Von Kefferhausen nach Naumburg - der Unstrut-Radweg
Als Naumburger kennt man natürlich die Unstrut, die nur reichlich 2,5 km Luftlinie vom Stadtzentrum entfernt in „unsere“ Saale mündet. Aber kennen wir sie wirklich? Die Unstrut aufwärts nach Wangen zum Fundort der Nebraer Himmelsscheibe oder nach Memleben zur ehemaligen Kaiserpfalz sind sicher viele von uns schon mal gekommen. Auch die Städte Artern, Sömmerda, Bad Langensalza und Mühlhausen sind mir ein Begriff, aber gewesen bin ich dort noch nie. Wo aber liegt Kefferhausen und was gibt es dort besonderes?
Um diese (meine) Bildungslücke zu schließen, habe ich mich mit dem Fahrrad auf Tour begeben. Von Naumburg über Erfurt gelangt man mit der Bahn nach Silberhausen. Wenn man sich dort in seinen Fahrradsattel schwingt erreicht man nach reichlich 6 km Kefferhausen. Hier entspringt in ca. 400 m Höhe über NN die etwa 192 km lange Unstrut und beginnt der Unstrut-Radweg.
Bei ca. 4 Grad und leichtem Niederschlag nahm ich die Tour in Angriff. Zunächst ging es bergab nach Dingelstädt. Danach führte der hervorragend beschilderte Radweg meist auf asphaltierten Wegen, Waldwegen oder auf der Landstraße an der Unstrut entlang, vorbei an österlich geschmückten Dörfern. Nach ca. 25 Kilometern war schon Mühlhausen erreicht und der Niederschlag hatte auch aufgehört.
Die Altstadt Mühlhausens ist noch heute teilweise von imposanten Mauern umgeben. In der Stadt ist die Marienkirche nicht zu übersehen, in der einst Thomas Müntzer predigte.
Nach einer Rast fuhr ich weiter die Unstrut stromabwärts. Der Weg schlängelte sich jetzt meist in Unstrutnähe an endlosen Feldern entlang. Da der Wind stetig von hinten blies erreichte ich mein geplantes Tagesziel, Bad Langensalza, nach insgesamt gefahrenen 55 Kilometern zeitiger als gedacht. Hier schafften es auch erste Sonnenstrahlen die Wolkendecke zu durchbrechen, was die Temperatur von 8 Grad erträglicher machte.
Von dem früheren Reichtum Bad Langensalzas, erworben durch den Waidhandel, zeugen noch heute die großen Kirchen und die gut erhaltene mächtige Stadtmauer mit ihren zahlreichen Wehrtürmen. Viele Häuser in der Innenstadt sind restauriert, am meisten beeindruckten mich aber die zahlreichen Parks und Gartenanlagen.
Als ich am nächsten Morgen weiterfuhr, hatte das Thermometer nach einer frostigen Nacht immerhin schon zwei Grad über Null erreicht, für die Kälte wurde ich aber mit einem wolkenlosen Himmel entschädigt. Auf der ersten Etappe des Tages, die mich mittags nach Sömmerda bringen sollte, gab es neben beständigem Gegenwind zahlreiche positive Eindrücke. Dazu gehörten das Naturschutzgebiet zwischen Nägelstedt und Großvargula, die Spargelfelder um Herbsleben, die Zelte mit blühenden Erdbeerpflanzen bei Gebesee und das Naturschutzgebiet Haßlebener Ried.
Sömmerda erreichte ich auf gut befahrbaren und perfekt beschilderten Wegen. Nach einer Rast, wieder ohne Thüringer Rostbratwurst (die Saison hat wohl noch nicht begonnen?), nahm ich die zweite Tagesetappe in Angriff, die mich zu meinem Tagesziel nach Artern bringen sollte.
Anfangs in unmittelbarer Unstrutnähe, später auch in etwas größerem Abstand konnte ich die Natur bei steigenden Temperaturen, am Ziel waren es immerhin 14 Grad, besser genießen. Bauliche Höhepunkte des Nachmittags waren die Flutmulde der Unstrut bei Sachsenburg und die Wasserburg Heldrungen. Letztere konnte ich allerdings nur mit Schwierigkeiten erreichen, zeigte doch erstmals auf der Tour ein Wegweiser in die falsche Richtung.
Nach insgesamt 91 Tageskilometern kam ich im etwas oberhalb der Unstrut liegenden Artern an. Bei einem den Tag abschließenden Stadtrundgang fand ich auch einige der wenigen bedeutenden Bauwerke der Stadt, die im 12. Jahrhundert erbaute St. Marienkirche und die Veitskirche, die im heutigen sanierten Zustand für Veranstaltungen und als Standesamt genutzt wird.
Der nächste Morgen begann mit strahlendem Sonnenschein und einem Grad über Null. Die letzte Tagesetappe sollte mich über ca. 70 Kilometer zurück nach Naumburg bringen. Zunächst ging es immer am Ufer der Unstrut entlang, bis ich kurz vor der Burg Wendelstein Thüringen verließ und in Sachsen-Anhalt „einreiste“. Der Weg führte mich zunächst um die Burg herum und dann zu ihr hinauf. Obwohl die Besichtigung nur von außen erlaubt ist, weil die Gebäude bewohnt werden, wagte ich durch das einladend offen stehende Tor den Eintritt und konnte den wundervollen Ausblick hinunter ins Unstruttal genießen.
Anschließend brachte mich der Radweg mit deutlich schlechterer Qualität nach Memleben, wo ich einem Blick über die Mauer des Klosters warf. Von da an war der Radweg wieder in gutem Zustand und führte mich über Wangen mit Blick auf die Arche Nebra, weiter nach Nebra und unter der ICE-Brücke hindurch nach Karsdorf.
Hinter Karsdorf steigt die Landstraße Richtung Burgscheidungen leicht an, was bei immer noch beständigem Gegenwind unangenehm sein kann. Am Burgscheidunger Schloss vorbei erreichte ich bald Laucha mit seinem bemerkenswerten Rathaus, der Stadtkirche und dem Glockenmuseum. In Freyburg noch schnell einen Blick auf die Neuenburg und den herzoglichen Weinberg geworfen, dann war das Ende der Tour, die Stadt Naumburg bald in der Ferne sichtbar.
Hinter Großjena am steinernen Festbild vorbei gelangte ich bald an die Mündung der Unstrut in die Saale, die allerdings von dieser Saaleseite aus nur aus der Ferne betrachtet werden kann. Hier ist aber noch nicht das Ende des Unstrutradweges. Erst nach Durchfahrt des Naumburger Blütengrundes endet der Radweg an der Naumburger Wein- und Sektmanufaktur bzw. am Gasthaus zur Henne.
Fazit der Tour ist, dass ich den Unstrut-Radweg Jedermann empfehlen kann, allerdings sollte man sich eine Jahreszeit mit höheren Temperaturen dafür aussuchen. Eine herrliche Natur und sehenswerte Städte und Dörfer kann man mit ihm entdecken. Im Vergleich mit dem Thüringer Teil des Radweges scheint mir bei uns im Burgenlandkreis noch ein wenig Nachholbedarf bezüglich der Ausgestaltung des Weges zu bestehen.
Bürgerreporter:in:Gerd Henschel aus Naumburg (Saale) |
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