Gemeinde Niefern-Öschelbronn
Quartiersentwicklerin will Ortsmitte neu beleben

Foto: Uwe Engelsberger

Mit der Palm KG hat die Gemeinde Niefern-Öschelbronn einen Quartiersentwickler gefunden, der das Ziel hat, die Ortsmitte Öschelbronn wieder zu beleben. Die Investorin aus Schorndorf hat die Immobilien der Hauptstraße 332 und 334 sowie der Rathausstraße 2 und der Scheuernstraße 2 erworben. Ziel ist es laut Geschäftsführerin Monika Seckler-Fleischer das denkmalgeschützte Waldhorn inklusive des historischen Tanzsaales gemeinsam mit der angrenzenden ehemaligen Metzgerei Golderer innerstädtisch aufzuwerten.

„Das Gasthaus Waldhorn hat immer noch wohnlichen Charme. Geräumig dazu, ideal für eine Pflegewohngruppe mit familiärem Charakter“, so Seckler-Fleischer. Barrierefreie 1,5- bis 3-Zimmer-Wohnungen ringsum runden das künftige Angebot an. Eine Pflegeanbieterin aus dem Ort ist vom flexiblen Raumkonzept überzeugt. Nach Neugestaltung stehen fast 2500m2 Nutzflächen mit Gemeinschaftsbereichen und Innenhof zur Verfügung. Belebend wäre eine (kleine) Gastronomie, die Besucherinnen anlockt und das Quartier mit dem Ort verbindet.

Erfahrener Entwickler

Die Palm KG besitzt eine lange Tradition, die eng mit der 375-jährigen Historie der Apotheker- und Unternehmerfamilie Palm verknüpft ist. Sie investiert nicht nur, sondern bleibt, wie an 13 anderen Standorten in Süddeutschland und Sachsen auch, Eigentümerin der Grundstücke und Immobilien. Mit dem Schwerpunkt auf medizinischen und Pflege-Immobilien hebt sich die Palm KG daher vom Investorenmarkt ab. Nach Revitalisierung der Gebäude bleibt sie verantwortlich dafür, dass neugestaltete Areale belebt und attraktiv bleiben. Bürgermeisterin Birgit Förster hat den Gemeinderat unlängst über das Bauvorhaben informiert und freut sich, mit der Palm KG eine in Pforzheim bekannte Quartiersentwicklerin an Bord zu haben. Im Ortsteil Sonnenhof ist die Palm KG seit den 1970-er Jahren aktiv. Vermietet dort heute Räume an eine Apotheke, einen Lebensmittelmarkt sowie für betreutes Wohnen. Jüngstes Projekt: Ein Neubau in Holzständerbauweise, der seit 2020 als Intensivpflege genutzt wird.

Pflegewohngruppen geplant

Planer des Bauvorhabens im Ortsteil Öschelbronn ist, wie im Sonnenhof, das Büro Herkommer Holzer Architekten aus Pforzheim; Tilman Holzer hat in Niefern bereits den alten Bahnhof behutsam saniert. Und dafür eine Hugo-Häring-Auszeichnung erhalten. Auch renoviert das Büro aktuell die alte Schmiede in Öschelbronn für eine kulturelle Nutzung. In Abstimmung mit dem Bauverwaltungsamt der Gemeinde erarbeitet der Architekt derzeit einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan. „Nach aktuellem Stand wird die Erdgeschossebene zur Hauptstraße hin die Fläche sein, die alle Gebäudeteile verbindet und einen Innenhof als offene Mitte schafft“, so Holzer. Darunter könnte eine von der Scheuernstraße einfahrbare Tiefgarage entstehen. In den Obergeschossen sieht der Plan zwei ambulant betreute Pflegewohngruppen vor, die jeweils bis zu zwölf Bewohnerinnen aufnehmen könnten.

Konsumfreie Gemeinschaftsflächen

Weil die Palm KG von einer jahrzehntelangen Nutzung der Immobilien ausgeht, achtet die Quartiersentwicklerin auf nachhaltiges Bauen, möglichst energieautark. Ein weiterer Schwerpunkt soll auf der langfristigen Flexibilität des Nutzungsgefüges sowohl im Ensemble wie in den Geschossen der einzelnen Gebäude liegen. Durch eine bauliche Gestaltung mit Gemeinschaftsflächen könnten überdies Räume entstehen, auf denen sich Menschen aller Altersklassen (konsumfrei) begegnen. Die neue Ortsmitte entstehe unweit des Treffpunkts alte Schmiede sowie des evangelischen Kindergartens. Auch finden sich Grundschule, Bürgerbüro, Apotheke sowie ein Bäcker in unmittelbarer Nähe. Früher gab es Hühner im Innenhof hinter der Wurstküche, das haben die früheren Besitzer gerne erinnert. „So könnte das Nützliche mit dem gemeinschaftlichen Erleben auf alltägliche Weise verbunden werden“, sagt Seckler-Fleischer.

Gebäude mit Geschichte

Nach heutigem Stand bleibt das ehemalige Waldhorn erhalten. Alle anderen Gebäude werden derzeit auf ihre Sanierungs- und Entwicklungsfähigkeit hin geprüft. Alteingesessene Niefern-Öschelbronner dürften mit dem Waldhorn manche Erinnerung verbinden. Der ursprüngliche Bauernhof brannte 1905 ab, ehe das Gasthaus mit Metzgerei von einem gewissen Wilhelm Wolf gebaut wurde. Vor allem im „Großen Saal“ feierten die Menschen über Jahrzehnte hinweg Feste. Und auch während der Kirwe diente der Saal als Tanzparkett. Auf Wolf folgte 1959 Horst Golderer, der Gaststätte und Metzgerei pachtete. 1971 zog die Metzgerei nach nebenan in die Rathausstraße 2. Die Hauptstraße 334 wurde verkauft, die Metzgerei schloss 1997. Danach standen die Immobilien immer wieder leer. Ein Pizzalieferdienst arbeitete von 2007 bis 2012 darin. Der endgültige Abstieg des Waldhorns folgte, als aus dem alten Gasthaus die Dartautomaten-Zansibar wurde. Diese schloss 2014. Seither steht das Gebäude leer.

Baustart 2024

Den Baubeginn erwarten alle Beteiligten 2024. Im kommenden Jahr soll unter Verwaltungsregie der baurechtliche Rahmen geschaffen werden. Dann folgen Detailplanung und Ausschreibungen der Gewerke. Als Zeitkorridor werden zwei bis vier Jahre angesetzt. Dann soll die neue Ortsmitte bezugsfertig sein.

Bürgerreporter:in:

Michael Sudahl

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