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Die Feuerbrünste von Naumburg als archäologische Datierungshilfen

Bereits seit den 50er Jahren werden in Naumburg archäologische Grabungen durchgeführt, mit dem Ziel, die Geschichte der Stadt neben den urkundlichen Erwähnungen in den Archiven auch durch belegende Funde zu untermauern und erlebbar zu machen. Man möchte also durch die Ergrabung von Artefakten die Richtigkeit der schriftlichen Überlieferungen beweisen. Das funktioniert aber nur dann, wenn datierbare Funde oder Kulturschichten in der Grabungsperiode auftauchen. Da sind definierbare Scherben oder mit viel Glück ganze Gefäße zu nennen, Holz- oder Lederreste sind willkommene Untersuchungsobjekte, Glas und Metallgegenstände gehören zu den Höhepunkten einer Stadtgrabung. Der absolute Renner einer solchen Untersuchung, so denkt man aber nur, sind die Münzen. Da stehen Jahreszahlen drauf, werden Fürsten konterfeiniert und trotz alledem, eine genaue Datierung der ergrabenen Fläche ist kaum möglich, denn, wenn ein Münzfund geprägte Objekte enthält, deren frühste Datierung im 14 Jhd. liegt, die älteste dagegen im 16 Jhd, und das noch in Einem Töpfchen, so dürfte eine zeitliche Einordnung doch recht schwer fallen, die Zeitspanne ist einfach zu groß. Viel sicherer und genauer sind dann die im Erdreich als Schichtung vorhandenen Siedlungsinformationen. Denn, vom ersten Siedlungsversuch bis zu heutigen Zeit hinterlassen die Menschen ungewollt ihre Spuren in der Erde. Wenn man diese Spuren richtig deutet, sind sie ein der Joker in der Archäologie und hatben, wie sehr oft fälschlich angenommen, sehr wenig mit Geologie zu tun.
Es scheint natürlich makaber zu erwähnen das die großen Brände in den mittelalterlichen Städten zu den besten Helfern in den Datierungsversuchen der Archäologie zählen. Diese Ereignisse sind in den allermeisten Fällen historisch datiert und es gibt fast immer schriftliche Hinweise auf dieses Dramen.
Was des einen Leid.................
Und das verwundert nicht. Auch in Naumburg war die Bauart der mittelalterlichen Häuser fast nur von Fachwerk geprägt, mit Schindeln (Holz) gedeckt und fast nie durch besondere Giebel oder Brandmauern vor dem Nachbargrundstück geschützt. Es ist also verständlich und fast logisch, dass diese Bauart dem Feuer nur allzu reichlich Nahrung bot und ganze Stadtviertel in Schutt und Asche legte, zumal in historischen Zeiten kaum an eine Brandbekämpfung in unserem heutigen Maßstab zu denken war. Es verwundert daher nicht, dass die Brandchronik von unserer Stadt reich an Aufzählungen solcher Ereignisse ist. Bereits in Jahr 1260 wurde das Moritzkloster in Asche gelegt, 1384 war das Rathaus mit dem größten Teil der inneren Stadt dran. 1411 trifft es die Wenzelskirche,1446 die innere Stadt außer der großen Jakobstraße. Das wiederholt sich in den Jahren1454, 1457, 1463 und 1478. Aus dem Jahr 1496 wird von einer Magd berichtet welche die Stadt in Brand gesteckt haben soll. Für diesen Frevel wurde sie dann selbst ein Oper der Flammen, auf dem Scheiterhaufen. Damit aber nicht genug. In dem Unglücksjahr 1517 äscherte das Feuer in nur 8 Stunden 770 Häuser, die Stadtkirche und das Rathaus ein. 1532 wurden 451 Häuser Opfer der Flammen. 1714 erfolgt noch einmal ein Großbrand durch die Pulverexplosion in der Fischstraße und 1716 war der letzte große Brandschaden mit dem Verlust von 255 Häusern zu beklagen. Es ist nur dem Mut und dem unbeugsamen Willen der alten Naumburger zu danken das es unsere Stadt noch gibt, denn der Neuaufbau nach jedem Brand war schwierig und verschlang Unmengen an Geld. Der Schaden belief sich aber nicht nur auf die materielle Seite der damals betroffenen, sondern es gingen ja auch Unmengen an für uns heute historisch wertvollen Schriften, Gebrauchs- und Kunstgegenständen verloren und an den Hausdenkmälerbeständen ist die Spur des Feuers am deutlichsten. So sind in der Wenzelskirche nur ganz wenige Stücke der Ausstattung vor 1517 gerettet. Da dem Archäologen nun in der Regel diese schwerwiegenden Ereignisse durch schriftliche Überlieferungen bekannt sind, kann er auf Grund der Schichtung im Erdreich eine doch recht genaue Bestimmung der ergrabenen Zeit durchführen. Diese Schichten konnten bestehen bleiben, da zu den damaligen Zeiten eine neue Grundierung des Bodens nicht in Mode war. Es wurde planiert, etwas verdichtet, manchmal auch ein neuer Aushub gemacht und auf diesem Untergrund neu gebaut. So schuf man ungewollt eine Art Jahresringe im Erdreich, die zur Datierung bestens geeignet sind.

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