Ich sammel' ja so gern die kleinen Schnapspull'n
Als Journalist bei einer Tageszeitung hat man kein leichtes Leben. Die überbordende Fülle an spannenden, aufregenden und interessanten Themen bedroht jeden Tag erneut den erfolgreichen Abschluss der Redaktionskonferenz. Welche Texte lassen den Käufer zum Blatt greifen? Hält unser Themenmix die Abonnentenzahlen konstant? Schafft es »Wieder ausgelassene Feier beim Karnevalsverein Tschingderassabum e.V.«, »Schnapspullensammler liefern sich Kopf-an-Kopf-Rennen« oder »Kindertagesstätte "Sonne" gestaltet buntes Fest« in die morgige Ausgabe? Gar auf die Titelseite?
Da kann schon mal das eine oder andere Thema ein bisschen liegen bleiben. Manche Themen sind auch nicht wichtig, schon gar nicht für die Region.
Glauben Sie nicht? Ja, schauen Sie einfach selbst:
Hier:
http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/047/1704772...
Da:
http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/049/1704965...
Und da:
Pressemitteilung
6.3.11
Grüne decken auf: Saalebrücke an B 87n bekommt kein EU-Geld
Politik der Großprojekte gescheitert
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sachsen-Anhalt haben in Bad Kösen darüber
informiert, dass der Bau der B87n nicht das versprochene EU-Geld
erhalten wird. Der Bundestagsabgeordnete Stephan Kühn und der
Landesvorsitzende Christoph Erdmenger hatten am Freitag bei Bad Kösen
das Saaletal besucht. "Verkehrsminister Daehre tut so, als könnte die
Saalebrücke Bad Kösen morgen gebaut werden. Er verschweigt, dass das
dazu notwendige EU-Geld längst anderweitig verplant ist." sagte der
Landesvorsitzende Christoph Erdmenger. "Damit zeigt sich einmal mehr,
dass die Politik teurer Großprojekte gescheitert ist. Den Menschen
wurden falsche Versprechungen gemacht."
Die B 87n wird in der Region als eine südliche Ortsumfahrung von Bad
Kösen und Naumburg bezeichnet. "Auch damit täuschen Bundes- und und
Landesregierung die Menschen. Denn die Entlastung der betroffenen Städte
ist minimal." stellte der Bundestagsabgeordnete Stephan Kühn dar. Dies
geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der
Bundestagsfraktion der Grünen hervor. Die Straßen ist zudem in der
Region umstritten, weil eine Brücke auf 60m hohen Pfeilern das tief
eingeschnittene Saaletal überspannen würde. Aus der Antwort auf die
Bundestagsanfrage wird deutlich, dass die Auswirkungen auf eine
Bewerbung als UNESCO-Weltkulturerbe nicht geprüft wurden, weil nicht mit
der UNESCO gesprochen wurde.
Als Finanzierungsquelle für die Straße galt bisher das EU-Förderprogramm
EFRE. Wie die Europaabgeordnete der Grünen Ska Keller ermittelte, ist
die Straße allerdings bereits aus der Prioritätenliste des maßgeblichen
"Operationellen Programms Verkehr" herausgefallen. "Die Begründung ist,
dass der Begleitausschuß zu dem Programm eine Fertigstellung bis 2015
für unrealistisch hält. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob dies
nicht für die anderen für das Programm vorgesehenen Projekte in
Sachsen-Anhalt, also die Nordverlängerung der A 14 und die Verlängerung
der B6n zur A9 gilt."
Vielleicht sollten sich die verantwortlichen Redakteure nicht nur darüber Gedanken machen, wie sie bisherige Abonnenten bei der Stange halten können.
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