich in Nördlingen die Glocke seiner Heimatstadt läuten durfte. Mein Opa war sehr bewegt, da er in der Stargarder Marienkirche seine Konfirmation hätte feiern sollen, wäre es damals nicht zum Krieg gekommen.

Als Überraschung schenkte unsere Familie Opa Hans einen Familienausflug nach Nördlingen zu seinem 80. Geburtstag.
Nach eifriger Vorbereitung ging es endlich vom Vogtland beziehungsweise von Oberfranken nach Nördlingen. Pünktlich um 11 Uhr sahen wir vom Rathaus aus unseren Türmer eine weiße Fahne schwenken. Das ausgemachte Zeichen, dass er nun die Stargarder Glocke 3 Minuten lang für Opa läuten würde.

Mein Opa ist 1931 in Stargard in Pommern geboren, musste jedoch als Kind im 2. Weltkrieg flüchten. Seit einigen Jahren hat er durch Besuche seines Geburtsortes und dem gegründeten Heimatverein die Vergangenheit wieder aufleben lassen. In trauriger Erinnerung an die tragischen Ereignisse dieser Zeit, kamen daher auch ein paar Tränen, als er den Klang der Stargarder Glocke hören durfte.

Nach dem Geläut ging es hinauf in den Glockenstuhl. Voller Vorfreude erklomm mein Opa die 365 Stufen. Hier empfing uns der Türmer zum Gruppenfoto an der Stargarder Glocke. Danach besuchten wir die Turmstube und es gab ein Schnäpschen von der „Burg Stargard“ in Mecklenburg für alle Anwesenden. Opa Hans tauschte mit den beiden Türmern Informationen über die Geschehnisse und Geschichten rund um die Glocke und deren Heimat aus und wir genossen die Aussicht vom Daniel über Nördlingen und Umgebung.

Bei der Stadtführung am Nachmittag erfuhren wir noch viele weitere Geschichten über Nördlingen. Wir besichtigten die Stadtmauer, staunten über den Mondstein im Rieskratermuseum und lachten über die „Hundsbrunser“ und weitere Kuriositäten

„Nicht nur wegen der Glocke war Nördlingen eine Reise wert“, lautete das Fazit von Opa Hans auf der Heimfahrt. Das Erlebte, aber auch Unterkunft, Gastronomie und Ambiente werden uns noch lange in Erinnerung bleiben.
Vielen Dank Nördlingen."

Das war wieder mal eine Liebeserklärung ganz besonderer Art von Besuchern unserer Stadt. Die Stargarder Glocke aus der Marienkirche – auch Zwölf Apostel Glocke – hat ihren Zauber der Erinnerungen erklingen lassen. Ich habe mein Versprechen eingelöst diese Geschichte mit den fröhlichen Bildern der Begegnung auf dem Kirchturm Daniel aufzuzeichnen.

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4 Kommentare

Danke auch dir Knippsilein. Weißt du noch? Plötzlich bist du vor mir gestanden . . . auf den Treppen im Kirchturm Daniel . . .

Liebe Heidi,
das hast Du ganz toll gemacht !! Soviel ich weiß, hast ja auch Du Erinnerungen an Pommern.
Herzliche Grüße und mach weiter so
Siegfried

Lieber Siegfried,

vielen Dank, ja ich bin auch aus Pommern - und meine Mutter ist in Stargard geboren. Ich nenne diese herrliche Glocke "Pommernglocke". Sie ist für mich ein Stück Heimat - und Nördlingen ist seit 62 Jahren meine zweite Heimat.

Was sagt unser Türmer? Man ist erst dann ein echter Rieser wenn man 300 Jahre im Ries gelebt hat. Vermutlich rechnen die Rieser die Zeit auf dem Friedhof dazu :-)))

Herzliche Grüße, Heidi

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