...vom ersten Schmerz beschlichen

Kindestränen

Willst du die Leiden dieser Erde,
Der Menschheit Jammer ganz versteh'n,
Mußt du mit scheuer Gramgebärde
Ein Kind im stillen weinen seh'n;

Ein Kind, das eben fortgewichen
Aus fröhlicher Gespielen Kreis
Und nun, vom ersten Schmerz beschlichen,
In Tränen ausbricht, stumm und heiß.

Du weißt nicht, was das kleine Wesen
So rauh und plötzlich angefaßt –
Doch ist's in seinem Blick zu lesen,
Wie es schon fühlt des Daseins Last.

Wie es sich bang und immer bänger
Zurück schon in sein Innres zieht,
Weil es Bedränger auf Bedränger
Mit leisem Schaudern kommen sieht.

Willst du die Leiden dieser Erde,
Der Menschheit Jammer ganz versteh'n:
Mußt du mit scheuer Gramgebärde
Ein Kind im stillen weinen seh'n.

Ferdinand von Saar

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2 Kommentare

Zeichnung und Text sind sehr schön!!

Ich denke es ist schwer sich in ein Kind rein zu versetzen, was es fühlt und was es denkt. Der Spruch Kinder können grausam sein, ist nicht aus der Luft gegriffen.
Eine sehr schöne Zeichnung.

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