„Das Historische Stadtmauerfest war ein Highlight“

Oberbürgermeister Hermann Faul zog mit myheimat eine Jahresbilanz
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myheimat: Herr Faul, beginnen wir mit der Haushaltslage der Stadt Nördlingen. Im Vergleich zu anderen bayerischen Kommunen wie Gersthofen oder Neusäß weist Nördlingen laut der Haushaltsstatistik des Jahres 2006 mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 444 Euro einen relativ hohen Wert auf. Welchen Rang nimmt die Sanierung der städtischen Finanzen in Ihrer politischen Prioritätenliste ein?
Faul: Die Pro-Kopf-Verschuldung der Stadt liegt seit Jahren erheblich unter dem Landesdurchschnitt vergleichbarer Gemeinden in der Größenklasse zwischen 10.000 und 20.000 Einwohnern. Auch für das laufende Jahr ist nach der Prognose des Stadtkämmerers ein deutlicher Schuldenabbau zu erwarten. Dadurch entsteht Spielraum für neue Investitionen, den es verantwortungsbewusst auszunutzen gilt. Dies darf jedoch nicht ohne Berücksichtigung der aus unseren Investitionen resultierenden Folgekosten erfolgen.
myheimat: In unserem letzten Interview sprachen Sie davon, dass Sie in Ihrem ersten Amtsjahr vor allem darauf zu achten hatten, möglichst viel vom geplanten Investitionsvolumen umzusetzen. Erst das Haushaltsjahr 2007 werde deutlicher Ihre eigene „Handschrift“ zeigen. Welche Merkmale trägt das politische Schriftbild des Oberbürgermeisters?
Faul: Im Haushaltsjahr 2007 konnten verschiedene Investitionen leider nicht wie geplant anlaufen. Beispielhaft möchte ich die Errichtung eines neuen Omnibusbahnhofes sowie eines Parkdecks am Bahnhof erwähnen, wo wir zwar eine Einigung mit den verschiedenen Bahngesellschaften erzielt haben, der Grunderwerb jedoch leider noch immer durch ein privates Eisenbahnunternehen blockiert wird. Allerdings konnten auch zahlreiche wichtige Projekte in Angriff genommen bzw. realisiert werden. Ganz persönlich freue ich mich über die Fertigstellung der Reimlinger Straße sowie den Baufortschritt an der Hauptschule - Anbau für die Ganztagesbetreuung - oder der Holzhackschnitzelheizungsanlage für unser Schulzentrum. Gerade die letzten beiden Projekte sind richtungweisende Investitionen für die Zukunft.
myheimat: Eine vorausschauende Gewerbepolitik ist Kennzeichen einer effektiven Standortpolitik. Wie sieht es mit dem Gewerbegebiet „An der Lach III“ aus?
Faul: Die weitere positive Entwicklung unseres Unternehmensstandortes Nördlingen ist mir ein wichtiges Anliegen. Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist die Bereitstellung von attraktiven und preisgünstigen Industrie- und Gewerbeflächen. Aufgrund der guten Nachfrage sind mehrere neue Industrie- bzw. Gewerbegebiete in Vorbereitung, unter anderem auch die Ausweitung des Gewerbegebietes „An der Lach III“ nach Osten. Allerdings gibt es hier Höhenprobleme bei der Abwasserentsorgung, so dass derzeit noch nicht abschließend feststeht, ob und in welchem Umfang die Erweiterung auch tatsächlich realisiert werden kann.
myheimat: Das Erschließen neuer Gewerbegebiete ist die eine Seite der Medaille, die andere wäre, frei gewordene Flächen wieder zu besiedeln. Wie erfolgreich konnte dieses Anliegen von Ihnen verfolgt werden?
