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Julimorgen

Das wird ein schöner Tag. Es ist noch keine acht Uhr und die Sonne scheint angenehm warm vom schäfchenbewölktem Himmel. Ich bummele gemächlich den Sandweg des Stadtparkes entlang. Luna hüpft freudig erregt neben mir her, wohl wissend, dass sie gleich spielen darf. Der Tennisball steckt zwischen ihren Zähnen und es sieht aus, als würde sie lachen vor Vorfreude auf das allmorgendliche Ritual: Ich werfe den Ball, sie bringt ihn zurück.
Auf der Bank unter der alten Birke sitzt ein Paar. So Mitte Vierzig, schätze ich. Ich grüße freundlich, der Mann grüßt freundlich zurück. Die Frau dagegen scheint durch mich hindurchzusehen. Ihre Stirn ist gerunzelt, so als denke sie angestrengt nach. Worüber ? Eben hatten sie noch die Köpfe zusammengesteckt und leise, fast flüsternd, miteinander geredet.
Sie passen nicht zusammen, so rein äußerlich gesehen, denke ich während ich meinen Weg fortsetze.
Er trägt ein Shirt ohne Ärmel und eine kurze Hose. An den Füßen Schuhe, wie sie Leute auf dem Bau tragen. Die Haare sehr kurz geschnitten, der Körper braungebrannt und stark bemuskelt. Nicht zu viel, gerade so, dass er gesund und überaus attraktiv auf mich wirkt. Seine Arme sind vollständig mit bunten Bildern geschmückt und auch der Oberkörper scheint tätowiert zu sein. Das vermute ich nur, denn dort, wo sich die Haut zeigt, schlängeln sich Schlangen und Ranken unter das Shirt.
Die Frau trägt ihr Haar schulterlang, sehr gepflegt, wie auch ihr übriges Äußeres.
In ihren Ohrläppchen stecken kleine Perlen. Fast schon elegant wirkt sie auf mich. Akademikerin? Könnte sein, Ärztin vielleicht, oder Rechtsanwältin.

Sie passen nicht zusammen und dennoch wirken sie sehr vertraut miteinander.
Während ich circa dreißig Meter entfernt, immer wieder den Ball werfe, den Luna mir im schnellen Lauf zurückbringt, sehe ich, dass die Frau aufsteht, sich mit vor der Brust verschränkten Armen vor dem Mann aufbaut. Er hält den Kopf nun gesenkt, die Hände locker zwischen den fast nackten Oberschenkeln gefaltet.
Wo mag sie ihn kennengelernt haben, in ihrem Fitnesscenter? Auf jeden macht sie Sport, das sehe ich sofort. Gut sieht sie aus.
Was sie wohl sagt zu ihm? Vielleicht: Wir müssen es beenden. Die Kinder würden eine Trennung nicht verkraften. Sie sind in der Pubertät. Bitte verstehe das.

In meinem Kopf entstehen Bilder. Ich sehe zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Gut gekleidet, nur teure Markenware. Das Mädchen hat ein eigenes Pferd, der Junge spielt Golf.
Und dann sehe ich den Vater dieser Kinder.
Er trägt einen dunklen Anzug und ein weißes Hemd. Gerade bindet er sich die Krawatte. Gestresst wirkt er. Aufsichtsratssitzung heute Morgen. Er ist spät dran. Die Kinder schlafen noch, sie haben Ferien. Morgen wollen sie nach Mallorca fliegen, in ihre Finca und er wird wieder bis zur letzten Minute angespannt seine Telefonate führen, sogar noch auf dem Flughafen. Wo mag Susanne nur sein? So früh geht sie doch sonst nie aus dem Haus. In letzter Zeit kommt sie ihm merkwürdig vor. So in sich gekehrt, so nachdenklich. Wann hat er eigentlich das letzte Mal mit ihr geschlafen? Er kann sich nicht mehr daran erinnern. Aber nun haben sie ja drei Wochen Zeit füreinander. Wird schon wieder werden. Ich muss mich beeilen, wo sind meine Unterlagen.

Die Frau hat sich wieder neben den Mann gesetzt. Ihr Kopf ist gesenkt, die Haare verdecken fast vollständig ihr Gesicht. Ich glaube sie weint…
von Astrid Schulzke

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11 Kommentare

Danke :-)

Hallo, Astrid,

auch mir gefallen Deine Geschichten sehr gut, sie könnten so, wie Du sie schreibst, auch wirklich passieren.

Schön, daß ich Dich heute bei myheimat.de entdeckt habe - und daß Du mir in der einen Sache behilflich bist. D a n k e !

LG, Roswitha

Dankeschön

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