Sonnentanz und ein Glas Nutella
Selbst sie kann den Winter nicht mehr leiden. Nettchen, eine jener Freundinnen, mit denen man stundenlang telefonieren und sprechen kann über alle Weltendinge, will endlich Frühling. Dabei ist sie eine große Freundin der Natur, fährt regelmäßig mit der Familie raus in die Stille, nach Mecklenburg oder noch weiter nach oben, nach Schweden. In Alaska war sie auch schon. Ohne Rücksicht, welche irrwitzigen Pläne Petrus so ausheckt. Nun gestand sie ihren eigenen Plan: ein Sonnentanz soll es sein, um endlich den Lenz herbeizuholen. Wie der Tanz aussehen soll, ob mit Musik oder ohne und mit welchem Kostüm, sei dahingestellt. Nur helfen soll er – denn allzu sehr drücken Kälte und die olle Grauheit des Himmels auf das Gemüt. Und selbst die Frühlingsblüher und Tulpensträuße en masse in den Märkten können wenig ausrichten. Dabei schreiben wir mittlerweile März und da und dort fügen sich immer noch kleine Schneefetzen in das sonstige Grau. Und das zur Fastenzeit, in der ich mir das Süße verkneife, obwohl gerade ein Biss in einen noch so winzigen Schokoladenriegel wahre Wunder wirken könnte. Deshalb habe ich jetzt „gesündigt“. Aber das schlechte Gewissen zeigte sich nicht. Eher die Kommentare der Kollegen – ein leises Kichern und der Gedanke „ich wusste es, das schafft sie nie.“ Aber mir geht es seitdem etwas besser. Ätsch. Wenn ich Nettchen wieder sehe, hat sie vielleicht etwas parat: ein Nutellaglas. Als kleine Belohnung, nach der Fastenzeit, wenn der Winter hoffentlich von dannen gezogen ist. Seien wir doch also einfach noch etwas geduldig.