Faul: Auch hier sind wir im vergangenen Jahr tätig gewesen. Ich erinnere an die Ausweisung des Wohnparks „Enßlin“ am Reuthebogen oder meine flankierende Unterstützung zum Verkauf einer Reihe von teilweise bebauten Grundstücken am Reuthebogen für ein Erweiterungsbauvorhaben der Fa. Glas Trösch. Daneben waren wir auch an der Vermittlung leerstehender bzw. funktionsloser Gebäude bzw. Grundstücke in- und außerhalb der Altstadt beteiligt. Gerne räume ich ein, dass unsere Bemühungen nicht immer von Erfolg gekrönt waren. Jedes einzelne Objekt, das in eine neue Nutzung überführt werden kann, rechtfertigt jedoch unser Bemühen.
myheimat: Das Jahr 2006 bescherte der Stadt Nördlingen einen „warmen“ Geldsegen: Mit 13,3 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen steht die Riesstadt sehr gut da. Das weckt doch sicher die eine oder andere Begehrlichkeit. Können Sie im Stadtrat angesichts dieser erfreulichen Zahlen überhaupt noch für eine maßvolle Ausgabenpolitik eintreten?
Faul: Das Gewerbesteuer-Rekordaufkommen des Vorjahres hat unsere finanzielle Leistungsfähigkeit natürlich deutlich verbessert. Allerdings sind im Laufe des Haushaltsjahres 2007 auch einige gravierende Verschlechterungen gegenüber unseren Finanzplanungen eingetreten, so dass ein allgemeines „Wunschkonzert“ keinesfalls angesagt ist. Ich erinnere nur an den Schadensfall an der Löpsinger Mauer, der uns rund 1,8 Millionen Euro kosten wird oder weitere Verzögerungen beim Eingang der für 2008 erwarteten Schadensersatzzahlung für die Ostspange. Ich bin dankbar, dass auch im Stadtrat die Notwendigkeit einer verantwortungsvollen Ausgabenpolitik gesehen und mitgetragen wird.
myheimat: Kommen wir zu einem traurigen Thema. Wenn man durch deutsche Innenstädte bummelt, beschleicht einen schnell das Gefühl, dass man durch „blutleere“, „entkernte“ Zentren läuft, in denen kaum noch lebendiges Geschäftsleben stattfindet. Lässt sich diese Entwicklung überhaupt noch aufhalten? Könnte man von staatlicher bzw. städtischer Seite nicht eine Regelung treffen, die verhindert, dass sich große Fachmärkte auf der „grünen Wiese“ ansiedeln? Die Geschäfte in der Innenstadt könnten somit geschützt werden!
Faul: In der Altstadt von Nördlingen sind „glücklicherweise“ nur wenige Leerstände zu beklagen. Allerdings und das darf nicht verschwiegen werden sind gerade diese wenige Leerstände an exponierten Stellen. Stadtrat, Stadtverwaltung und Stadtmarketingverein „Nördlingen ist's wert e.V.“ bemühen sich darum, die Altstadt attraktiv und vital zu erhalten. Seit Jahren werden Ansiedlungswünsche großflächiger Einzelhandelsbetriebe restriktiv, nach den gesetzlichen Vorgaben behandelt. Die Stadt hält sich streng an die „so genannte Ulmer Liste“, in der explizit die Artikel aufgeführt sind, die als so genannte Innenstadt relevante Artikel nicht in Fachmärkten „Auf der grünen Wiese“ zugelassen werden.
myheimat: Nach all den politischen Gesprächsgegenständen noch eine private Frage zum Abschluss. Das Jahr 2007 war reich an Festen, Feiern und Märkten. Welches dieser Ereignisse war Ihr persönliches Highlight?
Faul: Das Jahr 2007 war geprägt von vielen und großartigen Festen. Neben dem Stabenfest, das für mich persönlich zu einem der schönsten Feste im Jahreskreis gehört, war natürlich das „Historische Stadtmauerfest“ ein unvergessenes Erlebnis. Herrliches Wetter, über 70.000 Besucher und ein Programm in der mittelalterlichen Stadt, wie es wohl selten zu sehen ist, viele Kontakte und Gespräche mit Menschen und ein rundum gelungenes Fest waren für mich ein persönliches Highlight in diesem Jahr.
myheimat: Herr Faul, vielen Dank für dieses Gespräch.

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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